Edelmetalle Aktuell


Das Auf und Ab beim Goldpreis setzte sich in den letzten 14 Tagen unvermindert fort. Nach anfänglichen Verlusten, die im Zusammenhang mit der mündlichen Hilfestellung der G7-Staaten für den in letzter Zeit extrem schwachen Dollar standen, folgte das Gold sehr schnell der Kehrtwende des Dollars. Dieser fiel von seinem zwischenzeitlichen Hoch bei 1,5660 am vorletzten Montag auf über 1,5950 und zog dabei das Gold auf 952 $ je Unze und damit auf den höchsten Kurs der Berichtsperiode mit.
Am vergangenen Freitag folgte dann die Bekanntgabe der Quartalszahlen amerikanischer Großbanken und bei Händlern und Investoren keimte daraufhin die Hoffnung auf, dass das Schlimmste in dem Bereich überstanden sein könnte. Zusätzlich gab es noch eine massive Liquiditätsspritze der britischen Notenbank zur Stützung des lokalen Bankenmarktes. Beide Faktoren sorgten für einen erneuten Anstieg des Dollars und das Gold fiel in diesem Umfeld innerhalb weniger Stunden um fast 45 Dollars auf nur noch 904,75 $ zurück.
Bis zum heutigen Nachmittag bewegte sich das Metall dann in einer relativ engen Spanne zwischen 905 $ und 928 $ je Unze. Dabei verpasste es, sowohl den Anstieg des Ölpreises auf über 120 $ je Barrel, als auch den vorübergehenden Anstieg des Euros gegenüber dem Dollar auf 1,60 in Kursgewinne umzusetzen. Was in der einen Richtung nicht klappte, funktionierte heute in der Gegenrichtung dann aber umso heftiger: Als der Dollar am Nachmittag nach besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftszahlen um fast 2,5 Cents zulegen konnte, fiel das Gold durch die Marke von 900 $ und es erreichte am Ende ein Tief bei “nur noch“ 888,75 $ je Unze. Dies war die niedrigste Notierung seit Anfang April. Auf dem Tiefstkurs von damals, bei 872,50 $ je Unze, liegt nun auch die nächste Unterstützung. Sollte dieses Niveau nicht halten, könnte das Metall sogar bis auf mindestens 850 $ durchsacken.
Investoren haben im ersten Quartal 72 Tonnen Gold in Form von ETFs gekauft und die Gesamtmenge der offenen Positionen damit auf 943 Tonnen angehoben. Dies teilte in dieser Woche das World Gold Council, die Interessenvertretung der Goldminengesellschaften, mit. Das populärste Produkt war auch weiterhin das in New York notierte street-TRACKS Gold Shares-Produkt, das alleine für 2/3 der Gesamtmenge verantwortlich ist.
Die Goldproduktion in Südafrika ist im Februar, jenem Monat, in dem die Minen wegen Strommangels für eine Woche geschlossen werden mussten, um 28% niedriger als vor einem Jahr ausgefallen. Das auch vorher schon sinkende Angebot trifft aber auf eine ebenfalls rückläufige Nachfrage: So konnte die Türkei laut den neuesten Zahlen im März 24% weniger Goldschmuck exportieren und die Rückkäufe der Minen fielen im 4. Quartal des vergangenen Jahres um nur noch 8% oder 72 Tonnen.
Silber
Der Handel mit Silber verlief in den letzten beiden Wochen innerhalb einer etwas über 2,- $ breiten Handelsspanne zwischen 16,75 $ und 18,74 $ je Unze. Das weiße Metall entwickelte dabei keinerlei Eigenleben, sondern schwankte in seltener Einmütigkeit parallel zum Goldpreis.
Der Höchstkurs wurde dabei am letzten Donnerstag erreicht. Neben der erwähnten Bewegungen des Goldpreises dürfte auch der Streik in den wichtigsten Kupferminen Chiles eine stützende Rolle gespielt haben. Chile ist mit 55 Mio. Unzen pro Jahr fünftgrößter Silberproduzent der Welt, Codelco zeichnet sich für rund 20% dieser Menge verantwortlich. Der Kupferpreis hatte als Reaktion auf den Streik in der vergangenen Woche mit fast 8.900 $ je Tonne ein neues Allzeithoch erreicht.
Mit den jüngsten Verlusten von heute Nachmittag hat das Silber die bisherige charttechnische Unterstützung von $16,90 nach unten durchbrochen, weitere Verluste und mindestens ein Test der Marke von 16,30 $ (dies war der Tiefstkurs Anfang April) sind nicht länger auszuschließen. Angesichts der jüngsten Preiseskapaden und des weiterhin schwachen Dollars wäre dies in Euro umgerechnet sicher ein einigermaßen erträgliches Einstandsniveau für industrielle Endverbraucher und könnte für Terminabsicherungsgeschäfte für das 2. Quartal genutzt werden. Für das zweite Halbjahr bleiben wir aber weiter deutlich negativer eingestellt.
Auf der oberen Seite gibt es charttechnische Widerstände bei 17,50 $ und 18,10 $ je Unze. Nur wenn letzterer unerwartet durchbrochen werden sollte, dürfte der Silbermarkt wieder nach oben blicken und sich nicht, wie erwartet, eher nach unten orientieren.
Die physische Nachfrage durch die Industrie hatte in den vergangenen beiden Wochen nur anfangs zugelegt, insgesamt gibt es aber noch immer ein deutliches Überangebot an Granalien, dem physischen Grundstoff für industrielle Anwendungen. Diese Überversorgung geht nicht nur auf eine seit einem halben Jahr die meiste Zeit verhaltene industrielle Nachfrage zurück, sondern auch auf ein, aufgrund der hohen Preise erhöhtes Angebot an Altmetall.
Die in London an der Börse notierte Minengesellschaft Hochschild erwartet in diesem Jahr eine Produktion in Höhe von 17 Mio. Unzen, damit wäre das Unternehmen unter den zehn größten Produzenten weltweit. Unter den primären Erzeugern von Silber (bei denen Silber nicht nur Beiprodukt ist) stünde das Unternehmen damit sogar ganz weit oben auf der Liste.