• Samstag, 10 Mai 2025
  • 22:30 Frankfurt
  • 21:30 London
  • 16:30 New York
  • 16:30 Toronto
  • 13:30 Vancouver
  • 06:30 Sydney

Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Geht die Puste aus?

01.02.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 2 -
Mais:

Zwar arbeitet sich auch der Maispreis langsam nach oben, kommt bisher aber mit um 360 US-Cents je Scheffel erst langsam wieder auf ein Niveau, wie es vor dem Anstieg und Fall in der Jahresmitte 2016 lange geherrscht hatte. Auch hier belastet die hohe Verfügbarkeit, denn nach 2015/16 mit einem ausgeglichenen Markt soll die Saison 2016/17 wieder mit einem Überschuss von 11 (USDA) bzw. 17 (IGC) Mio. Tonnen schließen. Die weltweiten Bestände würden damit einen neuen Rekord erklimmen (Grafik 4).

Dazu trägt die rekordhohe US-Ernte maßgeblich bei, auch wenn diese vom USDA in seinen Januarprognosen leicht unter dem Vormonat angesetzt wurde. Die US-Ernte und auch die in Argentinien und Brasilien auf Rekordhoch erwarteten Mengen - hier wird gerade für die zweite, größere (Winter-)Ernte gesät, die zwischen Mai und September geerntet wird - gleichen die wieder schwache EU-Ernte mehr als aus. Inzwischen werden für 2017/18 bereits Schätzungen abgegeben, wie stark die verschlechterte Preisrelation zu anderen Getreiden und Ölsaaten zu einer Einschränkungen der Maisfläche in den USA zur nächsten Ernte führen dürfte (Grafik 5).

Open in new window

In seinen 10-Jahresprognosen hat das USDA im Dezember nur 90 Mio. Morgen eingestellt. Dies wären 4,5 Mio. Morgen weniger als bei der letzten Aussaat und entspricht auch in etwa den Absichten der vom Farm Futures Magazin befragten Landwirte. Die Schätzung des Analysehauses Informa Economics liegt nur leicht darüber. Ein Rückgang der Produktion im Bereich von 20 Mio. Tonnen scheint dann 2017/18 allein flächenbedingt durchaus möglich. Und ob die Erträge wieder wie zuletzt rekordhoch sein werden, ist ebenfalls fraglich. Dies muss aber die weltweite Bilanz nicht ins Minus rutschen lassen.

Knapp wird Mais schon angesichts der hohen Bestände nicht, was eine deutliche Preiserholung erschwert. Andererseits dürfte die Unsicherheit über die tatsächliche Politik des neuen US-Präsidenten noch länger erhalten bleiben, sei es die (Erneuerbare) Energiepolitik oder die Handelspolitik - mit NAFTA etwa steht immerhin auch der Handel mit Mexiko, dem größten Nachfrager nach US-Mais, zur Debatte.

Dennoch setzen in der letzten Berichtswoche die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer erstmals seit Sommer 2016 wieder mehrheitlich auf steigende Maispreise. Für das vierte Quartal 2017 prognostizieren wir einen US-Maispreis von 380 US-Cents je Scheffel. In Paris erwarten wir dann einen Preis von 170 EUR je Tonne. Einen deutlichen Anstieg des EU-Preises halten wir für unwahrscheinlich, zumal in der EU mit einer merklichen Produktionserholung zu rechnen ist - normale Witterung vorausgesetzt.


Sojabohnen und Raps:

Auch bei Sojabohnen ist die Versorgungslage alles andere als knapp. Entsprechend waren die Preise 2016 nach einem steilen Anstieg in den ersten Monaten abgesackt als klar wurde, dass den USA zum dritten Mal in Folge eine Rekordernte ins Haus stehen würde und die globale Bilanz nicht wie zunächst befürchtet in ein Defizit rutschen würde. Schon zu dieser Zeit wurde auch für Brasilien eine rekordhohe Ernte von über 100 Mio. Tonnen eingepreist, die sich nun offensichtlich bewahrheitet (Grafik 6). Seit dem Herbst geht es aber wieder aufwärts und der Sojabohnenpreis schloss das Jahr 15% im Plus. Seit zwei Monaten bewegt er sich zumeist wieder über der Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel, aktuell bei 1.030 US-Cents je Scheffel.

Der Markt scheint die Nachrichten über Rekordernten verdaut zu haben - zumal die rekordhohe US-Ernte vom USDA in seinen Januarschätzungen etwas niedriger als im Vormonat angegeben wurde - und konzentrierte sich zuletzt mehr auf Meldungen über einen Kürzungsbedarf wegen der Überschwemmungen in Argentinien. Die letzten Schätzungen weisen hier eher in Richtung einer Ernte von 52-53 Mio. Tonnen, während zuvor häufig von 55-57 Mio. Tonnen ausgegangen wurde. Das USDA behielt im Januar noch seine optimistische Annahme von 57 Mio. Tonnen bei.

Auf der Nachfrageseite halfen auch die guten Handelsdaten der letzten Zeit dem Preis auf, zuletzt die hohen Sojabohnenimporte Chinas im Dezember. China als mit Abstand größter Abnehmer am Weltmarkt dürfte auch mittelfristig seine Importe weiter ausbauen. Von den starken Dezemberzahlen - als 9 Mio. Tonnen importiert wurden - dürfte es allerdings einen Rückgang geben. Das China National Grain and Oils Information Center rechnet für Januar mit 8 Mio. Tonnen, für Februar und März mit weiteren Rückgängen auf 6 bzw. 7 Mio. Tonnen.

Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen bei Sojabohnen mehrheitlich auf weiter steigende Preise. Wir halten dies dagegen für unwahrscheinlich. Denn setzt sich die Erwartung durch, dass in den USA - wie laut einer Umfrage des Farm Futures Magazin unter US-Landwirten geplant - die Sojabohnenfläche massiv ausgeweitet wird und erstmals seit 1983 wieder mit der Maisfläche gleichzieht, dürfte dies dem Preis einen Dämpfer versetzen. Selbst wenn sich die Erträge wieder normalisieren, dürfte eine Ausdehnung der Fläche um fast 7 Mio. Morgen oder 8% eine weitere hohe US-Ernte ermöglichen. Wir prognostizieren für das vierte Quartal 2017 einen Sojabohnenpreis in Chicago von 950 US-Cents je Scheffel.

Der Rapspreis in Paris legte über das Jahr 2016 um rund 10% zu und steigt auch früh in 2017 (Grafik 7).

Open in new window

Aktuell ist Raps dort mit 426 Euro je Tonne so teuer wie zuletzt im Frühsommer 2013. Nach zwei Jahren rückläufiger EU-Produktion und der Aussicht auf ein zweites Defizitjahr in Folge am globalen Rapsmarkt, verwundert dies nicht. Anders als 2015, als sich der Rapspreis im Umfeld eines fallenden Sojabohnenpreises behauptete, kam diesmal auch von dieser Seite Rückenwind. In der EU, dem größten Rapsproduzenten der Welt, dürfte nach Ansicht von Strategie Grains die Rapsfläche zur Ernte 2017 angesichts der positiven Preisentwicklung leicht höher als im Vorjahr sein.

In Deutschland ist sie laut Statistischem Bundesamt nur marginal größer, da vielfach witterungsbedingt ein Umbruch der im Herbst bestellten Fläche notwendig war. Oil World rechnet damit, dass auch in Kanada, dem zweitgrößten Produzenten, im Frühjahr angesichts des recht hohen Preisniveaus eine etwas höhere Fläche mit Raps bestellt werden dürfte. Eine Erholung der globalen Produktion ist dann möglich, aber Raps dürfte auch dann noch recht knapp bleiben.

Für den gesamten Ölsaatenmarkt wird wichtig sein, wann und wie stark sich die Palmölproduktion von ihrem lange durch die El-Niño-Trockenheit in Südostasien verringerten Niveau erholt. Oil World rechnet damit, dass die Produktion bis 2018 wieder kräftig anzieht - keine guten Aussichten für die Hersteller konkurrierender Pflanzenöle. Entsprechend erwarten wir für das vierte Quartal 2017 einen Rapspreis in Paris von 390 Euro je Tonne.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)