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Orangensaft fest in “Bärenhand“!?

02.11.2007  |  Marc Nitzsche
Orangensaft war in den zurückliegenden drei Jahren eine der ganz großen “Storys“ im Rohstoff-Bereich. Zwischen Mitte 2004 und Ende 2006 “explodierten“ die Notierungen förmlich von weniger als 60 auf über 200 US-Cents je Pound. Seither ging es jedoch wieder merklich abwärts. Und der Boden dürfte längst noch nicht erreicht sein.


Versorgungssituation derzeit noch angespannt

Zugegeben: Die Versorgungs-Situation ist gegenwärtig noch alles andere als üppig. Ausweislich des jüngsten “Cold Storage Reports“ befinden sich zur Stunde 620 Millionen Pfund gefrorenes Orangensaft-Konzentrat in den amerikanischen Lagerhäusern. Das sind 20 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Verantwortlich hierfür waren die außerordentlich schwachen Ernten in 2005 und 2006. Doch diesbezüglich zeichnet sich gegenwärtig bereits eine Wende ab.


Üppige Florida-Ernte prognostiziert

Mitte Oktober veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium seine neusten Schätzungen für die inländische Ertragsmenge. Der Florida-Output soll sich in der laufenden 2007/08er Saison auf 168 Millionen Kisten belaufen. Im Vergleich zu den 129 Millionen Boxen des vergangenen Wirtschaftsjahrs bedeutet das ein Plus von 30 Prozent. Die gesamte US-Orangen-Produktion wird bei 9,83 Millionen Tonnen gesehen, was einem Zuwachs von 29 Prozent entspricht.


Schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten

Immerhin scheinen sich die pessimistischsten Analysten-Schätzungen nicht zu bewahrheiten. Im Vorfeld der kommunizierten Zahlen mutmaßten einige “Auguren“ für den “Sunshine-State“ Erträge zwischen 180 und 190 Millionen Kisten. Eine solche Menge hätte für die Orangensaft-Notierungen aller Wahrscheinlichkeit nach den “Supergau“ bedeutet. Allerdings konnte man diese Prognosen ohnehin nicht wirklich für voll nehmen.


Schätzungen womöglich zu niedrig

Allerdings könnten sich die momentanen Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums durchaus als zu niedrig entpuppen. In der Vergangenheit lag die tatsächliche Ernte meist über den Oktober-Vorhersagen. Berücksichtigt man die durchschnittliche statistische Abweichung ist ein Output von 170 bis 175 Millionen Boxen recht wahrscheinlich.


Hurrikan-Premium nicht mehr angebracht

Mit nennenswerten Ernte-Ausfällen in Florida sollte zum jetzigen Zeitpunkt eher nicht mehr gerechnet werden. Zwar läuft die Hurrikan-Saison offiziell noch bis zum 30. November. Jedoch sind vernichtende “Monster-Stürme“ im letzten Monat extrem selten. Bedenkt man ferner, wie moderat die bisherige Wirbelsturm-Saison verlief, müsste es fast schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Orangen-Plantagen noch von Hurrikans heimgesucht werden. Das entsprechende “Preis-Premium“ wurde in den zurückliegenden beiden Wochen bereits merklich abgebaut. Doch noch immer dürfte in den Notierungen ein leichter “Sturm-Zuschlag“ enthalten sein.


Solide Erträge in Brasilien

In im weltweit bedeutendsten Anbauland rechnen die Behörden mit einem Rückgang der Orangen-Ernte von 18,1 auf 17,9 Millionen Tonnen. Auch hier sollten sich damit die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigen. Nachdem etwa zwei Millionen Bäume einer unheilbaren Krankheit zu Opfer gefallen waren, zeigten sich viele Farmer besorgt, dass es zu einer flächendeckenden Ausbreitung kommt. Diese Gefahr scheint mittlerweile jedoch weitgehend gebannt zu sein. Allerdings lässt sich im “Land am Zuckerhut“ ein Trend dahingehend beobachten, dass Orangen-Bäume vermehrt durch Zuckerrohr ersetzt werden, weil die Saft-Produzenten die Landwirte zu schlecht bezahlen. Erkennbare Auswirkungen werden sich aber frühestens in der nächsten oder gar übernächsten Saison zeigen.


Stagnierende Nachfrage

Die weltweite Nachfrage nach Orangensaft präsentiert sich nach wie vor relativ statisch. Zwar wird in den asiatischen “Boom-Regionen“ das Getränk vermehrt konsumiert. Dies jedoch kann den signifikanten Rückgang des Verbrauchs in den USA und Europa bestenfalls kompensieren. Schuld an der schwindenden Popularität von Orangensaft in den westlichen Industrie-Staaten ist unter anderem die wieder aufkommende Atkins-Diät, die den Verzehr von kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln untersagt.


Nochmaliger Test der 2007er Tiefstände wahrscheinlich

Aus fundamentaler Sicht fehlt dem Markt somit derzeit jegliche “Long-Fantasie“. Im Gegenteil: Der “Cocktail“ aus einem steigenden Angebot bei gleichzeitig stagnierender Nachfrage eröffnet den Notierungen weiteres Abwärtspotenzial. Wir würden uns daher nicht wundern, wenn die Tiefststände des Jahres 2007 bis Dezember noch einmal in Angriff genommen werden.


Technisch ein glasklarer Short-Kandidat

Ein glasklarer Short-Kandidat ist Orangensaft zudem aus technischer Sicht. Die vorherrschenden Abwärtstrends seit Ende 2006 bzw. März 2007 sind ungeachtet des Kursanstieges von Anfang September bis Mitte Oktober unverändert intakt. Vor rund zwei Wochen “pralle“ der November-Future dann vehement an seinem starken Widerstand bei etwa 157 US-Cents nach unten ab und beendete damit den korrigierenden Up-Move. Mittlerweile gehört zudem der Support bei 142 US-Cents der Vergangenheit an. Kurzfristig könnten sich die Notierungen im Bereich der jetzt erreichten Unterstützung bei 137,50 US-Cents stabilisieren, zumal dort auch die 38-Tage-Linie verläuft. Auf Sicht von einigen Wochen jedoch dürfte auch diese Marke unterschritten werden. Hierfür sprechen zumindest die Tatsachen, dass sowohl der MACD als auch der Williams ein Verkaufssignal generieren. Mit einer “echten“ Bodenbildung kann somit frühestens im Bereich zwischen 122 und 127 US-Cents gerechnet werden. Der Aufbau einer gehebelten Short-Position ist daher noch immer lohnenswert.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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