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Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Mai 2012

14.06.2012
Makro-Umfeld: Besser als gedacht

Betrachtet man allein die Rohstoffpreisbewegungen der letzten Wochen, so drängt sich der Schluss auf, dass die Weltkonjunktur derzeit eine handfeste Rezession durchläuft. In Europa ist die Stimmung in einzelnen Peripheriestaaten bereits seit Monaten von depressiver Wut geprägt. Immer klarer tritt zutage, dass die bisherige Marktperzeption Deutschlands als Insel der Seligen eine Illusion ist. Doch nun stimmen auch Beobachter des globalen Marktgeschehens in den negativen Kanon mit ein.

"The End of Super Growth Cycle" (Goldman Sachs Equity Research, China: Metals & Mining, 24. Mai 2012) oder "A Major Top in Commodities and Related Plays" (BCA Research, 22. Mai 2012) so lauten nur einige der rohstoffkritischen Studien aus jüngster Vergangenheit. Wir sind der Meinung, dass es zu früh ist, den Stab über Rohstoffinvestments zu brechen. Neben den negativen Faktoren, die aufgrund ausführlichster Kommentierung in den Marktpreisen aus unserer Sicht enthalten sind, gibt es auch eine Reihe positiver Faktoren, die gerne übersehen werden.


Contra Rohstoffe

• Die Mai-Datenpunkte der chinesischen Konjunkturindikatoren haben enttäuscht. Das Kreditwachstum blieb ebenso hinter den Erwartungen zurück wie die Umfragen unter Einkaufsmanagern oder die Industrieproduktion. Die eingeleitete geldpolitische Lockerung kommt zögerlich und möglicherweise zu spät, um den Trend einer platzenden Immobilienblase noch einmal umkehren zu können. Allerdings bleibt die Entwicklung nach wie vor in beide Richtungen offen. Ein Abkippen der Indikatoren wie im Herbst 2008 ist nicht zu beobachten. Der offizielle PMI lag im Mai mehr oder weniger auf dem Stand von Januar 2012.

• Die Dauerkrise in Europa hat sich zuletzt wieder verschärft. Die Risikoprämien für spanische Staatsanleihen haben kontinuierlich auf ein Niveau angezogen, das dem Land auf Dauer keine Refinanzierung an den Märkten erlaubt. In Italien sind die Stimmung unter Einkaufsmanagern und die Industrieproduktion im Mai noch weiter eingebrochen.

Und in Griechenland sind Neuwahlen die letzte Chance, einen unmittelbaren Staatsbankrott zu vermeiden. Für die Märkte sind die unmittelbaren Auswirkungen eines griechischen Staatsbankrotts wohl überschaubar, da griechische Staatsanleihen von den Gläubigern weitestgehend abgeschrieben sind. Das Hauptrisiko besteht unserer Meinung darin, dass sich die Wut der Straße in Griechenland in einer Form gegen die "Eurokratie" richtet, dass gewaltsame Demonstrationen in anderen Peripherieländern (Italien, Spanien) animiert werden.

• Die Angebots- und Nachfragedaten der einzelnen Rohstoffe sind immer noch wenig inspirierend. Von 27 von uns beobachteten Rohstoffen sehen wir nur bei fünf Märkten (Kupfer, Zinn, Palladium, Weizen, Kakao) ein Defizit, wobei der Unsicherheitsgrad bei den Metallen aufgrund der großen Varianz der Konjunkturschätzungen relativ groß ist. Bei den beiden Agrarrohstoffen Weizen und Kakao stehen dem Marktdefizit noch relativ hohe Lagerbestände gegenüber.

• Die Markttechnik für Rohstoffpreise ist stark negativ. Die angedeutete Bodenbildung hat sich nicht materialisiert. Stattdessen wurden in den großen Rohstoffindizes wichtige Unterstützungslinien gerissen. Das Sentiment bei Rohstoffen ist auf dem Tiefpunkt (s.o.). Bis vor wenigen Wochen kam Unterstützung von der freundlichen Tendenz an den globalen Aktienmärkten. Mittlerweile haben sich bei den globalen Aktienbarometern ebenfalls technische Verkaufssignale ergeben.


Pro Rohstoffe

• Die US-Konjunktur überraschte zuletzt positiv. Die von den Märkten stark beachteten monatlichen Arbeitsmarktdaten des Bureau of Labor Statistics, die im Mai etwas schwächer als erwartet ausgefielen, sind für uns unbedeutend, da die Daten oft noch nach Jahren massiv revidiert werden. Außerdem steht mit den wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe eine zeitnähere Information mit besserem zyklischen Aussagecharakter zur Verfügung. Bei den wöchentlichen Daten ist ein stabiler Arbeitsmarkt erkennbar.

Bei der vielbeachteten Einkaufsmanagerumfrage zeigte sich eine Aufwärtsdynamik bei der vorlaufenden Komponente der Auftragseingänge. Aus unserer Sicht wird die US-Konjunktur vom privaten Wohnungsbau unterstützt. Preise und Umsätze haben einen Boden ausgebildet, das Überangebot der letzten Jahre ist weitgehend abgearbeitet. US-Immobilien sind unserer Meinung nach eine unterbewertete Inflationsschutzalternative.


Den kompletten Marktkommentar Mai 2012 können Sie Marktkommentar-5%202012.pdf]hier downloaden.


© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 12.06.2012
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