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OPEC vor großen Herausforderungen

11.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Das Überangebot kann auf drei Möglichkeiten abgebaut werden: Die Nachfrage könnte stärker steigen als erwartet, womit auch der Bedarf an OPEC-Öl steigen würde. Dies scheint allerdings kaum realistisch. Denn die Prognose der IEA für das Wachstum der globalen Ölnachfrage beträgt bereits 1,3 Mio. Barrelpro Tag. Sie liegt damit leicht über dem durchschnittlichen Anstieg der vergangenen 10 Jahre.

Zwar könntendie Industrieländer in diesem Jahr positiv überraschen. So dürfte die US-Wirtschaft in diesem Jahr deutlich stärker wachsen als in den vergangenen Jahren und die Wirtschaft der Eurozone erstmals seit drei Jahren wieder eine positive Wachstumsrate aufweisen. Dies könnte aber durch einen geringeren Anstieg der Ölnachfrage in den Schwellenländern kompensiert werden, weil dort das Wachstum durch die jüngsten Währungsturbulenzen und die damit verbundenen Zinserhöhungen gebremst werden dürfte. Auch in China hat sich das Wachstum der Ölnachfrage zuletzt verlangsamt.

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Die anderen beiden Möglichkeiten für den Abbau des Überangebots liegen auf der Angebotsseite. Zum einen könnte das Nicht-OPEC-Angebot weniger stark steigen als erwartet. Dadurch würde der Bedarf an OPEC-Öl ebenfalls höher ausfallen. Der Großteil der erwarteten Produktionsausweitung außerhalb der OPEC kommt aus Nordamerika. Laut IEA soll die Ölproduktion in Nordamerika in diesem Jahr sostark steigen, um den erwarteten Anstieg der globalen Ölnachfrage nahezu vollständig abzudecken.

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist kaum damit zu rechnen, dass der Schieferölboom in den USA und die Förderung von Ölsanden in Kanada plötzlich ins Stocken geraten wird. Von den anderen großen Anbietern dürfte Russland ähnlich viel Rohöl produzieren wie im Vorjahr. Allenfalls Lateinamerika könnte enttäuschen, wo die IEA einen leichten Anstieg der Ölproduktion prognostiziert. Dies allein dürfte für eine negative Überraschung beim Nicht-OPEC-Angebot aber kaum ausreichen.

Folglich muss das Überangebot in erster Linie durch entsprechende Produktionskürzungen anderer OPEC-Länder ausgeglichen werden. Insbesondere Saudi-Arabien wird hier gefordert sein. Im Sommer 2013 weitete Saudi-Arabien seine Ölproduktion um 700 Tsd. Barrel pro Tag aus, um die Ausfälle in Libyen zu kompensieren. Die OPEC-Produktion blieb daher trotz der Ausfälle zunächst stabil (Grafik 4).

Seit September hat der größte OPEC-Produzent seine Förderungsausweitung zu 60% wieder zurückgenommen, während die Ölproduktion in Libyen (und dem Irak) weiter zurückgegangen ist. Dadurch sank die OPEC-Produktion bis Ende 2013 auf 29,6 Mio. Barrel pro Tag, was das bis datobestehende Überangebot weitgehend abbaute. Im Januar kam es dagegen wieder zu einem Anstieg der OPEC-Produktion auf 29,9 Mio. Barrel pro Tag, weil Libyen wie oben erwähnt seine Produktion wieder leicht steigern konnte (Grafik 5).

Die Frage wird daher sein, ob Saudi-Arabien und die anderen OPEC-Länder zu weiteren Produktionskürzungen bereit sind, wenn das Angebot aus Libyen und dem Iran an den Markt zurückkehrt. Denn damit wären entsprechende Einnahmeausfälle verbunden. Allerdings hat Saudi-Arabien durch die vorherige Produktionsausweitung Zusatzeinnahmen generiert. Zudem lagen die Ölpreise in den letzten Jahren deutlich über dem im Haushalt veranschlagten Preisniveau.

Saudi-Arabien sollte daher etwas niedrigere Einnahmen verkraften können, ohne gleich seine Ausgaben anpassen zu müssen. Saudi-Arabien und die anderen OPEC-Länder werden außerdem wissen, dass der Ölpreis ohne eine Senkung der Ölproduktion unter Druck geraten würde. Die Einnahmeausfälle würden noch stärker ausfallen, wenn zu einem späteren Zeitpunkt die Produktion ebenfalls gekürzt werdenmüsste, um den Preis zu verteidigen.

Wir rechnen daher damit, dass Saudi-Arabien und die anderen OPEC-Länder ihr Angebot sowohl zeitlich als auch mengenmäßig hinreichend reduzieren werden, um das zusätzliche Angebot aus Libyen und dem Iran auszugleichen. Der Ölpreis sollte folglich in der angestammten Handelsspanne verharren. Wir erwarten für 2014 weiterhin einen durchschnittlichen Brentölpreis von 106 USD je Barrel.

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