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Baumwolle auf dem Weg zu neuen Höchstständen?

03.01.2008  |  Marc Nitzsche
Baumwolle auf dem Weg zu neuen Höchstständen?

Der amerikanische Baumwoll-Markt zeichnete sich in den vergangenen Jahren durch eine erkennbare Überversorgung aus. Nicht zuletzt auf Grund der recht üppigen staatlichen Subventionen produzierten die Farmer beträchtliche Mengen, wohingegen die Nachfrage trotz "China-Boom" eher schleppend verlief. Kein Wunder, dass Höchstpreise für die Naturfaser in diesem Umfeld nicht bezahlt wurden. Doch das könnte sich demnächst grundlegend ändern.


Derzeit noch üppige Lagerbestände

Zwar ist die Versorgungslage zur Stunde nach wie vor mehr als ausreichend. Anfang Dezember hob das US-Landwirtschaftsministerium seine Schätzung bezüglich der 2008er-Endbestände von 7,6 auf 7,7 Millionen Ballen an. Zum 31.Mai des letzten Jahres befanden sich noch fast 9,5 Millionen Ballen in den Vorratshallen der Vereinigten Staaten. Der Rückgang, der in erster Linie auf eine deutliche Verringerung der Anbauflächen zurückzuführen ist, dürfte das Ending Stock to Use Ratio auf 37 Prozent drücken. Wenngleich dies im Vergleich zum Vorjahreswert von 53 Prozent eine durchaus "bullische" NJews ist, sollte nicht vergessen werden, dass sich das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch historisch gesehen unverändert auf einem hohen Niveau befindet. Vorerst wird Baumwolle also sicher nicht wirklich knapp werden.


Das Ende des "schleppenden" Exports?

Zumal von der Nachfrageseite keine allzu großen positiven Impulse zu erwarten sind. Im Inland selbst stagniert der Absatz bereits seit längerem und in 2007 lag zudem der Export insbesondere nach China deutlich unter den optimistischen Erwartungen. Trotz höherer Preise deckte das Reich der Mitte seinen Bedarf vornehmlich durch Importe aus Pakistan. Nachdem es mit den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China auch aktuell nicht unbedingt zum Allerbesten steht, könnte sich dieser Trend durchaus fortsetzen.

Auf der anderen Seite darf nicht übersehen werden, dass die Baumwoll-Notierungen in den zurückliegenden Monaten erkennbar anziehen konnten. Bei den sehr niedrigen Weltmarktpreisen bis Frühjahr 2007 war es den Chinesen egal, ob sie für pakistanische Baumwolle den einen oder anderen US-Cents mehr bezahlen mussten. Auf einem insgesamt höheren Preis-Level wird China in dieser Hinsicht möglicherweise anders agieren (müssen). Schließlich möchte man den Wettbewerbsvorteil günstiger Herstellungskosten sicherlich nicht aufgeben. Da gleichzeitig die Löhne in dem Riesenreich kontinuierlich steigen (mittlerweile werden Teile der Produktion bereits in afrikanische Entwicklungsländer ausgelagert), dürfte man größeren Wert auf gute Einkaufskonditionen legen. Insofern ist nicht auszuschließen, dass US-Baumwolle sich stärkerer Beliebtheit erfreut. Mit einem außergewöhnlich hohen Anstieg der chinesischen Einfuhren rechnen wir aber dennoch nicht.


Weiterer Rückgang der Anbaufläche wahrscheinlich

Seine fundamentale Long-Fantasie erhält der Markt auch weniger von der Nachfrage- als vielmehr von der Angebotseite. Auch wenn die Kurse zuletzt etwas anziehen konnten, ist der Anbau von Baumwolle im Vergleich zu anderen Agrargütern wie beispielsweise Weizen oder Sojabohnen nach wie vor wenig lukrativ. Dies dürfte zur Folge haben, dass die amerikanischen Farmer 2008 noch weniger Baumwolle anpflanzen als im Vorjahr. Bei dem bereits gesetzten Winterweizen rechnen Experten mit einer Ausweitung der Ackerfläche um mindestens fünf Millionen Acres.

Bei Sojabohnen dürfte der Anstieg sich in ähnlichen Regionen bewegen und auch der Anreiz für Mais-Anpflanzungen hat durch die Kursanstiege der letzten Wochen zugenommen. Nach heutigem Ermessen muss somit davon ausgegangen werden, dass Baumwolle als einer der ganz großen Verlierer aus dem "Kampf ums Ackerland" hervorgehen wird. Einige "Auguren2 prophezeien bereits einen Rückgang der Anbaufläche auf den niedrigsten Stand der letzten Dekade. Sollte es dazu wirklich kommen, werden die Endbestände weiter kräftig zurückgehen und die Baumwoll-Notierungen beflügeln.


Aufwärtspotenzial durchaus vorhanden

Alles in allem gibt es unter fundamentalen Aspekten freilich aussichtsreichere Kandidaten im Rohstoff-Bereich als Baumwolle. Unterschätzen sollte man den Faktor „sinkende Anbauflächen“ aber unter keinen Umständen. Bei Sojabohnen hatten wir in 2007 eine vergleichbare Situation (hohe Bestände sowie rückläufige Ackerfläche). Und schauen Sie sich an, wo die Kurse aktuell stehen. Auf Grund der eher schleppenden Nachfrage dürfte es bei Baumwolle nicht ganz so gut laufen. Aber zumindest moderates Aufwärtspotenzial ist ohne Zweifel vorhanden.


Charttechnisch außerordentlich “bullisch“

Überaus zuversichtlich stimmt zudem der Blick auf die technische Situation: Der Aufwärtstrend seit Mitte Mai vergangenen Jahres ist unverändert intakt. Im Zuge der letzten Korrektur wurde der Support bei 63,20 US-Cents in der März-Auslieferung getestet und erfolgreich verteidigt. Dies ist unbestreitbar ein Zeichen von Stärke, ebenso wie der Umstand, dass sich die Notierungen komfortabel oberhalb ihrer 38-Tage-Linie bewegen. Der MACD generiert ein Kaufsignal und der Williams ist mit -1,67 ebenfalls klar im bullischen Bereich.

Einziger Wehrmutstropen: Momentan notiert Baumwolle ziemlich exakt im Bereich des recht zähen Widerstands bei rund 68 US-Dollar. Kurzfristige Rücksetzer sind demzufolge nicht auszuschließen. Mittelfristig rechnen wir jedoch mit einem Überwinden der genannten Marke. Dies würde dann zunächst weiteres charttechnisches Aufwärtspotenzial zumindest bis zum nächsten Resist bei 70 US-Cents eröffnen.


Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht

© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader






Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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