Energie-Rohstoffe: Long-Einstiegschance nach Korrektur?


Ölmarkt nach wie vor überhitzt
In Bezug auf Rohöl sind wir davon nicht wirklich überzeugt. Längerfristig wird sich der “Schmierstoff der Weltwirtschaft“ zwar weiter verteuern. Das ist so gut wie sicher. Aber ebenso sicher ist, dass es – wie in der Vergangenheit – immer wieder Rücksetzer geben wird. Und derzeit deutet vieles auf den Fortgang der begonnenen Korrektur-Phase hin. Insgesamt wirkt der Ölmarkt nach wie vor erkennbar überhitzt. Wenngleich die kommerziellen Händler ihre gigantische Short-Position von fast 120.000 Kontrakten Anfang August auf aktuell nur noch knapp 43.000 Kontrakte zurückgefahren haben, ist diese Positionierung im Jahresvergleich überdurchschnittlich hoch und zeigt, dass die Hedger auch auf dem momentanen Kurslevel noch immenses Absicherungspotenzial gegen fallende Notierungen sehen. Die Saisonalität ist eigentlich noch bis in den Oktober hinein “bullisch“, was in erster Linie auf die laufende Hurrikan-Saison zurückzuführen ist. Bis jetzt ist diese jedoch recht harmlos verlaufen. Auch wenn uns die diesbezüglich “heiße Phase“ mit dem September noch bevorsteht, können wir uns durchaus vorstellen, dass die Fördereinrichtungen im Golf von Mexiko wie im letzten Jahr weitgehend verschont bleiben. Bewahrheitet sich diese Annahme, hat der Ölpreis zweifellos weiteres Abwärtspotenzial. Zu Long-Engagements können wir daher nur überzeugten “Zocker-Naturen“ raten. Zur Stunde bietet die “kurze Seite“ nicht zuletzt in Anbetracht der technisch stark angeschlagenen Verfassung des Marks sicherlich das bessere Chance/Risiko-Verhältnis. Zumindest bis Jahresende erachten wir Kurse im Bereich von 60 US-Dollar für wesentlich wahrscheinlicher als Notierungen über 80 US-Dollar.
Erdgas von Bodenbildung noch weit entfernt
Erdgas mag einigen von Ihnen nach den jüngsten Abverkäufen optisch recht preiswert erscheinen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Lagerbestände mittlerweile nicht nur signifikant über dem fünfjährigen Durchschnitt sondern auch über dem Niveau des vergangenen Jahres liegen. Es gibt also durchaus handfeste Gründe für den Erdgas-Crash. In den kommenden Wochen könnten die Vorräte zwar als Folge eines erhöhten Stromverbrauchs für den Betrieb der Klimaanlagen während der Sommermonate leicht zurückgehen. An der grundsätzlichen Überversorgung des Markts ändert dies aber kaum etwas. Von daher halten wir selbst Rückgänge in den Bereich von 4,50 oder sogar 4,00 US-Dollar mittelfristig nicht für gänzlich ausgeschlossen. Gegenwärtig ist der Markt jedoch erkennbar überverkauft, so dass zumindest eine technische Reaktion nach oben möglich ist. Hierfür sprechen zudem die überaus hohen Long-Positionen der “Commercials“ und die spiegelbildlichen Short-Positionen der Fonds. Bevor man als Privat-Anleger die “lange Seite“ aber auch nur ansatzweise in Betracht zieht, sollte man auf eine echte Bodenbildung bei Erdgas warten. Davon ist der flüchtige Energieträger aktuell weiter entfernt denn je in diesem Jahr. Extrem wagemutige Investoren können in Kürze vielleicht ein sehr kurzfristiges Long-Engagement eingehen. Mittel- bis längerfristig orientierte Anleger sollten hingegen eher nach einem geeigneten Zeitpunkt für einen Short-Einstieg Ausschau halten. Ein solcher wäre beispielsweise eine Kurserholung bis auf 6,40 US-Dollar in der Oktober-Lieferung.
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