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Steigende Kohlepreise nur ein Zwischenspiel

13.07.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Vor allem sprang der Beitrag der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung nach oben (siehe vorne). Aufgrund der gestiegenen Kohlepreise und des anhaltenden Vormarsches der erneuerbaren Energien ist wohl davon auszugehen, dass auch in den meisten anderen EU-Ländern die Kohlekraft zurückgefahren wurde. Damit dürfte sich per saldo der Trend fallender Emissionen im Energiesektor fortsetzen (Grafik 10).

Und dem steht ein weiterhin massiver Angebotsüberschuss gegenüber. Nachdem im letzten Jahr der Bedarf an Emissionrechten um weitere 2,7% gefallen war, bezifferte die EUKommission den kumulierten Überschuss der letzten Jahre auf knapp 1,7 Mrd. Zertifikate per Ende 2016. Hinzu kommen noch die 900 Mio. zurückgehaltenen Zertifikate (Back-Loading), so dass sich der strukturelle Überschuss sogar auf 2,6 Mrd. Zertifikate aufsummiert. Angesichts dessen ist der Markt dringend auf die Reformen für die vierte Handelsperiode angewiesen.

Der Trilog zwischen Parlament, Kommission und Rat unter neuer Leitung wird im September weitergeführt. Ob die Verhandlungen nach der Sommerpause zügig abgeschlossen werden, ist fraglich, zumal sich mit den Wahlen in Deutschland auch die politischen Verhältnisse ändern könnten. Sicherlich dürfte die EU aber bemüht sein, die Reformen noch vor der Weltklimakonferenz COP23 im November präsentieren zu können.

Maßgeblich für die langfristige Preisentwicklung ist vor allem, dass sich mit den Reformen eine deutliche Verknappung am Markt ab 2019 abzeichnet, insbesondere im Fall einer hohen Überführungsrate in die Marktstabilitätsreserve (siehe dazu Rohstoffe kompakt Energie: Emissionshandel kommt nicht vom Fleck vom März 2017). Wir bleiben also bei unserer Einschätzung, dass sich die Emissionsrechte langfristig verteuern werden. Das knappere Auktionsangebot im August könnten einige Marktteilnehmer als Gelegenheit nutzen, die Preise weiter nach oben zu treiben. Wir halten an unserer Prognose fest und erwarten einen CO2-Preis von 6 Euro je Tonne zum Jahresende.

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Deutscher Börsenstrompreis: Kohlepreis stützt nur temporär

Die deutschen Strompreise an der Europäischen Energiebörse EEX sind von den steigenden Kohlepreisen mit nach oben gezogen worden (Grafik 11). Das ist umso bemerkenswerter, als dass sich der Vormarsch der erneuerbaren Energien fast ungebremst fortgesetzt hat. Ihr Anteil an der deutschen Stromerzeugung sprang wie gesagt von gut 33% im letzten Jahr auf knapp 38% in der ersten Jahreshälfte. Die zu vernachlässigenden Grenzkosten der erneuerbaren Energien drücken in der Regel aufgrund des Merit-Order Effekts den Preis.

Laut einer Studie der Europäischen Kommission reduziert ein um ein Prozentpunkt höherer Anteil erneuerbarer Energiean an der Stromerzeugung den Großhandelspreis um 0,4 Euro je MWh. In der Region Westeuropa zentral (CWE), zu der Deutschland zählt, ist der Effekt mit 0,6 bis 0,8 Euro je MWh sogar noch stäker. Die für die erste Jahreshälfte vorliegenden Daten zeigen zudem, dass vor allem bei der Windkraft immer noch deutlich zugebaut wird.

Offensichtlich haben sich viele Investoren noch vor dem Inkrafttreten des neuen EEGs Investitionen genehmigen lassen. Dass die Börsenstrompreise dennoch gestiegen sind, zeigt einmal mehr, wie eng die deutschen Strompreise noch am Kohlepreis hängen. Wir passen entsprechend unsere Preisprognose an: Kurzfristig heben wir die Prognose für den Future-Preis für Grundlast im nächsten Kalenderjahr an, sehen aber die Preise im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wieder unter 30 Euro je MWh rutschen.

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Auf einen Blick

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