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Oil Markets Weekly

07.11.2007  |  Andy Sommer
Ölpreisentwicklung

Die US-Sorte WTI hielt sich in der vergangenen Woche deutlich über der Marke von 90 USD. Dies ist zum einen auf den schwachen US-Dollar zurückzuführen, der im Zuge der Leitzinssenkung der Fed weiter an Boden gegenüber dem Euro verloren hat. Zum anderen sorgte die Meldung über einen weiteren Rückgang bei den US-Lagerbeständen für Auftrieb. Das anhaltend schlechte Wetter in Mexiko und die damit verbundene Schließung von Exporthäfen sorgten zudem für Unruhe. Entspannung gab es nur sporadisch in Form von Gewinnmitnahmen, die aber durch spekulative Käufe wieder amortisiert wurden. Der Konflikt zwischen der Türkei und dem Irak hat sich am Wochenende leicht entspannt.

Der Irak ist laut Presseberichten bereit, die kurdischen Rebellen zu bekämpfen und deren Führer zu inhaftieren. Zur weiteren Entlastung können zunehmende Ängste über eine schwächere US-Wirtschaft beitragen. Nach einem Allzeithoch in der abgelaufenen Woche von 96,24 USD notierte WTI heute morgen bei 94,76 USD. Die Nordseesorte Brent mit Lieferung Dezember erreichte mit 92,08 USD in der vergangenen Woche ebenfalls ein neues Allzeithoch und notierte im frühen Montagshandel bei 91,28 USD.

Wir halten an unserer Sichtweise fest, dass der starke Anstieg der Ölpreise in den vergangenen Wochen in diesem Ausmaß fundamental nicht gerechtfertigt ist. Zwar verschärft sich die Situation mit Blick auf die Angebots- und Nachfrage-Entwicklung. Die Bereitschaft der OPEC, dem Markt früher als bislang erwartet mehr Öl zur Verfügung zu stellen, und die u. E. weiterhin bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur (und damit der US-Energienachfrage) begrenzen jedoch den Aufwertungsbedarf. Aufgrund von spekulativen Zuflüssen ist kurzfristig ein Erreichen der 100 USD-Marke nicht auszuschließen. Wir können uns im Zuge von Gewinnmitnahmen aber einen recht deutlichen Rücksetzer zum Jahresende vorstellen.

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US-Lagerbestände

Die US-Energiebehörde EIA meldete für die US-Rohöl-Vorräte, wie schon in der vergangenen Wochen, einen Rückgang. Die Lagerbestände sanken um 3,9 Mio. boe auf aktuell 312,7 Mio. boe. Die Schätzungen waren von einem leichten Anstieg der Lagerbestände ausgegangen. Der Grund für den erneuten Rückgang waren die Importe. Sie erhöhten sich zwar um 278 Tsd. bpd auf 9,38 Mio. bpd, verharren damit aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Wie sich die Importe entwickeln bleibt abzuwarten, besonders im Hinblick auf die Lieferfähigkeit Mexikos, welches durch das derzeitig schlechte Wetter beeinträchtigt wird. Allerdings sind in diesem Zusammenhang bereits zwei der drei geschlossen Hauptexporthäfen wieder geöffnet worden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Rohöl-Vorräte um 21,6 Mio. boe gefallen; zum 5-Jahres-Durchschnitt liegen die Bestände allerdings noch mit 2,7% im Plus.

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Die Raffinerieauslastung hat sich um einen Prozentpunkt auf 86,2% verringert. Die Benzin-Vorräte sind um 1,3 Mio. boe gestiegen und betragen jetzt 195,1 Mio. boe. Das Defizit zum 5-Jahres-Mittel liegt damit bei 1,3% (2,6 Mio. boe). Die Destillate-Bestände stiegen um 800 Tsd. boe und betragen zur Zeit 135,3 Mio. boe. Die derzeit viel beachteten Heizöl-Vorräte konnten um weitere 500 Tsd. boe zulegen und betragen nun 47,4 Mio. boe. Das Defizit zum 5-Jahres-Mittel ist damit auf 14,3% (7,9 Mio. boe) geschrumpft.

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Weitere Informationen

Am Freitag haben sich Vertreter aus den USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland in London getroffen, um weitere Sanktionsmaßnahmen gegenüber dem Iran zu erörtern. Die Sorge des Westens, der Iran könnte die Möglichkeit besitzen, Atomwaffen zu bauen, ängstigt besonders die USA. Russland steht neuen Sanktionen eher skeptisch gegenüber und hält einen Dialog zur Klärung des Sachverhalts für effektiver, als neue Sanktionen. China warnt ebenfalls vor einem zu schnellen Handeln. Die IAEA warnt vor voreiligen Sanktionen und teilte mit, dass ihr Bericht zur Lage und die Klärung offener Fragen zwischen ihr und dem Iran erst zeigen werden, ob das Land sein Nuklearprogramm friedlich nutzen möchte oder nicht. Der Iran erklärte sich überdies dazu bereit, Angebote zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern in Atomangelegenheiten zu nutzen, machte aber deutlich, dass er sein Atomprogramm nicht einstellen wird. Dieser Schritt könnte ein wenig die Spannung im Konflikt mit dem Westen lockern.

Die USA fordern die OPEC auf, den Output zu erhöhen, da ansonsten mit noch bescheideneren Lagerbeständen zu rechnen ist. Die EU schloss sich der Forderung aus den USA an. Die OPEC selbst sieht trotz der hohen Ölpreise kein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, sondern führt die Preissteigerungen auf spekulative Käufe und geopolitische Spannungen zurück. Sie sieht zwar im hohen Ölpreis einen Einflussfaktor auf die Weltwirtschaft und die Nachfrage, sieht sich aber dennoch nicht zum Handeln gezwungen. Die USA hingegen führen den rasanten Preisanstieg auf ein zu geringes Angebot zurück. Allen voran lehnt der Iran eine Erhöhung des Ausstoßes ab. Es bleibt abzuwarten, was die OPEC-Treffen in der nahen Zukunft ergeben, denn hier besteht sicher Abstimmungsbedarf innerhalb des Kartells.


© Andy Sommer
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





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