Energie: Nachösterliche Hausse

Unruhen im Irak haben in den letzten Tagen einmal mehr dazu geführt, dass die Ölnotierungen auf breiter Front anzogen. Brent und WTI verbuchten starke Aufschläge und notierten zuletzt wieder deutlich über der 100-Dollar-Marke. Der Anschlag auf eine Pipeline im Irak führte dazu, dass die Förderung zeitweise um 300.000 Barrel zurückging. Die Pipeline wurde recht schnell wieder repariert, so dass die Förderung zügig die alte Marke von rund 2 mbpd erreichen sollte. Neues Ungemach droht dem Irak aber durch den türkischkurdischen Konflikt im Nordirak, der Ende letzter Woche erneut zu Kämpfen führte. Das irakische Exportvolumen von etwa 1,5 mbpd bleibt damit ein Wackelkandidat in der weltweiten Ölversorgung.
Spekulanten auf dem Rückzug
Was sich in der Karwoche bereits angedeutet hatte, setzte sich in der Woche nach Ostern fort. Nach der CFTC-Statistik haben die Spekulanten ihre Longpositionen am Ölmarkt per 25. März drastisch reduziert. Zu Beginn der zweiten Märzwoche wurde mit einer Netto-Long-Position von gut 113.000 Kontrakten noch der Rekordwert von Ende Juli 2007 mit 127.5000 Kontrakten ins Visier genommen. Innerhalb von 14 Tagen ist die Netto-Long-Position mittlerweile jedoch um mehr als 50% auf nur noch knapp 53.900 gefallen. In den letzten zwei Wochen haben die Spekulanten damit etwa 60.000 Kontrakte glattgestellt. Dies entspricht einem Volumen von immerhin 60 Mio. Barrel im Wert von mehr als 6 Mrd. US-Dollar.
Hedge Funds schon wieder auf Einkaufstour?
Allerdings dürfte sich dieser Trend schon sehr bald wieder in die andere Richtung verändern. Denn die im Vergleich zur CFTC-Statistik aktuelleren Daten über das Open Interest für WTI-Futures zeigen, dass das rapide Zusammenschmelzen des Open Interests in den letzten Tagen gestoppt wurde. Mit dem jüngsten Anstieg des Ölpreises hat auch das Open Interest wieder deutlich zugenommen. Steigende Ölpreise in Verbindung mit einer deutlichen Zunahme des Open Interest deuten darauf hin, dass die institutionellen Anleger, die ihr Rohstoff-Exposure seit der Bear-Stearns-Krise sehr schnell reduziert haben, bereits wieder neue Long-Positionen aufbauen. Die Investmentnachfrage dürfte damit neben den politischen Querelen im Irak ein weiterer Grund dafür gewesen sein, dass die Ölpreise in den letzten Tagen wieder angezogen haben.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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