Oil Markets Weekly

Die US-Sorte WTI markierte in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch bei 101,32 USD. Auch die Nordseesorte Brent stieg aufgrund des massiven Zuflusses von spekulativem Kapital auf ein Hoch von 99,22 USD. Commodities, insbesondere Öl, werden von den Investoren als Hedgeinstrumente gegen zunehmende Inflationsängste eingesetzt. Zudem sorgten mögliche Lieferunterbrechungen aus Venezuela und Nigeria für zusätzlichen Auftrieb. Das südamerikanische Land befindet sich weiterhin im Streit mit ExxonMobil und den USA. In Nigeria sorgen militante Rebellengruppen nach wie vor für Unruhe und gefährden somit die Lieferbeständigkeit des afrikanischen Landes. Nachrichten von der OPEC sorgten ebenfalls für Unterstützung. Das Erdölkartell wird auf seiner nächsten Konferenz ihren Output entweder unverändert lassen oder möglicherweise sogar drosseln, wie dies einige Mitglieder, u. a. der Iran, in der jüngsten Vergangenheit gefordert haben.
Die Tatsache einer Förderkürzung ist u. E. jedoch angesichts der stark gestiegenen Ölkurse eher unwahrscheinlich. Nach der Veröffentlichung der US-Lagerbestände und wieder aufkeimenden Sorgen über die US-Wirtschaft, unterstützt von pessimistischen Wachstumsschätzungen der Fed, gaben die Ölnotierungen zur Wochenmitte etwas nach. Meldungen über eine türkische Bodenoffensive im Nordirak gegen Stellungen der kurdischen Arbeiterpartei PKK und warnende Worte des Irans gegenüber weiteren UN-Sanktionen halten die Ölkurse aber auf ihrem hohen Niveau um die 99 USD.
Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass die Ölnotierungen auf dem aktuellen Niveau fundamental nur schwer zu rechtfertigen sind. Die OPEC hat den Output in den letzten Monaten deutlich erhöht und in den Nicht-OPEC-Staaten haben mehrere neue Projekte ihren Betrieb aufgenommen bzw. werden dies in den kommenden Monaten tun. Darüber hinaus sprechen die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) und die saisontypische Schwächephase der globalen Ölnachfrage im zweiten Quartal für eine neuerliche Korrektur.
US-Lagerbestände
Die US-Rohöl-Vorräte haben sich in der Woche zum 15. Februar um 4,2 Mio. boe auf 305,3 Mio. boe erhöht. Damit sind die Rohöl-Bestände zum sechsten Mal in Folge gestiegen. Der Anstieg begründet sich mit den gestiegenen Importen und einem deutlichen Rückgang der Raffinerieauslastung. Die Öl-Einfuhren konnten um 365 Tsd. bpd auf 10,1 Mio. bpd zulegen, als Grund wurde u. a. die Wiederaufnahme des Schiffverkehrs entlang der US-Golfküste nahe Houston genannt. Dieser wurde in der Woche zum 8. Februar wiederholt wegen starkem Nebel eingestellt. Die Auslastung der Raffinerien ging angesichts schwacher Margen um 1,6 Prozentpunkte auf aktuell 83,5% zurück. Die Rohöl-Vorräte liegen jetzt wieder 1,3% (4,1 Mio. boe) oberhalb ihres 5-Jahres-Durchschnitts.
Die Destillate-Vorräte haben sich um 4,5 Mio. boe auf 122,5 Mio. boe verringert. Die Heizöl-Bestände nahmen um 1,5 Mio. boe auf jetzt 35,2 Mio. boe ab. Auch wenn sich der Winter langsam dem Ende nähert, wird der Nordosten der USA immer wieder von kaltem Wetter heimgesucht. Dies führt zu einer Zunahme der Heizöl-Nachfrage und somit zu einem Lagerbestandsabbau. Die Heizöl-Vorräte liegen 24,6% (11,5 Mio. boe) unter ihrem Vorjahreswert und 20,3% (9,0 Mio. boe) unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitts.
Die US-Benzin-Vorräte konnten erneut zulegen. Sie stiegen um 1,1 Mio. boe auf aktuell 230,3 Mio. boe. Dies entspricht dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Der wiederholte Anstieg lässt sich mit der sich fortsetzenden Nachfrageschwäche nach Kraftstoff begründen. Zudem befinden sich die Benzinpreise für amerikanische Verhältnisse auf nach wie vor hohem Niveau. Die Bestände liegen 3,7% (8,1 Mio. boe) über ihrem Vorjahresniveau und 6,7% (14,5 Mio. boe) oberhalb ihres 5-Jahres-Durchschnitts.

© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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