Oil Markets Weekly

Ein kräftiger Rückgang der US-Rohöl-Vorräte hat in der vergangenen Woche zum Test der 80 USD-Marke beigetragen. Insbesondere ein starker Rückgang der Importe sorgte für ein unerwartet deutliches Schrumpfen der Lagerbestände um 7,0 Mio. boe (2,1%). Damit reduzierten sich die Vorräte seit dem 12-Jahres- Hoch Ende Juni um über 31 Mio. boe. Im 5-Jahres-Durchschnitt sind die Läger aber nach wie vor recht gut gefüllt.

Der Beginn der Herbst-Modernisierungssaison, einige ungeplante Raffinerieausfälle sowie die zuletzt wieder geschrumpften Veredelungsmargen sorgten in der vergangenen Woche für einen Rückgang der Raffinerieauslastung von 92,1% auf 90,5%. Die Benzin-Vorräte konnten dadurch trotz der saisonalen Nachfrageabschwächung nicht aufgebaut werden und reduzierten sich um weitere 666 Tsd. boe (0,3%). Der Differenzbetrag zum Normal-Niveau für diese Jahreszeit erhöhte sich damit auf knapp -13 Mio. boe. Eine konstante Produktion nahe dem derzeitigen Niveau vorausgesetzt, dürfte die nach dem Ende der Feriensaison weiter sinkende Nachfrage jedoch für eine Stabilisierung bzw. sogar eine Trendumkehr in den kommenden Wochen sorgen.
Die Destillate-Bestände setzten ihren für diese Jahreszeit typischen Aufwärtstrend fort und wurden um 1,8 Mio. boe (1,4%) aufgebaut; insbesondere im Bereich Heizöl. Die Marktteilnehmer dürften diese Produktkomponente allerdings weiterhin im Auge behalten, da die Heizöl-Bestände aktuell noch immer ein Defizit gegenüber dem Vorjahr von knapp 30% aufweisen.
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Die IEA hat ihre Forderung noch einem höheren Angebot der OPEC-Staaten trotz des jüngsten Beschlusses des Kartells und einer Reduzierung der eigenen Nachfrage-Prognosen wiederholt. Die Vertretung der OECD-Länder senkte die Schätzung für die weltweite Ölnachfrage im laufenden Jahr infolge schwächerer Verbrauchsdaten für Juni und Juli um 90 Tsd. auf 85,9 Mio. bpd und für 2008 um 200 Tsd. auf 88,0 Mio. bpd. Damit bleibt die Agentur im Vergleich zu anderen Marktbeobachtern – inklusive der HSH Nordbank – dennoch überaus optimistisch. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen der USSubprime- Krise auf die reale Wirtschaft und die Energienachfrage noch nicht abgeschätzt werden können und somit ein Risiko für die Prognose darstellen. U.E. könnten die starken Preisanstiege der letzten Wochen zudem auch bei einigen asiatischen Volkswirtschaften negative Auswirkungen auf die Ölnachfrage haben, wenn sich diese aus Haushalts-politischen Gründen gezwungen sehen, die Subventionsmodelle für die inländischen Retail-Preise zu überarbeiten.
Auf der Angebotsseite nahm die IEA nur marginale Änderungen in ihren Prognosen vor und erwartet für 2007 eine Ölförderung der Nicht-OPEC-Staaten von 50,0 Mio. bpd, die im kommenden Jahr auf 51,1 Mio. bpd ansteigen soll. Den Bedarf an OPEC-Öl, um die Angebots-/Nachfrage-Bilanz auszugleichen, beziffert die Agentur nach den Nachfrage-Revisionen nur noch auf rund 31,1 Mio. bpd in 2007 und 31,4 Mio. bpd in 2008. Allerdings liegt dieser so genannte “Call on OPEC“ im vierten Quartal bei 32,4 bis 32,8 Mio. bpd – deutlich über dem August-Output von 30,4 Mio. bpd. Die Petroleum-Lagerbestände sind nach IEAErhebungen im Juli um knapp 30 Mio. boe (1,1%) gestiegen; die Vorratsreichweite liegt mit 54,4 Tagen jedoch unter dem Vorjahreswert von 55,1 Tagen.

In Mexiko haben Bombenanschläge von Aufständischen sechs Erdgas- und Ölprodukt-Pipelines beschädigt. Die Reparaturarbeiten sollen zu Beginn dieser Woche abgeschlossen sein, sodass die beeinträchtigen inländischen Lieferungen wieder normalisiert werden können. Die Rohöl-Exporte wurden von den Angriffen nicht in Mitleidenschaft gezogen. Eine Fortsetzung von Angriffen könnte eine nachhaltige Einpreisung einer Risikoprämie in die Ölpreise nach sich ziehen.
Obwohl nur ein Hurrikan der Kategorie Eins, hat der Tropensturm Humberto die Ölindustrie in Texas zeitweise beeinträchtigt. Infolge die Witterungsbedingungen mussten mehrere Schifffahrtwege zu den Raffinerien an der texanischen Golf-Küste gesperrt werden und drei Raffinerien mit einer Gesamtkapazität von etwas über 1 Mio. bpd mussten nach Stromausfällen die Produktion einstellen. Auswirkungen für die Öl- oder Erdgas-Förderung wurden nicht gemeldet. Mit dem Abebben des Sturmes und der Widerherstellung der Stromversorgung soll der Betrieb kurzfristig wieder aufgenommen werden können. Die Auswirkungen für die Importe und die Lagerbestände dürften sich daher in Grenzen halten.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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