Kupfer vor baldiger Abwärtsbewegung?


Angespannte Versorgungssituation
Fakt ist auf jeden Fall, dass sich die Versorgungssituation am Kupfermarkt entgegen der Vermutung vieler Marktbeobachter keineswegs entspannt hat: Gab es im Jahr 2006 noch einen globalen Überschuss von 287.000 Tonnen, wies der Markt im vergangenen Jahr ein Angebotsdefizit von 42.000 Tonnen auf. Ganz offensichtlich sind die Minen-Gesellschaften nicht in der Lage, den Output so stark und so schnell auszuweiten, wie der Bedarf wächst. Die Ursachen hierfür liegen vor allem darin, dass die meisten Kupfer-Lagerstätten sich in Ländern befinden, in denen es immer wieder zu Streik oder politischen Problemen kommt (Südamerika). In Anbetracht des sehr lukrativen Preisniveaus ist zwar damit zu rechnen, dass die Produzenten alles daran setzen werden, um die Kapazitäten hochzufahren. Ob dies jedoch gelingt, müssen wir abwarten. Bislang jedenfalls war diesem Vorhaben nur mäßiger Erfolg beschieden.
Anhaltend hohe asiatische Nachfrage
Ohne Zweifel ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage insbesondere aus den asiatischen Boom-Staaten nach wie vor hoch bleiben wird. In China verfügen immer noch große Teile der ländlichen Bevölkerungen nicht über Strom. Die Regierung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, dies zu ändern, nicht zuletzt um der Gefahr von Unruhen vorzubeugen. Für die entsprechenden Leitungen werden große Mengen an Kupfer benötigt und auch die Bau-Industrie dürfte bis auf weiteres ein dankbarer Abnehmer bleiben. Bedenkt man ferner, dass Indien in seiner Entwicklung etwa zehn Jahre hinter China zurückhinkt, wird Kupfer auch in den kommenden Jahren ein knappes und begehrtes Gut bleiben, selbst wenn die Minen-Produktion ansteigen sollte. Längerfristig ist das "bullische" Szenario also nach wie vor weitgehend intakt, selbst wenn es in den etablierten Industrie-Staaten zu einer konjunkturellen Abschwächung kommen sollte. Wir hatten ja schon öfter darauf hingewiesen, dass die wirkliche "Musik" in Bezug auf Rohstoffe in Asien spielt. Ansonsten wären die Metallpreise in den Jahren 2000 bis 2003 sicherlich nicht so deutlich angestiegen. Immerhin lief es seinerzeit in den USA und Europa wirtschaftlich alles andere als rund.
Londoner Lagerbestände im “Sinkflug“
Der chinesische "Kupfer-Hunger" zeigte sich vor allem in Januar überdeutlich. Im ersten Monat des laufenden Jahres hatten die Importeure aus dem "Reich der Mitte" massiv Kupfer gekauft, weil die inländischen Preise über den Weltmarktpreisen lagen. Im Februar gingen die Einfuhren dann zwar um etwa fünf Prozent zurück. Aber dennoch waren sie hoch genug, um für deutlich rückläufige Lagerbestände an der London Metal Exchange (LME) zu sorgen. Insofern verwundert es nicht, dass die Londoner Vorräte seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent von gut 200.000 Tonnen auf aktuell nur noch knapp 125.000 Tonnen gefallen sind. Diese Daten waren natürlich Wasser auf die Mühlen der Kupfer-Bullen. Mittelfristig jedoch muss mit einer signifikanten Erholung der LME-Lagerbestände gerechnet werden.
Chinas “Kupfer-Hunger“ vorerst gestillt
Denn in den kommenden Monaten steht zu erwarten, dass die chinesischen Einfuhren nicht unerheblich zurückgehen. Im ersten Quartal wurde sehr viel mehr Kupfer als tatsächlich benötigt importiert. Dadurch sind die Lagerbestände in Shanghai erkennbar angewachsen und die Inlandspreise haben entsprechend nachgegeben. Derzeit gibt es für die Chinesen somit keinen Grund, weiterhin aggressiv als Käufer am Kupfermarkt aufzutreten. In der Vergangenheit hat sich zudem immer wieder gezeigt, dass China gerne bereits zu Jahresbeginn so viel Kupfer einkauft, dass die Wirtschaft bis Jahresende versorgt ist, um im Fall spekulativer Übertreibungen nicht in die Bredouille zu geraten. Wir erwarten, dass es 2008 wieder so laufen wird. Kurz- bis mittelfristig ist daher eine Abschwächung der Nachfrage nicht auszuschließen, die zu einem Anstieg der Lagerbestände führen wird und die Kupferpreise unter Druck bringen könnte. Unserer Ansicht nach sollten Anleger daher Ausschau nach einem geeigneten Short-Einstiegszeitpunkt halten.
Technik deutet Trendwende nach unten an
Auch charttechnisch deutet sich mittlerweile eine Trendwende nach unten an. Derzeit sieht es stark danach aus, als bildet der Markt im Bereich von vier US-Dollar pro amerikanisches Pfund ein "bärisches" Doppelhoch aus. Bislang kann sich COMEX-Copper zwar noch über seiner 18-Tage-Linie behaupten. Aber ein Unterschreiten ist unserer Einschätzung nur eine Frage der Zeit, zumal die Stochastik bereits ein Verkaufssignal generiert und der MACD kurz davor steht, dies ebenfalls zu machen. Ebenso befindet sich der RSI auf dem Rückzug. Zur Stunde ist der Short-Einstieg natürlich noch mit gewissen Risiken behaftet, weil es sich auch lediglich um eine kleinere Korrektur handeln könnte. Wer daher eher auf Nummer sicher gehen möchte, sollte abwarten bis der Markt die wichtige Unterstützung bei 3,80 US-Dollar unterschreitet. Dann steht einem weiteren Preisverfall bis in den Bereich von wenigstens 3,50 US-Dollar aus technischer Sicht nichts mehr im Wege.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de