Quantitative Lockerung und die Folgen für den Ölpreis

Hat sich der kurzfristige Ölpreis gegenüber den Inflationserwartungen verändert?
Die Inflationserwartungen sind in den letzten Monaten als Reaktion auf die erhöhten Erwartungen einer geldpolitischen Lockerung gestiegen. Dies lässt sich anhand des 10-jährigen US-Inflationsswaps verdeutlichen, der in der nachstehenden Grafik zusammen mit dem nächstfälligen WTI-Rohölpreis dargestellt wird. In den letzten Wochen sind die Inflationserwartungen gestiegen, was offenbar zu einem Anstieg des kurzfristigen Ölpreises geführt hat. Dies steht im Einklang mit der vergangenen Korrelation dieser beiden Elemente.

Hat sich die Rohöl-Terminkurve gegenüber den Inflationserwartungen verändert?
Wir haben oben bereits darauf hingewiesen, dass die gestiegenen Inflationserwartungen weit größere Auswirkungen auf die Ölpreise mit weiter entfernten Fälligkeitsterminen haben könnten als auf die Preise der nächstfälligen Terminkontrakte. Dies liegt hauptsächlich darin begründet, dass die Inflationserwartungen auf eine Entwicklung der Teuerungsrate abzielen, die unter Umständen erst in einigen Jahren eintritt. Nachstehend überprüfen wir diese Hypothese, indem wir die Beziehung zwischen der Form der Terminkurve (WTI-Preise in Monat 1 abzüglich WTIPreise in Jahr 5) gegenüber den Inflationserwartungen seit Anfang 2008 untersuchen.
Das Ausmaß des Contango verstärkte sich gegen Ende 2008. Hintergrund war der deutliche Preisrückgang des nächstfälligen Terminkontraktes und nicht eine Veränderung bei den Kontraktpreisen mit späteren Fälligkeitsterminen. Das Ausmaß des Contango nahm in einer Phase sinkender Inflationserwartungen zu.
Seit Anfang des Jahres sind die höheren Inflationserwartungen mit einer Verringerung des Contango-Ausmaßes einhergegangen. Dies widerspricht vollständig der Hypothese, dass erhöhte Inflationserwartungen stärkere Auswirkungen auf die Öl-Kontrakte mit späteren Fälligkeitstermin haben als auf die nächstfälligen Kontrakte. Insgesamt sind die Daten einer einzigen Woche nicht ausreichend, um kategorisch zu dem Schluss zu kommen, dass erhöhte Inflationserwartungen einen stärkeren nachhaltigen Effekt auf die langfristigen Ölpreise haben. Tatsächlich könnten gerade die Preise der nächstfälligen Kontrakte die stärkste Steigerung erfahren. Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass der Preis für die Rohölsorte WTI bis Jahresende die Marke von 70 USD pro Barrel erreichen wird.

Auf einen Blick




© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: ´´Rohstoffe kompakt´´, Commerzbank AG
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