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Commodity Research-Fokus: Kupfer

04.03.2009  |  Sven Streitmayer
Markt: Kupfer seit Jahresbeginn auf Erholungskurs

Nach dem wohl extremsten Jahr in der Geschichte des Kupfermarktes, mit einem Rekordhoch bei knapp 9.000 USD/t im Sommer und dem darauffolgenden Absturz auf unter 3.000 USD/t im Dezember, hat sich die Lage seit Anfang 2009 etwas beruhigt. So hält sich das rote Metall, ungeachtet weiterer Negativmeldungen von der Konjunktur- und Finanzmarktseite sowie wachsenden Lagerbeständen, im bisherigen Jahresverlauf erstaunlich robust in einer breiten Handelsspanne zwischen 3.100 und 3.500 USD/t. Für Hoffnung auf eine baldige Wiederbelebung der Kupfernachfrage sorgten zuletzt insbesondere die massiven Metallimporte Chinas sowie die weltweit verabschiedeten Konjunkturpakete.


Abkopplung trotz schwacher Fundamentals?

Bemerkenswert ist auch, dass die Erholung der Kupferpreise weitgehend unabhängig von der Entwicklung der übrigen NE-Metalle stattfand. Während etwa die Notierungen von Aluminium, Zink oder Nickel in den vergangenen Wochen weiter unter Druck standen, legte der Kupferpreis seit Jahresbeginn bereits um rund 16% zu. Dies erscheint zunächst paradox, gilt Kupfer doch aufgrund seiner breiten industriellen Anwendungsbasis als besonders konjunktursensibel. Auch der Umstand, dass die Kupferlagerbestände in den letzten Monaten überdurchschnittlich hohe Zuwächse zu verzeichnen hatten, lässt wenig Zweifel über den infolge der Wirtschaftskrise deutlich rückläufigen Kupferverbauch.

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LME-Lagerbestände auf höchstem Stand seit 2003

Allein seit Ende Oktober haben sich die Kupferbestände in den Lagerhallen der LME auf aktuell knapp 540.000 t mehr als verdoppelt. Zwar ist dies noch weit vom bisherigen Rekordwert (1 Mio. t) entfernt, das Tempo des Zuwachses ist gleichwohl beachtlich. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass der drastische Lageraufbau der letzten Monate nun abebben könnte. So waren in den letzten Handelstagen nicht nur erstmals wieder größere Abflüsse zu registrieren. Auch der sprunghafte Anstieg der Cancelled Warrants (zur Auslieferung bestimmte Bestände) sowie die rückläufigen Terminmarktaufschläge (Contango) unterstützen diese These.


ICSG: Kupfermarkt 2008 im Angebotsüberschuss

Nach neuesten Daten der International Copper Study Group befand sich der Weltkupfermarkt in den ersten 11 Monaten 2008 in einem Angebotsüberschuss von 147.000 t (saisonbereinigt: 291.000 t). Von den vier wichtigsten Kupfermärkten verzeichnete nur China einen Nachfragezuwachs (+12,6%) ggü. dem Vorjahreszeitraum. Dagegen registrierten die EU 15-Länder, Japan wie auch die USA allesamt deutliche Rückgänge bei der Kupfernachfrage (-4,4%, -3,6% und -7%). Dass der Marktüberschuss nicht noch höher ausgefallen ist, liegt u.E. in den strukturellen Problemen auf der Angebotsseite, welche sich in der nahezu unveränderten Minenproduktion (+0,2%) ggü. Jan-Nov 2007 offenbaren.

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Strategische Kupferkäufe treiben Nachfrage Chinas

Aus unserer Sicht ist der derzeit wichtigste Treiber für die ungewöhnliche Preisstärke des roten Metalls einmal mehr die erhöhte Aktivität Chinas am Kupfermarkt. Von besonderer Relevanz sind hierbei die Pläne Pekings, die staatliche Kupferreserve um bis zu 1 Mio. t aufzustocken. Eine erste Tranche von rund 300.000 t wurde laut SRB-nahen Quellen inzwischen vertraglich fixiert. Da das geplante Einkaufsvolumen die heimischen Möglichkeiten deutlich übersteigt - die monatliche Kupferproduktion Chinas beträgt etwa 315.000 t - muss die Volksrepublik zunehmend auf den Weltmarkt ausweichen.

Dies schlägt sich in einer erhöhten Importnachfrage nieder. Kein Zufall ist es daher, dass die Kupfereinfuhren Pekings in den letzten drei Monaten auf den Rekordwert von insgesamt 540.000 t angewachsen sind Auch die steigende Differenz zwischen Shanghai- und LME-Kupfer (ca. 150 USD/t) sowie die Zunahme der Backwardation bei chinesischem Kupfer deutet auf ein Anziehen der Nachfrage im Reich der Mitte hin.


Fazit

Angesichts des nach wie vor fragilen Konjunktur- und Finanzmarktumfelds erscheint es unwahrscheinlich, dass die deutlichen Kursgewinne der letzten Tage bereits eine nachhaltige Trendwende am Kupfermarkt eingeläutet haben. Gleichwohl haben sich die Aufwärtsrisiken für den Kupferpreis u.E. zuletzt erhöht. Zumal die rekordhohen Verkaufspositionen der spekulativen Marktteilnehmer weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem Kupfermarkt schweben. Größere Nachfragebzw. Preisimpulse erwarten wir aus fundamentaler Sicht indessen erst in der zweiten Jahreshälfte 2009.

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© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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