Oil Markets Weekly


Zu Beginn der vergangenen und recht turbulenten Woche hielten sich die Ölpreise, angesichts kälterer Temperaturen im Nordosten der USA sowie der anhaltenden Dollarschwäche, auf ihrem hohen Niveau. Zunehmende Hoffnungen einer Outputerhöhung durch die OPEC und Anzeichen einer schwächeren US-Wirtschaft sorgten in den folgenden Tagen für eine deutliche Korrektur bei den Notierungen. Durch die Explosion einer wichtigen Pipeline in Minnesota kamen Befürchtungen auf, dass es zu einer längerfristigen Lieferunterbrechung von Ölimporten aus Kanada kommen könnte. Dies sorgte jedoch nur kurzzeitig für einen Preisauftrieb. WTI markierte am Freitag mit 87,54 USD den tiefsten Stand seit einem Monat. Heute morgen notierten beide Ölsorten leicht unterhalb der 89 USD-Marke.
Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass der starke Anstieg der Ölnotierungen seit Anfang Oktober in diesem Ausmaß fundamental nicht gerechtfertigt ist. Mit Blick auf die Angebots- und Nachfrage-Entwicklung zeichnet sich eine leichte Entspannung in den nächsten Monaten ab. Erste Berichte weisen auf ein deutlich höheres Exportvolumen der OPEC in diesen Tagen hin, mehrere neue Projekte in Nicht-OPEC-Staaten gehen in Betrieb und die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) sprechen für eine Fortsetzung der Korrektur.

US-Lagerbestände
Die US-Rohöl-Vorräte sind in der vergangenen Woche um 400 Tsd. boe auf aktuell 313,2 Mio. boe gefallen. Der Rückgang ist damit weniger stark ausgefallen als prognostiziert. Die Raffinerieauslastung kletterte um 2,4 Prozentpunkte auf 89,4%. Die um 534 Tsd. bpd auf 10,35 Mio. bpd gestiegenen Importe konnten die höhere Auslastung teilweise ausgleichen und ein weiteres Absinken der Lagerbestände verhindern. Die US-Rohöl-Bestände liegen wie in der Vorwoche 8,1% (27,6 Mio. boe) unterhalb ihres Vorjahresniveaus, aber immer noch knapp 3% über ihrem 5-Jahres-Mittel.

Die Destillate-Bestände fielen nur leicht um 100 Tsd. boe auf jetzt 130,9 Mio. boe. Die Heizöl-Vorräte sind hingegen aufgrund kälterer Temperaturen im Nordosten der Vereinigten Staaten, dem größten Heizölmarkt des Landes, um 1,3 Mio. boe gefallen. Sie betragen aktuell 44,7 Mio. boe und liegen damit 24,4% (14,4 Mio. boe) unter dem Vorjahreswert. Die Lage in den Heizöl-Lägern bleibt damit weiterhin angespannt.

Die Benzin-Vorräte haben sich um 1,4 Mio. boe auf 196,6 Mio. boe erhöht. Der Anstieg fiel stärker als erwartet aus, da u. a. das hohe Benzinpreis-Niveau in den USA die jährlich einsetzende Reisewelle zum Thanksgiving-Wochenende belastet hatte. Die Bestände in den Benzin-Lägern sind 2,2% (4,4 Mio. boe) geringer als vor einem Jahr.
Weitere Informationen
Im Vorfeld der am Mittwoch anstehenden OPEC-Konferenz mehreren sich die Markthoffnungen auf eine Outputerhöhung. Innerhalb des Kartells sind die Meinungen über eine Anhebung der Fördermenge unterschiedlich. Zu einer eindeutigen Position über eine mögliche OPEC-Entscheidung nahm allerdings kein Verantwortlicher Stellung. Der Ölminister des einflussreichsten Kartellmitglieds Saudi Arabien, Ali al-Naimi, äußerte sich lediglich, dass alle verfügbaren Informationen zu Angebot, Nachfrage und Lagerbeständen betrachtet werden und erst dann über ein mögliches Handeln der OPEC entschieden wird.
Die OPEC-Mitglieder führen die hohen Ölpreise auf geopolitische Spannungen, spekulative Zuflüsse und das wenig stichhaltige Argument des schwächen US-Dollars zurück. Im Oktober hatte die OPEC, exklusive Angola und Irak, einen Ölausstoß von 27,15 Mio. bpd; durch die Einbeziehung aller OPEC-Länder belief sich der Ausstoß auf 31,17 Mio. bpd. In unserer Prognose für das 1. Quartal 2008 sehen wir einen Bedarf an OPEC-Öl von 31,50 Mio. bpd. Die IEA geht für diesen Zeitraum von einem Bedarf in Höhe von 31,70 Mio. bpd aus. Durch die zum 1. November beschlossene Erhöhung von 500 Tsd. bpd und die abgeschlossenen Wartungsarbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist dieser sogenannte „Call on OPEC“ u. E. gedeckt. Eine nochmalige Erhöhung der Fördermenge durch die OPEC hätte somit nur Signalwirkung, dass das Kartell bereit ist die hohen Preise senken zu wollen.
Die Explosion einer Pipeline und ein anschließendes Feuer haben kurzzeitig die kanadischen Ölimporte in die USA gestoppt. Das Unglück ereignete sich fünf Kilometer südöstlich eines Ölterminals in Clearbrook (Minnesota) und tötete zwei Mitarbeiter der Betreiberfirma Enbridge Inc. Der Unfall wurde höchstwahrscheinlich durch ein Leck an einer der vier Pipelines ausgelöst, an welcher zum Zeitpunkt des Unglücks Wartungsarbeiten stattgefunden haben. Es handelt sich um das größte Pipelinesystem der Welt mit einer Kapazität von 1,8 Mio. bpd.
Im November wurden über das System 1,2 Mio. bpd importiert und machten somit rund ein Zehntel der Ölimporte in die USA aus. Befürchtete Versorgungsengpässe für angrenzende Raffinerien und Ängste, die Pipelines würden für einen längeren Zeitraum geschlossen, hatten den Ölpreisen Auftrieb gegeben. Meldungen über eine schnelle Behebung der Schäden und eine vom Energieministerium in Aussicht gestellte Versorgung betroffener Raffinerien aus der nationalen strategischen Öl-Reserve sorgten im nachhinein aber wieder für deutliche Abschläge bei den Ölnotierungen. Drei Pipelines haben mittlerweile ihren Betrieb wieder aufgenommen. Bei der verbliebenen Pipeline, an der sich die Explosion ereignete, zeigte sich Enbridge Inc. zuversichtlich, dass diese in den nächsten Tagen wieder den Betrieb aufnehmen kann.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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