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Diesel bleibt stark gefragt

08.12.2007  |  Eugen Weinberg
“Diesel jetzt teurer als Benzin“ - so titelten unlängst sogar die deutschen Boulevardzeitungen. Dies ist in der Tat umso bemerkenswerter als dass die Energiesteuer in Deutschland für Diesel fast 20 Cents je Liter niedriger ist als die für unverbleites Benzin. Tatsächlich ist der Preisabstand der beiden Destillate an den Großhandelsmärkten fast auf sein Rekordhoch gestiegen. Zwei Faktoren sind hierfür ausschlaggend:
  • Eine saisonal hohe Nachfrage treibt die Preise von Mitteldestillaten in den Wintermonaten. Heizöl und Diesel sind artverwandte Produkte und deshalb profitieren die Dieselpreise vom steigenden Heizölbedarf. Im Gegenzug dazu weitet sich der Preisabstand zwischen Benzin und Diesel im Vorfeld der Reisezeit in den USA im April/Mai zugunsten der Benzinpreise aus.
  • In Europa ist der Bedarf an Mitteldestillaten stetig gestiegen. Auch wenn diese Trend bereits seit Anfang der 90er Jahre zu beobachten ist, hat sich die Tendenz in den letzten Jahren merklich verstärkt. Getragen wird sie vor allem durch die höhere Nachfrage nach Dieselfahrzeugen. Teilweise durch Steueranreize begünstigt ist der Anteil der Dieselfahrzeuge an den Neuzulassungen seit Mitte der 90er Jahre von gut 20% auf 51% gestiegen. Vor allem in Frankreich, Spanien und Belgien ist das Dieselfahrzeug dominierend. In Deutschland liegt der Anteil bei knapp 45%.

Wir gehen davon aus, dass sich trotz des schwindenden Preisvorteils von Diesel dieser Trend fortsetzen wird. Denn angesichts eines nach wie vor hohen Preisniveaus dürfte das Dieselfahrzeug trotz höherer Anschaffungskosten von seinem geringeren Verbrauch profitieren. Denn im Durchschnitt verbraucht ein Dieselmotor 30% weniger Sprit als ein Benziner. In Deutschland könnte eine mögliche Umstellung auf eine CO2-Steuer den Absatz von Dieselautos aufgrund ihres geringen Verbrauchs und der damit geringeren CO2-Emissionen zusätzlich stimulieren. Insgesamt wird damit gerechnet, dass der Anteil der Dieselfahrzeuge am gesamten Fahrzeugbestand in den fünf wichtigsten Märkten Europas von derzeit 34% auf 44% in 2012 steigt. Damit wird die Dieselnachfrage gemäß Schätzungen der IEA in den nächsten fünf Jahren um 1,8% p.a. zunehmen, während zugleich die Benzinnachfrage um knapp 2% p.a. fallen wird.

Die Angebotsseite in Europa konnte mit der stetig wachsenden Nachfrage nach Diesel nicht Schritt halten. Zwar haben die Europäer versucht, durch den Ausbau der Hydrocracking Kapazitäten, in denen relativ mehr Diesel als Benzin produziert wird, der Nachfrageverschiebung zu begegnen. Immerhin ist ihr Anteil an den gesamten Destillationskapazitäten von 2% Anfang der 90er Jahre auf 7% gestiegen. Doch das kann den Effekt nur geringfügig abmildern. Deshalb ist der Importbedarf Europas in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vor allem der Nahe Osten und die Länder der ehemaligen Sowjetunion sind wichtige Lieferländer.

Angesichts der starken Nachfrageverschiebung dürfte Diesel, das im Durchschnitt der letzten Jahre eher etwas billiger war als Benzin, relativ teurer werden. Dennoch ist auf Sicht der nächsten fünf Monate im Zuge der von uns erwarteten Verbilligung von Rohöl mit einem stärkeren Preisrückgang bei Diesel als bei Benzin zu rechnen, weil sich in dieser Zeit der saisonale Aufschlag zugunsten von Benzin verschiebt.

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