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Steht Mais vor einer neuen “Rallye“?

09.11.2007  |  Marc Nitzsche
Nachdem Mais sich vor allem in der ersten Jahreshälfte extrem volatil präsentierte, ging es zuletzt bei dem “gelben Getreide“ etwas ruhiger zu. In den vergangenen Wochen zeigte Mais sogar eine erkennbare relative Outperformance gegenüber dem einstiegen “Überflieger“ Weizen. Einige Analysten prophezeien daher bereits eine neuerliche “Hausse“ bei dem beliebten Futtergetreide. Werden die “Bullen“ das “Zepter“ in Kürze tatsächlich wieder übernehmen?


Rekord-Ernte in den USA

Bislang erwartet das US-Landwirtschaftsministerium in der laufenden 2007/08er Saison für die vereinigten Staaten eine Rekordernte von 13,32 Milliarden Scheffeln. Eine große Überraschung stellt diese Schätzung nicht dar. Immerhin wurde die Anbaufläche im Vergleich zum vorherigen Wirtschaftsjahr nicht zuletzt wegen der hohen Preise zu Jahresbeginn erkennbar ausgeweitet. Am Freitag werden die Behörden ihre aktuellen Prognosen kommunizieren. Angesichts des hervorragenden Zustands der amerikanischen Mais-Pflanzen und der zügig voranschreitenden Ernte kann von einer deutlichen Reduzierung des Outputs nicht ausgegangen werden. Wir rechnen sogar mit einer nochmaligen leichten Anhebung der Produktionsmenge.


Ethanol-Krise sogt für geringeres Nachfrage-Wachstum

Den amerikanischen Verbrauch beziffern die Experten zur Stunde auf 12,64 Milliarden Scheffel. Im Vergleich zur Saison 2006/07 bedeutet das einen Anstieg um knapp 13 Prozent. Auch diesbezüglich gibt es zum Ende der Woche neue Daten. In den letzten beiden Reporten nahm das US-Landwirtschaftsministerium jeweils eine Reduzierung der Nachfrage seitens der Ethanol-Industrie vor. Auf Grund des politischen “Rückenwinds“ “kurbelte“ die Branche die Erzeugung sehr viel stärker an als vom Markt benötigt. Dies führte dazu, dass die Ethanol-Preise in den USA 2007 bereits um mehr als 30 Prozent nachgegeben haben. Viele kleinere Unternehmen stehen dadurch bereits mit dem “Rücken zur Wand2. Wenngleich wir nicht ausschließen wollen, dass der Biosprit unter Umständen Zukunft hat, wird die Entwicklung deutlich weniger dynamisch verlaufen als von vielen Optimisten angenommen. Die “Ethanol-Story“ dürfte den Mais-Bedarf daher bestenfalls längerfristig beflügeln. Aktuell ist davon noch nicht allzu viel zu sehen. Insofern sollte uns bei Mais der signifikante Produktionsüberschuss aller Voraussicht nach erhalten bleiben.


Steigende Endbestände

Dieser bewirkt zwangsläufig einen Anstieg der Endbestände. Am 12. Oktober hoben die Behörden ihre Schätzungen für die inländischen Vorräte von zuvor 1,675 auf mittlerweile 1,997 Milliarden Scheffel an. Hieraus errechnet sich ein Ending Stock to Use Ratio von 16 Prozent. Gegenüber den elf Prozent des letzten Wirtschaftsjahrs kann dieses Niveau als durchaus komfortabel bezeichnet werden und auch im historischen Vergleich liegt der Wert im oberen Mittelfeld. Von einer angespannten Versorgungssituation - wie sie 2006/07 noch herrschte - kann zur Stunde daher absolut keine Rede mehr sein.


Vorräte geringer als prognostiziert?

Derzeit machen am Markt Gerüchte die Runde, dass sich das US-Landwirtschaftsministerium bei den Lagerbeständen vollkommen verschätzt hat und viel größere Vorräte als tatsächlich vorhanden ausgewiesen hat. Ob daran etwas dran ist, werden wir sehen. Allerdings man sich nicht dem Eindruck erwehen, dass hier eher der “Wunsch Vater des Gedanken ist“. Denn letztlich stellt sich die Frage, warum die Lagerbestände angesichts des schleppenden Verbrauchs und des Rekord-Outputs erheblich geringer als unlängst geschätzt ausfallen sollten.


“Fairer“ Wert hat sich erhöht

Fundamental spricht somit eine Menge für fallende Mais-Preise. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Notierungen trotz der beiden letzten klar "bärischen" Reporte nicht erkennbar unter Abgabedruck gerieten. Teilweise zogen die Kurse sogar an. Damit ist festzuhalten, dass Mais derzeit auf schlechte News ganz offensichtlich nicht mehr mit Preis-Rücksetzern reagiert. Dieser Umstand mahnt ein bisschen zur Vorsicht. Scheinbar hat sich der “faire“ Wert des Futtergetreides erhöht.


Charttechnisch derzeit (noch) stark

Charttechnisch befindet sich Mais in einer langfristigen Aufwärtsbewegung, die nach wie vor intakt ist. Am Dienstag konnte der Dezember-Future von seinem Support bei gut 370 US-Cents deutlich zulegen und zog fast bis auf den Resist bei 390 US-Cents an. Damit wurde zugleich der primäre Abwärtstrend nach oben durchbrochen. Außerdem generieren sowohl der MACD als auch der Williams gegenwärtig ein Kaufsignal. Aus technischer Sicht stehen die “Ampeln“ damit im Wesentlichen auf grün. Wirklich brenzlig wird es für die “Bären“ aber erst, wenn der Widerstand bei 390 US-Cents überwunden wird. Dort ist Mais bereits im September fulminant nach unten abgeprallt. Somit stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass dies auch jetzt wieder geschieht. Sofern sich eine Trendwende nach unten im Bereich von 390 US-Cents abzeichnet, können Anleger den Aufbau von Short-Positionen in Betracht ziehen. Bereits eingegangene Engagements auf der “kurzen“ Seite sollten mit einem Stopp knapp oberhalb des Resists bei 390 US-Cents abgesichert werden.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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