Wasser - das Investment der Zukunft

Nicht Rendite um jeden Preis, sondern am Nachhaltigkeitsprinzip orientierte ganzheitliche Verantwortung für den effizienten Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser muss im Vordergrund stehen. Jeder Mensch, jedes Lebewesen sollte seinen existentiellen Bedarf an Wasser befriedigen können. Keine leichte Aufgabe in der heutigen Zeit. Wir stehen vermutlich vor einer der größten Herausforderungen der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten.
Frage: Ist es sinnvoll die Wasserversorgung zu privatisieren, um mehr privates Kapital zu mobilisieren, das die enormen finanziellen Herausforderungen bewältigen kann?
Angesichts der ungeheuren Dimension ist es ist fraglich, ob der finanzielle Kraftakt ohne die Unterstützung und das Know-how der Privatwirtschaft gemeistert werden kann. Privatisierungsgegner geben zu bedenken, dass privatwirtschaftliche Unternehmen die Gewinne maximieren, aber gleichzeitig notwendige Investitionen in das Leitungsnetz unterlassen und sich auf die rentablen Versorgungsregionen konzentrieren. Kapital und Vermögenswerte könnten ins Ausland übertragen werden. Länder mit dem größten Bedarf nach Wasserdienstleistungen sind oftmals gerade diejenigen mit ungenügenden öffentlichen Kontrollmechanismen, um getroffene Vereinbarungen zu überwachen und wirksame Sanktionen bei Fehlverhalten einzuleiten.
Während bei privatwirtschaftlichen Unternehmen immer die Gefahr einer rücksichtslosen Profitmaximierung besteht, fehlen bei öffentlichen Versorgern aufgrund der Budgetierung Anreize zu einer effizienten Ressourcennutzung. Die Privatisierung fördert den Wettbewerb und wirkt sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der öffentlichen Versorger aus.
Privat oder staatlich - beide Organisationsformen haben ihre Vor- und Nachteile. Damit es nicht zu systembedingten Fehlentwicklungen kommt, müssen (staatliche) Anreiz- und Sanktionssysteme den Rahmen vorgeben. Schon allein aufgrund der Besonderheit als tägliches Lebensmittel, das bei geringster Verunreinigung Erkrankungen auslösen kann, sind strenge Kontroll- und Qualitätsmaßstäbe erforderlich.
Nationale Gesetze können ausgehebelt werden. Deshalb müssen nationale Bestimmungen in ein internationales Regelwerk eingebunden werden, das die unersetzliche Ressource Wasser in den Mittelpunkt stellt und eine einseitige Ausnutzung unter dem Deckmantel des Welthandelsabkommens verhindert.
Frage: Wasser umfasst nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale, religiöse und ökologische Aspekte. Wie lassen sich diese nicht wirtschaftlichen Aspekte in Werteinheiten fassen?
Den Wert des Wassers zu erkennen und in eine Größe zu fassen, ist höchst komplex und abhängig von der Sichtweise. Ein altes chinesisches Sprichwort besagt, wer das Wasser kontrolliert, beherrscht China. Das Magazin Fortune schreibt zur Jahrtausendwende, dass Wasser im 21. Jahrhundert die Bedeutung erlange, die das Öl im 20. Jahrhundert hatte - der unentbehrliche Rohstoff, der den Wohlstand ganzer Nationen bestimmte. Veränderungen in der Wasserverteilung führen regelmäßig zu Konflikten innerhalb eines Landes, die zu einer Auseinandersetzung zwischen Länderregierungen anwachsen können. Kriege um Rohstoffe gab es schon immer in der Geschichte der Menschheit.
Einige Banken und Investmenthäuser haben interessante Kriterienkataloge für den Wassersektor entwickelt, die soziale und Umweltaspekte bei der Bewertung berücksichtigen. Etwa die Auswahl von Zulieferern, die umweltfreundlich arbeiten, oder die Anwendung schonender Verfahren zur Wasseraufbereitung. Hinzu kommen Sozialkriterien, differenziert nach Adressaten (Öffentlichkeit, Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden). Es sind viele Ausprägungen denkbar, aber man muss realistisch bleiben. Trotz angestrebter Objektivität bleibt immer ein gehöriger Schuss Subjektivität.