Mais: Jetzt noch long gehen?


Versorgungslage keineswegs üppig
Trotz der signifikanten Ausweitung der amerikanischen Anbauflächen in 2007 ist die Versorgungslage derzeit keineswegs üppig. Anfang Februar gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt, dass man für die bis zum 30. September laufende 2007/08er Saison mit Endbeständen in einer Höhe von 1,438 Milliarden Scheffel rechnet. Das sind zwar rund 140 Millionen Scheffel mehr als im Jahr zuvor. Auf Grund des höheren Verbrauchs reduziert sich das Ending Stock to Use Ratio aber dennoch von zwölf auf elf Prozent. Dies bedeutet den niedrigsten Wert in den zurückliegenden vier Jahren. Auch auf globaler Ebene sollen die Vorräte von 107 auf 102 Millionen Tonnen fallen. Einige Marktteilnehmer zeigten sich von den unveränderten Schätzungen enttäuscht, weil sie im Vorfeld mit einer weiteren Reduktion der Bestände gerechnet hatten. So erklärt sich denn auch der leichte Preisrückgang Anfang Februar.
Weiter fallende Endbestände prognostiziert
Am 22. dieses Monats erhielten die "Haussiers" dann aber "neue Nahrung": Für das nächste Wirtschaftsjahr sagten die amerikanischen Experten eine niedrigere Produktion voraus. Folgerichtig prognostiziert die Behörde einen weiteren Rückgang der Vorräte auf nur noch 1,243 Milliarden Scheffel. Das Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch soll lediglich zehn Prozent betragen und damit nur ein Prozent über dem Tief aus dem Jahr 2004 liegen. Vor dem Hintergrund dieser sehr "bullischen" News erstaunt es nicht, dass Mais unbeirrt auf die Marke von 550 US-Cents zusteuert.
Anbaufläche entscheidend
Ob es jedoch tatsächlich zu einem geringeren amerikanischen Output kommt, bleibt abzuwarten. In den nächsten Wochen wird es die ersten einigermaßen verlässlichen Vorhersagen geben, wer den diesjährigen "Kampf ums Ackerland" gewinnt. Bei den gegenwärtigen Preisen ist der Mais-Anbau in jedem Fall hochlukrativ für die Farmer. Entscheidende monetäre Nachteile gegenüber der Kultivierung von Weizen oder Sojabohnen gibt es zur Stunde nicht mehr. Das könnte dazu führen, dass schlussendlich doch mehr Mais angebaut wird als gegenwärtig eingepreist ist, zumal Mais als sehr robuste Pflanze gilt, mit der man wenige Probleme hat. In diesem Fall wären Kurs-Rückgänge wie im letzten Jahr zumindest nicht völlig auszuschließen. Für übermäßig wahrscheinlich erachten wir ein solches Szenario allerdings nicht. Wir rechnen eher damit, dass verstärk Weizen gesät wird, da hier die Versorgungssituation aktuell erheblich angespannter ist. Dennoch sollte man vor einer Positionierung in der einen oder anderen Richtung die ersten Zahlen zu den Anbauflächen abwarten.
Wachsende Ethanol-Industrie
Weitgehend unbestritten dürfte es hingegen sein, dass der Mais-Verbrauch in Zukunft zunimmt. Der entscheidende Faktor in diesem Zusammenhang ist die Ausweitung der Ethanol-Produktion. Bislang konnte der Industriezweig die hohen in ihn gesteckten Erwartungen noch nicht erfüllen. Aber die anhaltende Klimaschutz-Debatte sowie die exorbitant hohen Öl- und Benzinpreise werden hier sicherlich für eine Verstärkung des Trends hin zum Biosprit sorgen. Bislang rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem Anstieg der Mais-Nachfrage seitens der Ethanol-Industrie von 3,2 auf 4,1 Milliarden Scheffel in der Saison 2008/09. Wenngleich das bereits einem Wachstum von knapp 30 Prozent entspricht, können wir uns gut vorstellen, dass diese Schätzung zu defensiv ist, vor allem weil die Zucker-Notierungen zuletzt ebenfalls stark gestiegen sind und damit die Option, billiges aus Zuckerrohr hergestelltes brasilianisches Ethanol zu importieren zunehmend schwindet.
Fundamentals moderat "bullische"
Alles in allem stellen sich die Fundamentals derzeit unverändert positiv im Hinblick auf weiter steigende Kurse dar. Einziger Risikofaktor ist eine wie im letzten Jahr deutliche Ausweitung der Anbaufläche für Mais. Auch wenn wir diese Gefahr für nicht übermäßig wahrscheinlich erachten, müssen Anleger sich im Klaren darüber sein, dass das Eingehend von Long-Positionen in Mais auf dem aktuellen Kurs-Niveau nicht ohne Risiken ist. Short-Engagements sollten - wenn überhaupt - frühestens in Betracht gezogen werden, wenn die Anbaufläche tatsächlich überproportional deutlich zunimmt.
Technische Trendwende noch nicht in Sicht
Charttechnisch scheint bei Mais für die "Haussiers" gegenwärtig noch weitgehend "alles in Butter" zu sein. Sämtliche Aufwärtstrends sind intakt und der ehemalige Widerstand bei 520 US-Cents wurde erkennbar überwunden. Zudem generiert der MACD nach wie vor ein Kaufsignal. Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass der Markt signifikant überkauft ist. Folgerichtig kam es im Bereich des oberen Bollinger Bandes dann auch zu Rücksetzern bei März-Mais. Abgesehen davon zeigen sich sowohl beim MACD als auch bei der Stockastik "bärische" Divergenzen. Der letztgenannte Indikator hat darüber hinaus unlängst auch von "kaufen" auf "verkaufen" gedreht. Gegenwärtig ist der sofortige Short-Einstieg noch zu riskant, weil dadurch gegen die vorherrschenden Trends gehandelt würde. Versuchen könnte man die "kurze Seite" bei einem nachhaltigen Unterschreiten des Supports bei 520 US-Cents, zumal dann auch der Aufwärtstrend gebrochen wäre.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de