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Mais mit weiterem Aufwärtspotenzial!?

13.05.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Mitte Januar des laufenden Jahres sorgte das US-Landwirtschaftsministerium für Aufsehen, als es seine Schätzungen bezüglich der 2009er-Endbestände von zuvor 1,474 auf 1,79 Milliarden Scheffel anhob. Nichtsdestotrotz gerieten die Notierungen des beliebten Futtergetreides nur kurzfristig unter Abgabedruck und speziell in den letzten Wochen wies der Markt sogar eine bemerkenswerte Stärke auf. Nicht wenige Anleger stellen sich daher die Frage, ob und wenn wie viel Aufwärtspotenzial Mais auf dem gegenwärtigen Niveau noch hat.


Relativ komfortable Versorgungslage

Auch wenn die US-Behörde kürzlich die Ending-Stock-Prognose leicht auf 1,7 Milliarden Scheffel zurücknahm, muss man die Versorgungssituation bei Mais als durchaus komfortabel bezeichnen. Für 2009 und 2010 geht man von einem Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch von 14 Prozent aus. Im historischen Vergleich bewegt sich dieser Wert in etwa im oberen Mittelfeld. Weltweit liegt das Ending Stock to Use Ratio ausgehend von einem Anstieg der Vortragsbestände von 130 auf 143 Millionen Tonnen sogar bei 19 Prozent. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann mithin nicht davon ausgegangen werden, dass es der Menschheit in absehbarer Zeit an Mais mangelt.


Nachfrage höher als Angebot

Auf der anderen Seite bleibt festzuhalten, dass die Nachfrage in den kommenden beiden Jahren tendenziell über dem Angebot liegen dürfte. Für die USA rechnet das Landwirtschaftsministerium zwar für das laufende Jahr noch mit einem kleinen Überangebot, welches sich jedoch ab 2010 in ein Angebotsdefizit verwandelt. Auf globaler Ebene hat der Internationale Getreiderat bereits für die aktuelle Saison eine Angebotslücke von 13 Millionen Tonnen ausgemacht. Verantwortlich hierfür ist insbesondere das heiße und trockene Wetter in Südamerika, das den Pflanzen nicht unerheblich zugesetzt hat.


Ertragseinbußen in den USA vorstellbar

Darüber hinaus muss nach dem gegenwärtigen Stand davon ausgegangen werden, dass die in Aussicht gestellte US-Produktion von 12,1 Milliarden Scheffeln im laufenden Wirtschaftsjahr nur schwerlich erreicht werden dürfte. Grund: Am 11. Mai waren lediglich 48 Prozent der Aussaat vollbracht. Ein Jahr zuvor waren es zu diesem Zeitpunkt stattliche 71 Prozent. Nachdem sich die Witterungsbedingungen mittlerweile verbessert haben, wird ein Teil sicher aufgeholt. Allerdings droht die konkrete Gefahr, dass nicht wenige Farmer Sojabohnen statt Mais anpflanzen, weil das erstgenannte Getreide eine kürzere Anbauzeit benötigt. Insofern sehen wir eine nicht zu unterschätzende Wahrscheinlichkeit, dass die prognostizierte Anbaufläche für Mais von 85 Millionen Morgen sich als zu hoch erweist und der Output in den Vereinigten Staaten herabgesetzt werden muss.


Ethanol-Industrie als “Zünglein an der Waage“

Sollte sich unsere Vermutung bestätigen, dass der Ertrag in den Vereinigten Staaten nicht wie prophezeit um zwei Prozent zunimmt sondern stattdessen um einige Prozentpunkte zurückgeht, könnte sich die Versorgungssituation ungeachtet des schwachen Exports (für 2009 wird ein Minus von 30 Prozent erwartet, bis dato sind es sogar 35 Prozent) in Anbetracht der steigenden Ethanol-Nachfrage erkennbar verschlechtern. Zugegeben: Bei den momentanen Erdölpreisen ist die Notwenigkeit, die Kapazitäten bei alternativen Kraftstoffen auszuweiten, nicht ganz so groß wie noch vor zwölf Monaten. Allerdings scheinen die Amerikaner mittlerweile einen Faible für Klimaschutz entwickelt zu haben und fördern mit beträchtlichen Mitteln die Verbreitung von Alkohol als Kraftstoff. Wenngleich Ethanol nicht unbedingt der langfristige „Königsweg“ ist, dürfte die Maismarkt zumindest in den kommenden Jahren eine gewisse Unterstützung von dieser Warte aus erhalten.


Saisonalität verspricht weitere Kurssteigerungen

Die wenigstens moderat bullischen fundamentalen Rahmenbedingungen werden ergänzt durch eine Saisonalität, die in den kommenden Wochen noch für steigende Notierungen spricht. Ihr Jahreshoch erreichen die Maispreise für gewöhnlich Mitte/Ende Juni. Im den zweiten sechs Monaten kommt es dann regelmäßig zu größeren Abverkäufen im Zusammenhang mit der Einbringung der US-Ernte. Dennoch kann sich ein spekulatives Long-Engagement im Hinblick auf die Saisonalität derzeit noch lohnen.


Charttechnik: Trendwende nach oben fast vollzogen

Durchaus viel versprechend in Bezug auf Kurszuwächse präsentiert sich auch die technische Seite: Der Abwärtstrend seit Sommer vergangenen Jahres ist mittlerweile “Geschichte“ und stattdessen hat sich ein zarter Aufwärtstrend seit Ende 2008 herausgebildet. Im Bereich bei 350 US-Cents hat der Markt einen tragfähigen Boden generiert, der auch längerfristig nicht unterschritten werden dürfte. Sowohl der MACD als auch die Stochastik geben derzeit ein Kaufsignal und auch der RSI ist mit knapp 65 im bullischen Bereich. In den kommenden Wochen besteht damit einen recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens der Widerstand bei 440/450 US-Cents getestet wird. Ausgehend von den aktuellen Kursen ist dieses Aufwärtspotenzial nicht unbedingt allzu beeindruckend. Mit einer schönen Hebelwirkung können Anleger aber auch von dieser Bewegung anständig profitieren. Alles in allem erachten wir Mais long für eine hoch interessante Trading-Idee zumindest auf Sicht von vier bis sechs Wochen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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