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Erdgas: Erstklassige Long-Chance bahnt sich an

11.01.2008  |  Marc Nitzsche
Gut lachen hatten in den vergangenen beiden Jahren bei Erdgas lediglich diejenigen Anleger, die auf fallende Kurse spekuliert hatten. Abgesehen von einigen kleineren technischen Erholungen kannten die Notierungen des "flüchtigen" Energieträgers nur eine Richtung - steil abwärts! Nun jedoch könnte es langsam aber sicher zu einer Trendwende kommen. Höchste Zeit also, sich Erdgas einmal wieder etwas näher anzusehen.


Entspannung bei den Lagerbeständen zeichnet sich ab

Auslöser des dauerhaften Kursverfalls war der kontinuierliche Anstieg der amerikanischen Lagerbestände. Recht milde Winter sowie moderate Hurrikan-Saisons sorgten einerseits für einen mäßigen Verbrauch bei gleichzeitig ungestörter Produktion. Dass die Vorräte in diesem Umfeld "anschwollen", liegt auf der Hand. Ende Dezember meldete die amerikanische Energiebehörde (DOE) Erdgas-Lagerbestände in Höhe von 2.921 Billionen Kubikfuß. In der Vorwoche waren es noch 3.008 Billionen Kubikfuß. Gegenüber dem 2006er-Schlussstand (3.081 Billionen Kubikfuß) ergab sich somit ein Minus von rund fünf Prozent. Wenngleich diese Nachricht sicherlich nicht als "bärisch" einzustufen ist, darf nicht übersehen werden, dass sich die Vorräte nach wie vor auf einem komfortablen Niveau befinden. Immerhin liegen sie unverändert gut acht Prozent über ihrem fünfjährigen Durchschnitt. Allerdings dürfte das sich in den kommenden Monaten ändern.


Anziehende Nachfrage wahrscheinlich

In 2007 betrug die tägliche Nachfrage 62,43 Milliarden Kubikfuß und bewegte sich damit leicht unter den prognostizierten 62,64 Milliarden Kubikfuß. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einem Anstieg des Bedarfs auf 63,03 Milliarden Kubikfuß pro Tag. Wir erachten diese Einschätzung als reichlich konservativ. In den USA wird Erdgas bekanntlich primär zur Strom-Erzeugung genutzt und steht in diesem Bereich in direkter Konkurrenz zum "schwarzen Gold". Das mittlerweile fast schon exorbitant hohe Preisniveau beim "Schmierstoff der Weltwirtschaft" ist für die Mehrheit der Elektrizitätswerke kaum noch tragbar. Deswegen stellen sich immer mehr Gesellschaften um und gewinnen den Strom lieber aus Gas als aus Erdöl. Dieser bereits deutlich zu erkennende Trend sollte sich in Zukunft fortsetzen und aller Voraussicht nach sogar noch verstärken. Bestätigt wird diese Einschätzung durch eine aktuelle Studie des amerikanischen Mischkonzerns General Electric, wonach die Verkäufe von Gasturbinen erkennbar angezogen haben. Mittel- bis längerfristig sehen wir einen nicht zu unterschätzenden "Nachfrage-Schub" auf den Erdgasmarkt zukommen, der den Notierungen signifikanten Auftrieb verleihen sollte.


Kälteeinbruch in den USA prophezeit

Kurzfristig wird die weitere Kurs-Entwicklung entscheidend vom Wetter abhängen. Gerade in den letzten Jahren haben viele Amerikaner angesichts der nicht enden wollenden "Öl-Rallye" ihre Heizungs-Systeme auf Erdgas umgestellt. Zwar ist der Anteil im Vergleich beispielsweise zu Deutsachland immer noch recht gering. Nichtsdestotrotz fördern kalte Temperaturen auch in den USA die Erdgas-Nachfrage. Zur Stunde ist es in den Regionen mit dem traditionell höchsten Verbrauch (Mittlerer Westen und Nordosten) zwar immer noch verhältnismäßig warm. Aber die Mehrheit der Meteorologen prophezeit ab Mitte Januar einen Kälteeinbruch, der sich bis weit in den Februar hineinziehen sollte. Kommt es dazu, wird Erdgas sicherlich verstärkt nachgefragt werden und die Lagerbestände dürften weiter zurückgehen.


Moderates Aufwärtspotenzial vorhanden

Auf Grund der üppigen Vorräte sollte sich das Aufwärtspotenzial in den kommenden Wochen zwar in Grenzen halten. Dessen ungeachtet gehen wir davon aus, dass die Erdgas-Notierungen bis Ende Februar zumindest in einen Bereich um 8,50 US-Dollar ansteigen werden. Auf Sicht von mehreren Jahren können wir uns sogar eine ähnliche Kurs-Entwicklung wie bei Rohöl vorstellen. Denn eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Die zukünftige Produktionsmenge wird mit der Nachfrage-Entwicklung nicht Schritt halten können. Dennoch raten wir nicht zum Kauf von ungehebelten Anlage-Zertifikaten auf Erdgas, weil gerade dieser Rohstoff für gewöhnlich in einer sehr ausgeprägten Contango-Situation notiert. Mit Turbos jedoch dürften auf der langen Seite in den kommenden Wochen durchaus ansehnliche Trading-Gewinne drin sein, die je nach gewähltem Hebel zwischen 20 und 40 Prozent liegen können.


Technisch stark aber Rücksetzer möglich

Charttechnisch sieht Erdgas ebenfalls recht viel versprechend aus. Im Bereich von etwa sieben US-Dollar konnte der Februar-Future einen schönen Boden ausbilden, von dem aus es in den letzten Handelstagen schön nach oben ging. Somit hat sich ein – wenn auch noch schwacher - neuer Aufwärtstrend gebildet, der den Kurs über seinen 18tägigen gleitenden Durchschnitt heben konnte. Darüber hinaus generiert der MACD ein deutliches Kaufsignal.

Allerdings darf nicht übersehen werden, dass Erdgas mittlerweile im Bereich seines oberen Bollinger Bandes notiert, was für eine gewisse überkaufte Situation spricht. Zudem wartet jetzt der Widerstand bei gut acht US-Dollar. Im Bereich dieser vor allem auch psychologisch wichtigen Marke könnten die Notierungen durchaus noch einmal korrigieren. So lange der Kurs aber nicht unter den Support bei 7,45 US-Dollar ist das insgesamt positive Szenario intakt. Rücksetzer bis auf oder kanpp über das genannte Niveau stellen damit gute Long-Chancen dar.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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