In einem bekannten deutschen Börsen-Magazin habe ich diese Woche gelesen, dass die Aktien der großen Öl-Förder-Gesellschaften so billig wie seit 20 Jahren nicht mehr seien. Bei solchen Aussagen werde ich natürlich immer gleich extrem hellhörig. Immerhin könnten ja hier unter Umständen historische Investment-Chancen "lauern". Nicht umsonst heißt eine alte Kaufmannsregel: Der Gewinn liegt im Einkauf. Oder anderes ausgedrückt: Etwas deutlich unter seinem eigentlichen Wert zu erwerben, ist in den allermeisten Fällen der Garant für eine ordentliche Rendite. Aber erfüllen die Aktien der "Öl-Multis" diese Kriterien wirklich?
Abschläge meist gerechtfertigt!
Ich kann nicht leugnen, dass die betreffenden Anteilscheine fundamental derzeit günstig bewertet sind. Viele Papiere weisen gerade einmal ein Kurs/Gewinn-Verhältnis zwischen zehn und 15 auf. Hinzu kommt, dass den aktuellen Ertragsschätzungen noch deutlich geringere Barrel-Preise zu Grunde liegen als wir sie momentan sehen. So gesehen erscheinen die meisten Öl-Aktien in der Tat unterbewertet. Bei genauerer Betrachtung allerdings muss ich feststellen, dass die Abschläge häufig durchaus gerechtfertigt sind. Das Problem speziell bei den europäischen "Playern" wie einer BP oder RoyalDutchShell sind die zunehmend schwindenden Reserven, die schon heute zu einer Verringerung der Produktionsmenge führen. Zu lange haben diese Konzerne kaum Kapital in die Exploration neuer Vorkommen investiert und sich einfach auf ihren existierenden Öl-Feldern "ausgeruht". Die Umsatz- und Gewinnanstiege der letzten Jahre fußten fast ausschließlich auf einem steigenden Ölpreis und nicht auf einer Ausweitung des operativen Geschäfts. Von organischem Wachstum kann daher keine Rede sein, eher schon von einem Schrumpfungsprozess. Soll dieser gestoppt werden, müssen in den kommenden Jahren gewaltige Summen in die Erschließung neuer Vorkommen "gesteckt" werden. Dies dürfte die Gewinne belasten.
Nur wenige wirklich interessant!
Natürlich kann man in Zeiten stark steigender Ölpreise mit den Aktien der großen Förder-Firmen nicht viel falsch machen. Für richtig interessant erachte ich dennoch nur wenige. Prima gefällt mir beispielsweise eine Exxon. Der "US-Gigant" verfügt über die weltweit höchsten nachgewiesenen Reserven. Ebenfalls gut mit Öl "ausgestattet" sind Chevron, die brasilianische Petrobras oder die russische Lukoil. Diese Konzerne werden daher auch in Zukunft ihren Output steigern können und dadurch von den anziehenden Rohöl-Notierungen überdurchschnittlich profitieren. Bei vielen europäischen Konkurrenten bin ich mir da nicht so sicher.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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