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Reich mit Reis?

15.04.2008  |  Marius Steininger
Long-Engagements in den verschiedenen Getreidesorten war eine der ganz großen Investment-Storys im Rohstoff-Bereich in den vergangenen gut eineinhalb Jahren. Im Anleger-Fokus standen dabei allerdings hauptsächlich Mais, Sojabohnen und vor allem Weizen. Für Reis interessierte sich demgegenüber kaum jemand. Dessen ungeachtet legte das insbesondere in Asien überaus populäre Nahrungsmittel eine “Rallye“ aufs “Börsen-Parkett“, die sich im direkten Vergleich mit den anderen Getreidesorten keineswegs “verstecken“ musste. Ganz im Gegenteil: Seit Sommer 2007 haben sich die Notierungen nämlich glatt verdoppelt - grob über den Daumen gepeilt. Noch beeindruckender ist der Fünf-Jahres-Vergleich: In diesem Zeitraum legten die Kurse um rund 400 Prozent zu. Erfahren Sie, welches die Gründe für den signifikanten Preisanstieg sind und ob die “Hausse“ unvermindert weitergeht.


Prekäre Versorgungssituation

Verantwortlich ist in erster Linie die zunehmend angespannte Versorgungssituation. Während die Nachfrage nicht zuletzt auf Grund der wachsenden Bevölkerung in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern kontinuierlich zunimmt (40 Prozent in den vergangenen beiden Dekaden), ging die Produktionsmenge gerade zuletzt signifikant zurück. Dies wiederum führte dazu, dass die Lagerbestände sich aktuell auf dem niedrigsten Niveau seit 1980 befinden. Ähnlich prekär stellt sich die Lage momentan nur bei Weizen dar.


Vielfältige Ursachen

Die fast schon bedrohliche Reis-Knappheit hat mehrere Ursachen: Als Reaktion auf zum Teil gravierende Ernte-Einbußen haben China, Indien, Vietnam und Ägypten, die zusammen für mehr als ein Drittel der weltweiten Reis-Exporte stehen, ihre Ausfuhren vorerst entweder ganz eingestellt oder aber mindestens erkennbar zurückgefahren, um die eigene Bevölkerung versorgen zu können. Dadurch sind Thailand und die USA mittlerweile zu den größten Export-Nationen geworden. Sofern in Thailand das Wetter einigermaßen “mitspielt“ und es nicht zu einer ähnlichen Dürre-Katastrophe wie 2005 kommt, dürften die Ausfuhren aus asiatischen Königreich im laufenden Jahr um etwa 25 Prozent zunehmen. Anders sieht es da schon in den Vereinigten Staaten aus: Starke Niederschläge haben in einzelnen US-Anbauregionen zu Überflutungen geführt, wodurch sich die Reis-Aussaat massiv verzögert hat. Das US-Landwirtschaftministerium ließ unlängst verlauten, dass zur Stunde gerade einmal elf Prozent der neuen Saat ausgebracht wurde. Im Vorjahr waren es zum jetzigen Zeitpunkt bereits 21 Prozent. Möglicherweise können die Rückstände noch aufgeholt werden. Entscheidend ist jedoch, wie die Ernten insbesondere in den eingangs erwähnten asiatischen Staaten ausfallen werden.

Erschwert wird die Situation durch den Trend in einigen typischen Agrar-Nationen statt Reis vermehr andere Feldfrüchte zu kultivieren, um an einem möglichen Ethanol-Boom zu partizipieren. Gleichzeitig fallen in den Schwellenländern Tag für Tag unzählige Ackerflächen weg, weil lieber Fabriken, Bürokomplexe oder Wohnanlagen errichtet werden. Da diese Entwicklung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anhalten wird, ist längerfristig eine erhebliche Steigerung des Reis-Outputs eher unwahrscheinlich. Von daher ist es gut möglich, dass wir die Höchstkurse längst noch nicht gesehen haben.


Vor Einstieg Rücksetzer abwarten

Dennoch sollten Anleger vor einem Einstieg entweder in CFDs oder das neue Open-End-Zertifikat der ABN Amro (WKN AA0WT4) auf Rücksetzer warten. Gegenwärtig ist der Markt unserer Einschätzung nach zu “heiß gelaufen“, so dass das Chance/Risiko-Verhältnis nicht mehr optimal ist. Immerhin besteht ja die Möglichkeit, dass die ernten in den bedeutendsten Anbau-Staaten höher ausfallen als derzeit befürchtet. Dann wären heftige Kurs-Korrekturen vorprogrammiert. Trotz der insgesamt recht positiven Zukunfts-Perspektiven für die „Reis-Bullen“ erscheint kurzfristig daher etwas Vorsicht angebracht. Aber zu Notierungen zwischen 1.800 und 2.000 US-Cents können Risiko bewusste Anleger ein Engagement durchaus in Betracht ziehen.


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