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Höhere Ölpreise trotz unveränderter OPEC-Quoten

23.03.2009  |  Eugen Weinberg
In dieser Woche untersuchen wir, wie sich die jüngste Entscheidung der OPEC gegen eine Reduzierung ihrer Förderquoten auf die Ölpreise auswirkt. Trotz des Beschlusses der OPEC, ihr Ölangebot nicht noch weiter einzuschränken, hat sich die Mitte Februar begonnene Aufwärtsentwicklung der Ölpreise in dieser Woche fortgesetzt. Der Preis für Rohöl der Marke WTI liegt etwa 40% höher als vor einem Monat.

Nach unserer Einschätzung werden die Ölpreise derzeit von anderen Faktoren beeinflusst, die stärker wiegen als die OPEC-Entscheidung. Erstens wurde angesichts der Dollarschwäche die inverse Beziehung zwischen US-Dollar und Ölpreis wieder belebt. Zweitens sind die Rohölpreise kürzlich wieder über ihren gleitenden 100-Tage-Durchschnitt gestiegen, wodurch sie auch aus handelstechnischer Sicht unterstützt sind. Drittens besteht eine positive Korrelation zwischen dem Ölpreis und den Aktienmarktindizes, und die jüngste Erholung der US-Aktienmärkte nimmt offenbar Einfluss auf die Ölpreise. Die gestiegenen Inflationsrisiken infolge der quantitativen Lockerungspolitik stellen ebenfalls eine Unterstützung für die Rohstoffpreise dar. Hinzu kommt, dass die logistischen Schwierigkeiten in Cushing, Oklahoma, wo die Preissetzung für WTI stattfindet, nachzulassen scheinen, was zu einem markanten Anstieg des WTI-Preises gegenüber den Notierungen anderer Ölsorten führt.

Wir rechnen aber auch ohne weitere Einschränkungen des OPEC-Angebots und trotz der schwachen Ölnachfrage mit Ölpreissteigerungen, weil das gegenwärtige Niveau der OPECProduktion (in Kombination mit dem erwarteten schwachen Angebotszuwachs außerhalb der OPEC) niedrig genug sein dürfte, um in den kommenden Monaten zu einem Rückgang der globalen Ölvorräte zu führen. Dieser Lagerabbau wird unseres Erachtens maßgeblich den Anstieg der Ölpreise unterstützen.

Was die fernere Zukunft angeht, so haben in dieser Woche Kommentare, denen zufolge ein Ölpreisniveau unter 70 $/Barrel nicht ausreichen wird, erforderliche Investitionen in neue Ölprojekte zu finanzieren, die Perspektiven auf höhere Ölpreise unterstützt.

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Was hat die OPEC in Wien entschieden?

Auf der letzten Sitzung am Sonntag, den 15. März haben die OPEC-Mitglieder beschlossen, die Ölförderquote unverändert bei 24,845 Mio. Barrel/Tag zu belassen. Erwartet worden war eine symbolische Kürzung, mit der die Organisation ihre Entschlossenheit bestätigt, die globalen Vorräte zu reduzieren und die Preise zu stützen.

Die OPEC nannte eine Reihe von Gründen für ihr Stillhalten. Erstens ist sich die Organisation laut eigener Aussage der Gefahren bewusst, die deutlich höhere Ölpreise für die Weltwirtschaft bergen könnten. Zweitens erkennt die OPEC bereits Anzeichen für eine bevorstehende Ölpreiserholung in Form niedrigerer Rohölbestände und einer flacheren Contango-Forward-Struktur. Drittens wurde festgestellt, dass die in der Vergangenheit beschlossenen Kürzungen im Februar zu 79% umgesetzt wurden, wodurch eine Preisuntergrenze von 40 $/Barrel gebildet wurde. Viertens und letztens lag die Förderung der OPEC-Länder immer noch fast 900 Tsd. Barrel/Tag über der im Dezember festgesetzten Quote, so dass eine volle Umsetzung der bestehenden Entschlüsse, bereits zu dem erforderlichen globalen Lagerabbau führen würde.

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Die nächste OPEC-Sitzung, auf der das Quotensystem diskutiert wird, findet am 28. Mai in Wien statt. Die Organisation hat ihre Entschlossenheit bekräftigt, für einen “stabilen“ Ölpreis auf einem Niveau zu sorgen, das ein “angemessenes zukünftiges Angebot“ sicherstellt. Eine geringere Ölpreisvolatilität würde den OPEC-Mitgliedern eine bessere Budgetplanung ermöglichen und dadurch das Vertrauen erhöhen. Die OPEC nennt kein Preisniveau, bei dem “ein angemessenes zukünftiges Angebot“ gewährleistet ist. Wir sind allerdings der Meinung, dass die Grenzkosten, bei denen die Nicht-OPEC-Produzenten eine Fördermenge bereitstellen, die für ein Marktgleichgewicht sorgt, langfristig bei etwa 70-80 $/Barrel liegen.





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