EIA und OPEC vor weiterer Prognoserevision


Der Ölpreisanstieg hat sich auch in der abgelaufenen Woche fortgesetzt. Unterstützung kam dabei von mehreren Seiten. Mehrere Konjunkturindikatoren wurden so interpretiert, dass der Tiefpunkt der Wirtschaftskrise bereits durchschritten sein könnte. Auch der wieder schwächere US-Dollar sorgte für tendenziell steigende Rohstoffnotierungen. Und schließlich zogen die erneut freundlicheren Aktienmärkte die Rohstoffpreise ebenfalls mit nach oben. Allerdings wird die Luft bei Ölpreisen über 55 USD deutlich dünner. Denn die fundamentale Situation macht den Ölpreis weiter anfällig für Korrekturen. So sind die Lagerbestände in den USA auch in der abgelaufenen Woche wieder angestiegen und verzeichneten ein neues 19-Jahreshoch. Zudem werden weltweit weiterhin rund 100 Mio. Barrel Öl auf Tankern zwischengelagert.

Aktienmarkt als wichtiger Einflussfaktor
Der Aktienmarkt hat sich in den letzen Wochen als
wichtiger Einflussfaktor für den Ölpreis erwiesen. Tatsächlich hat sich die traditionell negative Korrelation von Öl und Aktien in einen positiven Zusammenhang gewandelt. Insbesondere seit Mitte März ist der Gleichlauf sehr ausgeprägt. Die Ölhändler scheinen dabei nach der Devise zu handeln, dass steigende Aktienkurse gleichzusetzen sind mit optimistischeren Konjunkturerwartungen. Diese sollten sich über kurz oder lang in einer steigenden Ölnachfrage niederschlagen, so dass damit scheinbar schon jetzt steigende Preise gerechtfertigt werden können.

Neue Revisionsrunde bei OPEC und EIA zu erwarten
Im Laufe dieser Woche werden OPEC, EIA und IEA ihre aktuellen Schätzungen zur weltweiten Ölnachfrage veröffentlichen. Insbesondere bei der OPEC (Monthly Oil Market Report erscheint am Mittwoch) und der EIA (Short-Term Energy Outlook erscheint am Dienstag) dürfte es zu deutlichen Revisionen der bisherigen Zahlen kommen. Beide Organisationen gingen im April noch von einem Nachfragerückgang im laufenden Jahr von rund 1,4 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) im Vergleich zum Vorjahr aus. Allerdings war bereits im ersten Quartal 2009 ein weltweiter Nachfragerückgang von rund 2,7 mbpd gegenüber dem ersten Quartal 2008 zu verzeichnen. Insofern dürften sowohl die OPEC als auch die EIA um eine neuerliche Anpassung der Prognosen nicht umhin kommen. Die anstehenden Revisionen von OPEC und EIA könnten nach dem starken Preisanstieg der letzten Wochen durchaus zum Auslöser einer überfälligen Konsolidierung werden.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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