Kürzlich las ich mehr oder weniger zufällig, dass an der Tokyo Commodity Exchange unter der Bezeichnung RSS3 doch tatsächlich Termin-Kontrakte auf Gummi gehandelt werden. Noch größer war mein Erstaunen, als ich feststellte, dass die ABN Amro sogar ein ungehebeltes währungsgesichertes Zertifikat im Angebot hat. In Angedenken an den thailändischen Kautschuk-Bauern, dem ich bei meinem letzten Besuch auf Phuket bei der Arbeit zusehen durfte, und weil ich die Kolumne ohnehin gerne dazu verwende, auch einmal etwas über Rohstoffe zu schreiben, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen, wollen wir heute einmal untersuchen, wie es sich besser lebt: Mit oder ohne Gummi (im Depot selbstverständlich).
Natur-Kautschuk wieder gefragt!
Gummi kann entweder vollsynthetisch unter der Verwendung von Rohöl hergestellt oder aus Natur-Kautschuk produziert werden. In den Zeiten des billigen "schwarzen Goldes" war die zweite Methode schon fast in der geschichtlichen Versenkung verschwunden. Denn die teilweise grotesk niedrigen Kautschuk-Kurse standen in keinem Verhältnis zum Zeit- und Arbeitsaufwand für die Gewinnung des Rohstoffs. Nachdem sich der "Schmierstoff der Weltwirtschaft" in den zurückliegenden Jahren aber massiv verteuerte, wurde Natur-Kautschuk plötzlich wieder konkurrenzfähig und die Preise zogen sogar soweit an, dass die Kultivierung von Gummi-Bäumen den betreffenden Bauern zumindest eine halbwegs akzeptable wirtschaftliche Existenz sicherte. Und dann geschah das, was bei nachwachsenden Rohstoffen im Fall von Preisanstiegen eigentlich immer passiert: Der Output wurde massiv erhöht.
Zeiten des Überangebots vorbei!
Im vergangenen Jahr stieg die weltweite Natur-Kautschuk-Produktion um 18 Prozent an. Folge: Statt des eigentlich erwarteten Angebotsdefizits kam es zu einem Überschuss von 452.000 Tonnen. So gesehen kann es nicht verwundern, dass die Kautschuk-Notierungen zuletzt erkennbar den „Rückwärtsgang“ einlegten. Allein von Mitte Mai 2007 bis heute gaben sie um gut 20 Prozent nach. Doch damit könnte jetzt bald Schluss sein: Im ersten Quartal dieses Jahres wies der Markt nicht zuletzt auf Grund des elfprozentigen Produktionsrückgangs und der steigenden Nachfrage vor allem aus dem asiatischen Raum einen Nachfrage-Überhang von 74.000 Tonnen auf. Dessen ungeachtet kam es bislang zu keiner "Kurs-Rallye". Und mit einer solchen rechne ich ehrlich gesagt auch nicht. Kleinere Kursbewegungen nach oben sind durchaus drin. Gegen eine echte "Kautschuk-Hausse" sprechen aber die prall gefüllten Lager. Zumindest in punkto Geldanlage kann damit auf Gummi sicherlich verzichtet werden.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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