Oil Markets Weekly

Politische Themen haben die Ölnotierungen zum Ende der vergangenen Woche gestützt. Insbesondere der erneute Ausfall von Produktionskapazitäten in Nigeria und der Gerichtsstreit zwischen ExxonMobil und Venezuela über Abfindungszahlungen für die letztjährige Verstaatlichung mehrerer Projekte weckten neue Ängste vor Angebotsausfällen. Dies überschattete die schwachen Konjunkturdaten und einen unerwartet kräftigen Lagerbestandsaufbau in den USA. Beide Faktoren hatten zwischenzeitlich einen Rückgang von Brent und WTI bis auf gut 87 USD zur Folge gehabt.
Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass die Ölnotierungen auf dem aktuellen Niveau fundamental nur schwer zu rechtfertigen sind. Die OPEC hat den Output in den letzten Monaten deutlich erhöht und in den Nicht-OPEC-Staaten haben mehrere neue Projekte ihren Betrieb aufgenommen bzw. werden dies in den kommenden Monaten tun. Darüber hinaus sprechen die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) und die saisontypische Schwächephase der globalen Ölnachfrage im zweiten Quartal für eine Fortsetzung der Korrektur.
Ölpreisentwicklung
Politische Themen haben die Ölnotierungen zum Ende der vergangenen Woche gestützt. Insbesondere der erneute Ausfall von Produktionskapazitäten in Nigeria und der Gerichtsstreit zwischen ExxonMobil und Venezuela über Abfindungszahlungen für die letztjährige Verstaatlichung mehrerer Projekte weckten neue Ängste vor Angebotsausfällen. Dies überschattete die schwachen Konjunkturdaten und einen unerwartet kräftigen Lagerbestandsaufbau in den USA. Beide Faktoren hatten zwischenzeitlich einen Rückgang von Brent und WTI bis auf gut 87 USD zur Folge gehabt. Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass die Ölnotierungen auf dem aktuellen Niveau fundamental nur schwer zu rechtfertigen sind. Die OPEC hat den Output in den letzten Monaten deutlich erhöht und in den Nicht-OPEC-Staaten haben mehrere neue Projekte ihren Betrieb aufgenommen bzw. werden dies in den kommenden Monaten tun. Darüber hinaus sprechen die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) und die saisontypische Schwächephase der globalen Ölnachfrage im zweiten Quartal für eine Fortsetzung der Korrektur.
Überraschend sind in der vergangenen Woche auch die Destillate-Vorräte gestiegen. Insbesondere durch eine Erhöhung bei Heizöl verbesserten sich die Bestände um 135 Tsd. auf 127,1 Mio. boe. Dieses Bild könnte sich jedoch bereits in der kommenden Woche wieder drehen, da Meteorologen für den Nordosten der USA eine kurzfristige Kältewelle vorhergesagt haben, was die Heizölnachfrage nochmals nach oben treiben würde. Im historischen Vergleich liegen die Destillate-Vorräte inzwischen wieder in der oberen Hälfte der 5-Jahres-Range (+10,3% bzw. 11,9 Mio. boe), obwohl die Heizöl-Komponente unverändert deutlich im negativen Bereich verbleibt (-18,1% bzw. 8,0 Mio. boe).
Trotz der schwachen Raffinerieaktivitäten haben sich die US-Benzin-Vorräte nochmals um 3,6 Mio. boe auf jetzt 227,5 Mio. boe erhöht. Dies markiert den höchsten Stand seit Februar 1994 und den dreizehnten Lagerbestandsaufbau in Folge. Neben dem saisontypischen Vorratsaufbau zwischen Oktober und Februar ist dies u.E. auch ein Zeichen der aktuellen Konsumschwäche in den USA, die auf die Benzinnachfrage (Januar 2008 yoy: -0,1%) drückt.

Weitere Informationen
In der vergangenen Woche sind wieder geopolitische Themen in den Fokus der Ölmärkte gerückt. Nur wenige Tage nachdem sich der nigerianische Ölminister zuversichtlich zu den Möglichkeiten einer kurzfristigen Wiederherstellung der Fördermöglichkeiten im Niger-Delta geäußert hat (siehe Oil Markets Weekly vom 4.02.08), haben Sicherheitsprobleme zu einer Einstellung der Exporte vom Bonny Light- bzw. vom Forcados-Terminal geführt. Dem Betreiber Royal Dutch Shell zufolge können mehrere leckende Pipelines infolge der unsicheren Lage nicht repariert werden. Da für März zudem Modernisierungsarbeiten auf dem Bonga-Ölfeld geplant sind, könnte sich der Ausfall der nigerianischen Ölproduktion im kommenden Monat auf 1 Mio. bpd belaufen. Presseberichten zufolge wollen einige Rebellengruppen die Gespräche mit der Landesregierung kurzfristig wieder aufnehmen, um die Behinderungen bei den Exporten abzubauen.
Ängste vor einem Lieferausfall kommen derzeit auch aus Venezuela. Mehrere internationale Gerichte haben Vermögensgegenstände der staatlichen Ölgesellschaft PdVSA im Wert von etwa 12 Mrd. USD zugunsten des Ölmultis ExxonMobil eingefroren. Nach Unternehmensangaben beeinflusst dies das Tagesgeschäft zwar nicht, Venezuelas Staatspräsident Hugo Chavez drohte den USA dennoch mit einer Einstellung der Rohöllieferungen. Chavez hatte im Juni des vergangenen Jahres die Verstaatlichung der Ölindustrie in seinem Land angeordnet, woraufhin die US-amerikanischen ExxonMobil und ConocoPhillips das Land verlassen und Entschädigungsklage an internationalen Gerichtshöfen eingereicht hatten. Etwas sanftere Töne als sein Präsident schlug zuletzt der venezuelanische Ölminister ein, der angesichts der technischen und finanziellen Probleme von PdVSA um Investitionen westlicher Unternehmen warb und eine neue Lizensierungsrunde für die Erschließung von Ölfeldern ankündigte.
Um ausländische Investitionen “werben“ will auch Ecuadors Präsident Rafael Correa, obwohl dessen Wortwahl einen faden Beigeschmack hinterlässt. So kündigte er an, “geeignete Maßnahmen“ zu ergreifen, sollten sich die derzeit in seinem Land aktiven Unternehmen nicht auf Neuverhandlungen der bestehenden Verträge und weitere Investitionen einlassen. Ecuador produziert zwar nur rund 500 Tsd. Barrel Öl täglich, bildet aber ein weiteres Mitglied im Kreis der Staaten, die den Druck auf die internationalen Ölkonzerne in den letzten Jahren deutlich erhöht haben.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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