Oil Markets Weekly


In der vergangenen Woche notierte die US-Sorte WTI teilweise deutlich unter der 90 USD-Marke und markierte mit 85,82 USD im Wochenverlauf den tiefsten Stand seit dem 24. Oktober. Nach der OPEC-Entscheidung, die Fördermenge unverändert zu lassen, konnte der Ölpreis kurzzeitig einen Sprung über die 90 USD-Marke machen. Die andauernden Sorgen über eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums und einzelne Befürchtungen über eine möglicherweise aufkommende Rezession in den USA drückten den Ölpreis wieder unter 90 USD. Ein in der letzten Woche veröffentlichter US-Geheimdienstbericht, wonach der Iran sein Atomwaffenprogramm bereits 2003 gestoppt hatte, sorgte für einen weiteren Kursrückgang. Die durch diesen Konflikt eingepreiste Risikoprämie hat durch die Publikation an Wirkung verloren. Heute morgen notierten beide Ölsorten um die 88 USD. Erstmals seit Anfang August notiert die Nordseesorte Brent wieder höher als WTI.

Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass der starke Anstieg der Ölnotierungen seit Anfang Oktober in diesem Ausmaß fundamental nicht gerechtfertigt ist. Mit Blick auf die Angebots- und Nachfrage-Entwicklung zeichnet sich eine leichte Entspannung in den nächsten Monaten ab. Erste Berichte weisen auf ein deutlich höheres Exportvolumen der OPEC in diesen Tagen hin, mehrere neue Projekte in Nicht-OPEC-Staaten gehen in Betrieb und die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) sprechen für eine Fortsetzung der Korrektur.
US-Lagerbestände
Die US-Rohöl-Vorräte sind in der vergangenen Woche um 8,0 Mio. boe auf aktuell 305,2 Mio. boe gefallen und damit auf ihren tiefsten Stand seit März 2005. Der Rückgang ist deutlich stärker ausgefallen als prognostiziert. Die Raffinerieauslastung blieb unverändert bei 89,4%. Die Öl-Importe sind um 980 Tsd. bpd auf 9,37 Mio. bpd gefallen und trugen damit maßgeblich zum starken Rückgang der Rohöl-Bestände bei. Der Grund für den hohen Rückgang der Importe war starker Nebel an der Golf-Küste von Houston, der das Anlegen von Schiffen mit importiertem Öl erschwerte. Die Pipeline-Explosion in Minnesota vor zwei Wochen hatte hingegen keine nennenswerten Auswirkungen auf die Importe. Die US-Rohöl-Bestände liegen jetzt 10,2% (34,5 Mio. boe) unterhalb ihres Vorjahresniveaus und nur noch marginal (0,2%) über ihrem 5-Jahres-Mittel.

Die Destillate-Bestände sind um 1,4 Mio. boe auf 132,3 Mio. boe gestiegen. Die Heizöl-Vorräte sind hingegen aufgrund von weiterhin kalten Temperaturen im Nordosten der Vereinigten Staaten, dem größten Heizölmarkt des Landes, um 1,1 Mio. boe gefallen. Sie betragen aktuell 43,6 Mio. boe und liegen damit 24,2% (13,9 Mio. boe) unter dem Vorjahreswert. Die Lage in den Heizöl-Lägern bleibt angesichts der niedrigen Temperaturen weiterhin angespannt.

Die Benzin-Vorräte haben sich stärker als erwartet um 4,0 Mio. boe auf 200,6 Mio. boe erhöht. Die Lagerbestandsveränderung ist auf die für amerikanische Verhältnisse hohen Benzinpreise zurückzuführen, die zunehmend die Kraftstoffnachfrage beeinflussen. Die Bestände in den Benzin-Lägern sind aufgrund des Verlaufs in den vergangenen Wochen aktuell 0,3% (600 Tsd. boe) höher als vor einem Jahr.
Weitere Informationen
Die OPEC hat auf ihrer Konferenz am vergangenen Mittwoch in Abu Dhabi beschlossen, die Fördermenge unverändert zu lassen. Der von einigen Ländern, insbesondere den USA, geforderten Erhöhung des Öl-Ausstoßes erteilte das Erdöl-Kartell eine Absage. Zur Begründung hieß es, dass sich das Angebot und die Nachfrage im Gleichgewicht befinden und somit eine Erhöhung nicht notwendig sei.
Die Gründe für die hohen Ölpreise sind aus Sicht der OPEC nach wie vor geopolitische Spannungen, der schwache US-Dollar und die für die OPEC hauptsächlich verantwortlichen Zuflüsse spekulativen Kapitals. Die Mitglieder haben aber betont, den Markt weiter aufmerksam zu beobachten und ihre Verantwortung gegenüber den Konsumentenländern wahrzunehmen. Das Kartell hat daher beschlossen, sich bereits am 1. Februar 2008 erneut zu treffen, um über die Marktsituation zu beraten. An dem Termin ihrer nächsten offiziellen Konferenz in Wien am 5. März 2008 wird die OPEC ebenfalls festhalten. Sie möchte damit deutlich machen, wie wichtig ihr die Belange und Interessen beider Seiten sind.
Über eine mögliche Umstellung der Ölnotierungen auf einen Währungskorb, wie dieses bereits von einigen OPEC-Mitgliedern auf dem November-Gipfel der Organisation angesprochen wurde, ist nicht näher eingegangen worden. Im Rahmen des Treffens wurden jedoch Förderquoten für Angola und Ecuador festgelegt. Vom 1. Januar 2008 an beträgt diese für das afrikanische Land 1,9 Mio. bpd und für den südamerikanischen Vertreter 520 Tsd. bpd. Besonders Angolas Expansion im Ölsektor könnte sich durch die Förderquote verlangsamen. Stetige Investitionen in den vergangenen Monaten haben dazu beigetragen, dass Angolas Ölausstoß deutlich zugenommen hat. Diese Investitionen könnten nun aufgrund der einschränkenden Förderquote geringer ausfallen.
Ecuador ist wieder in den Kreis der OPEC-Länder zurückgekehrt. Das Land war 1992 nach Streitigkeiten um Förderbegrenzungen und Schulden aus dem Erdöl-Kartell ausgetreten. Staatspräsident Rafael Correa hatte die Rückkehr damit begründet, dass sein Land wieder Zugang zu wichtigen Informationen über den Ölsektor erhalte sowie bei der Festlegung von Preisen und Förderquoten mitbestimmen darf. Das südamerikanische Land fördert rund 510 Tsd. bpd und exportiert davon ca. 70%. Die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft bilden für Ecuador die Grundlage für seine Staatsfinanzen. Der Ölsektor ist für 40% der Exporteinnahmen verantwortlich, sowie für ein Drittel des Steueraufkommens. Da das Land über keine ausreichenden Raffineriekapazitäten verfügt, muss ein Großteil der Ölprodukte, wie Benzin, importiert werden.

Aus diesem Grund profitiert das Land nur bedingt von einem hohen Ölpreis, da bei einem steigenden Ölpreis auch die Raffinerieprodukte im Preis steigen. Dennoch zählt Ecuador zu den Preisfalken innerhalb der OPEC, ebenso wie Venezuela und der Iran. Staatspräsident Correa strebt zudem, wie sein Amtskollege Hugo Chavez aus Venezuela, die Neuverhandlung von bestehenden Ölförderverträge mit ausländischen Ölunternehmen an, um entweder höhere Steuern und Fördergebühren zu erhalten oder einen höheren Anteil an bestehenden Förderprojekten für die staatseigene Ölfirma Petroecuador zu erwirken. Der Anteil von Petroecuador am Ölausstoß ist in der Zeit von 2001 bis 2005 von 56% auf 37% zurückgegangen. Das größte Problem für das südamerikanische Land liegt in dem geringer werdenden Ausstoß bereits existierender Ölfelder sowie fehlenden Wachstumsprojekten. Diese Lücke kann Ecuador nur mit Hilfe von den großen ausländischen Ölunternehmen schließen, die über das nötige Know-How in der Entwicklung von neuen Projekten verfügen.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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