Am Anfang überwiegt immer die Skepsis


Die Börse ist jedoch skeptischer gestimmt. Die Rohstoffkassapreise notieren rund 6% unterhalb ihres Jahreshochs im Januar und der ZEW-Index, der die Stimmung unter den Finanzmarktteilnehmern misst, legte im Juli erneut den Rückwärtsgang ein. Hinzu kommt eine ganze Reihe von offenen Problemen: Was wird passieren, wenn die Wirkung der Konjunkturpakete aus dem vergangenen Jahr ausläuft? Erleben die USA bald ein Abgleiten in eine erneute Rezession? Und wann platzt die Immobilienblase in China und damit die Hoffnung auf die asiatische Konjunkturlokomotive? Alle diese Bedenken lassen sich grob zu einer Frage zusammenfassen: Wie nachhaltig ist die derzeitige Erholung?

Vermutlich wird von der einen oder anderen Seite in den kommenden Monaten noch Sand in das Wirtschaftsgetriebe gestreut. Das grundsätzliche Dilemma ist jedoch nicht neu und taucht nach jeder Rezession auf. Noch nie gab es eine Aufschwungphase, zu deren Beginn alle Probleme gelöst waren und die Spatzen die Kunde von der neuen Hausse von den Dächern pfiffen. Dagegen ist es geradezu typisch, wenn am Anfang die Skepsis überwiegt. Schon der legendäre Börsenprofi André Kostolany wusste, eine Hausse wird in der Angst geboren, sie wächst im Zweifel, altert im Optimismus und sie stirbt in der Euphorie.
Die Muster der Geschichte wiederholen sich. Während die Stimmung an den Börsen verhalten ist, signalisiert die Realwirtschaft den Aufschwung. Die Anstiege der Einkaufsmangerindizes gestern und des ifo-Geschäfts-klimaindex heute belegen dies eindrucksvoll. Insofern dürfte der aktuelle Zeitpunkt nicht der schlechteste zu sein, um als Investor über einen Einstieg oder als Unternehmen über eine Absicherung nachzudenken.

© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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