Edelmetalle Aktuell

Das Beratungsunternehmen Bain & Company rechnet derweil in diesem Jahr mit einem Rückgang der weltweiten Autoverkäufe um 11 Mio. Fahrzeuge. Dies entspräche immerhin 65% des gesamten westeuropäischen Marktvolumens. Erst 2012, so Bain weiter, werde wieder das Produktionsvolumen von 2007 erreicht werden. Für die Platinmetallmärkte bedeutet allein diese Entwicklung in diesem Jahr eine Mindernachfrage von vielleicht 40 Tonnen und damit von knapp 10% der Weltjahresproduktion. Hinzu kommt dann noch die geringere Nachfrage aus der Elektronikindustrie, sowie nach Schmuck.
Angesichts dieser Entwicklung bleiben wir der Ansicht, dass der Platinpreis kurzfristig zu keinem nachhaltigen Höhenflug ansetzen kann. Gleichzeitig erwarten wir aber auch weiterhin nicht, dass er in Richtung der Marke von 800 $ oder sogar darunter kollabieren wird. Dies liegt vor allem an der Reaktion der Minengesellschaften, die derzeit die Produktion drosseln, zum Teil freiwillig, zum Teil aus technischen Gründen, zum Teil aber auch, weil einzelne Produktionsstätten angesichts gestiegener Kosten schlicht und ergreifend nicht mehr kostendeckend produzieren können und deshalb schon geschlossen wurden oder es in absehbarer Zeit noch werden.
Charttechnisch befindet sich der Platinpreis trotz dieser äußeren Umstände nun schon seit Erreichen des Tiefstkurses im Oktober in einem Aufwärtstrend; dies sicherlich auch, weil das Metall damals mit zeitweise deutlich unter 800 $ eindeutig überverkauft war und bei diesen Preisen unter den durchschnittlichen Produktionskosten gehandelt wurde.
Inzwischen wächst aber die Gefahr, dass das Platin den oben erwähnten Trendkanal nach unten verlässt. Sollte es jetzt unter 950 $ je Unze fallen, droht ein Rückschlag auf immerhin 900 $. Angesichts der jüngsten Meldungen von den internationalen Automärkten wäre dies denn auch nicht wirklich eine Überraschung.
Auf der anderen Seite würde aber ein Zulegen des Platinpreises auf über 1.000 $ noch einmal ein positives Signal aussenden und eher kurzfristig orientierte Händler und Spekulanten könnten dann versucht sein, das Metall sogar in Richtung des oberen Endes des Trendkanals bei 1.100 $ zu treiben. Auf Unterstützung der industriellen Verbraucher dürfen sie dabei allerdings nicht hoffen und deshalb wäre ein solcher Anstieg vermutlich auch nicht sehr nachhaltig.
Für die Minen bedeuten die im letzten Jahr so deutlich gefallenen Preise eine massive Belastung. So musste Aquarius Platinum in der letzten Woche einen Halbjahresverlust von 75 - 85 Mio. $ ankündigen. Ein Viertel davon geht auf die (vielleicht) temporäre Schließung der Everest-Mine zurück. Im letzten Geschäftsjahr (bis Juni 2008) hatte Aquarius noch 236 Mio. $ verdient.
Palladium
Norilsk Nickel, der weltgrößte Palladiumproduzent, gab in dieser Woche die endgültigen Produktionszahlen für 2008 bekannt: So habe man im vergangenen Jahr 2,821 Mio. Unzen Palladium und 659.000 Unzen Platin produziert und damit fast 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Für 2009 wurde ein weiterer Rückgang angekündigt.
Es war wohl vor allem diese Meldung, die in dieser Woche den Palladiumpreis gestützt hat und am Ende dafür sorgte, dass er wieder auf fast 200 $ je Unze zulegen konnte. Auch wenn das charttechnische Bild aktuell sogar noch etwas besser als beim Platin aussieht, wird am Ende viel davon abhängen, wie sich das Platin weiter entwickelt.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodiumpreis liegt im Vergleich zu unserem letzten Berichtstag unverändert bei 1.075 $ - 1.175 $ je Unze. Die Umsätze sind auf beiden Seiten relativ gering, sicher ist dies auch eine Folge der eher verhaltenen wirtschaftlichen Aktivität. Keine Änderung ist bei Ruthenium in Sicht, die Notierung liegt noch immer bei 30 $ - 80 $ je Unze, auch hier, ohne dass es größeres Interesse gäbe. Iridium notiert mit 360 $ - 410 $ etwas tiefer.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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