Energie: Dreht der Trend am Ölmarkt?


Die Ölbullen müssen die 100-Dollar-Marke zunächst abschreiben. Im Wochenverlauf kam der Ölpreis deutlich ins Rutschen. Auslöser waren vor allem die wöchentlichen Lagerdaten der EIA. Der sich in den letzten Wochen abzeichnende Stopp des rasanten Abbaus der Öllager hat sich zuletzt fortgesetzt. Mit einem Minus von 0,4 Mio. Barrel fiel der Lagerabbau für die Jahreszeit sogar relativ moderat aus. Die Öllager liegen mit 6,2 Mio. Barrel oder gut 2% sogar wieder stärker über dem 10-Jahresdurchschnitt als noch in der Vorwoche. Die Benzinlager sind mit einem Plus von 1,4 Mio. Barrel recht kräftig angestiegen. Damit sind die Lagerbestände bereits nur noch 2,3 Mio. Barrel oder gut 1% vom
10-Jahresdurchschnitt entfernt.

Spekulanten mit richtigem Riecher
Die Korrektur des Ölpreises haben die Spekulanten bereits einige Zeit vorweggenommen. Die spekulativen Netto-Longpositionen haben in den letzten Wochen nie den Rekordstand von Ende Juli/Anfang August (ca. 127.500 Kontrakte oder 127,5 Mio. Barrel) erreicht. Mitte November lag die Netto-Longposition nur bei 27.500 Kontrakten, bevor sie in der abgelaufenen Woche auf 60.000 Kontrakte anstieg. Diese immer noch relativ niedrige Position macht aber auch klar, dass von Seiten der Spekulanten durchaus noch Potenzial vorhanden wäre, den Ölpreis kurzfristig auch wieder nach oben zu treiben.

OPEC-Treffen in Abu Dhabi
Abgesehen vom möglichen Aufwärtspotenzial, das sich durch die relativ niedrige Netto-Longposition der Spekulanten ableiten lässt, sprechen alle sonstigen Faktoren für eine Fortsetzung der zuletzt fallenden Ölpreise. So dürfte die OPEC bei der Konferenz in Abu Dhabi am 5. Dezember eine Erhöhung der Fördermenge um voraussichtlich 500.000 Barrel pro Tag beschließen. Die Nachfrage aus China dürfte wegen des relativ hohen Preisniveaus und aufgrund der zu Anfang November umgesetzten Preiserhöhungen im chinesischen Binnenmarkt an Dynamik verlieren. Und schließlich eröffnen die eingetrübten konjunkturellen Perspektiven für die USA, die mit einem Anteil von rund 25% am weltweiten Verbrauch immer noch mit Abstand der größte Ölnachfrager sind, sicher keine starke Ausweitung der Ölnachfrage im kommenden Jahr. Aus fundamentaler Sicht könnte der Ölpreis daher durchaus weiter nachgeben. Die Zielzone für Brentöl liegt im Bereich von 75 bis 80 US-Dollar.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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