• Samstag, 03 Mai 2025
  • 08:34 Frankfurt
  • 07:34 London
  • 02:34 New York
  • 02:34 Toronto
  • 23:34 Vancouver
  • 16:34 Sydney

Die Rohstoff-Woche - Kalenderwoche 51: Schlimmer geht’s (n)immer...

19.12.2008  |  Tim Roedel
... zumindest bei den Autobauern! Was sich da für eine Posse in den USA abspielt ist mit nichts zu vergleichen. Jahrzehntelang wurde Null Komma Nix in die Entwicklung spritsparender Fahrzeuge oder neuer Antriebsmethoden investiert, stattdessen wurden weiterhin Benzinschlucker en masse produziert, immer schön Hand in Hand mit der übermächtigen US-amerikanischen und saudischen Öllobby. Die Quittung will nun aber irgendwie keiner tragen.

Präsident Bush, der immer wieder mehr an einen Karnevalspräsidenten erinnert, denkt, er könne seine katastrophale Amtszeit mit der einstweiligen Rettung (wann werden die Autobauer wieder Geld brauchen? Übermorgen? Im nächsten Monat?) der US-amerikanischen Automobilbranche kaschieren. Stattdessen hinterlässt er seinem bedauernswerten Nachfolger Obama lediglich eine Scherbe mehr auf dem großen Haufen, der sich in den letzten 8 Jahren angesammelt hat.

Obama ist einer der Verlierer der Weltwirtschaftskrise. Der zweite sind die Bürger - nicht nur in den USA - weltweit! Zugegeben, die Mehrzahl der US-Bürger lebte in den letzten Jahren auf (zu) großem Fuß. Häuser wurden gebaut für Leute, die diese niemals bezahlen konnten. Die ganze Welt wollte davon profitieren und ging mit unter. Und das nächste Monster winkt am Horizont schon voller Vorfreude - die Kreditkartenschulden der Amerikaner.

Nach Angaben der Rating-Agentur Moody's seien Wertpapiere in Höhe von 450 Milliarden Dollar mit US-Kreditkarten auf Pump gekauft worden. Wie gesagt, dieser Betrag beinhaltet nur die mit Kreditkarten bezahlten Wertpapiere! Wie hoch der faule Betrag für die eigentlichen Konsumschulden, die aktuell auf vielen Kreditkartenkonten in den USA auflaufen, noch zusätzlich ist, wagt indes lieber niemand zu schätzen. Bezahlen wird diese hemmungslose Konsumsucht wiederum nicht der US-Bürger allein, sondern die ganze Welt. Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Kreditlein her. Billig, billig, das ist fein, der Zahlemann, der wird ein andrer sein!

Schlimmer geht’s (n)immer!

Bei unserem eigentlichen Thema, den Rohstoffen, zeigt sich ein unverändertes, aber dennoch aussichtsreicheres Bild, als in den letzten Wochen.

So zieht beispielsweise Chinas Edelstahl- und Nickelproduktion wieder an. Nach kräftigen Produktionseinbrüchen seit der Olympischen Spiele in Peking, konnte die Edelstahlproduktion im Reich der Mitte im Dezember erstmals wieder ausgebaut werden. Im Sog der steigenden Edelstahlproduktion stieg auch die Nickelproduktion in einigen Teilen Chinas wieder an. Das Ganze machen unter anderem sinkende Energiepreise durch ebenfalls sinkende Einkaufspreise für thermische Kohle möglich. Bereits jetzt von einer Trendwende auf dem Kohle-, Nickel- und Edelstahlmarkt (Chinas) zu sprechen wäre mit Sicherheit zu früh.

Stahl dürfte sich wiederum in den nächsten Monaten einer stark steigenden Nachfrage erfreuen. Grund dafür sind die von mehreren größeren Industrienationen - darunter auch Deutschland und die USA - angekündigten Konjunkturprogramme, die vor allem in Form von infrastrukturellen Maßnahmen geplant sind. Stahl ist nicht nur für moderne Bauwerke, sondern auch für Infrastruktur im eigentlichen Sinne - wie zum Beispiel für den Brückenbau - unerlässlich. Ganz im Gegensatz zu Kupfer, das in vielen Fällen durch andere Metalle oder Materialien substituierbar, also ersetzbar ist (man denke beispielsweise an Dachverschalungen oder auch Dachrinnen und viele andere Gebäude-Bereiche).

Die Stahlherstellung macht vor allem Eisen notwendig, welches wiederum Eisenerz, Koks, der für die Roheisenherstellung benötigt wird, Erdöl (Energiegewinnung) und für Schrott als Sekundärrohstoff für die Stahlerzeugung mitziehen dürfte - innerhalb mehr oder minder großem Ausmaß. Erste Anzeichen für diesen zwangsläufigen Aufwärtsschwung verdeutlicht der Eisenerz - Spotpreis, der in dieser Woche kräftig zulegen konnte.

Neben Stahl dürften auch andere, für infrastrukturelle Projekte wichtige Rohstoffe eine zeitweilige Besserung erfahren. Darunter vor allem Kies und Asphalt für den Strassenbau, Beton (inklusive Sand und Zement) und Glas für Bauwerke sowie Holz.

Wirkliche Anlagemöglichkeiten dürften dabei jedoch lediglich die genannten Metalle bieten.

Neben den bewilligten Krediten an die US-amerikanischen Autobauer machten innerhalb dieser Woche vor allem zwei Themen Schlagzeilen: die Zinssenkung der FED und die Ankündigung der OPEC, die tägliche Fördermenge an Rohöl ab dem ersten Januar 2009 pro Tag um 2,2 Millionen Barrel auf dann 24,845 Millionen Barrel zu senken. Diese Ankündigung brachte dem Rohölpreis zunächst einmal wie erwartet einen Schub, es stellt sich jedoch die Frage, ob sich alle OPEC-Länder an diese Vereinbarung halten werden. Gerade in Zeiten von Wirtschaftskrisen, wo die Kassen leer, der Investitionsdruck aber gewaltig ist, würden einzelne Staaten wohl lieber eher mehr fördern und verkaufen, denn die Förderung zu drosseln.

Unbeeindruckt davon will Russland, das sich gerne dem Kartell anschließen möchte, im neuen Jahr analog zur OPEC die Produktion um 320,000 Barrel drosseln. Auch Aserbaidschan und Kasachstan wollen sich dem anschließen.

Dabei dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Maßnahme der OPEC und anderer wichtiger Erdölproduzenten greifen wird, nämlich dann, wenn die Wiortschaft langsam beginnt sich wieder zu erholen und die Nachfrage nach dem schwarzen Gold wieder zunimmt. Dabei sollte klar sein, dass eine Verteuerung des Ölpreises die Wirtschaftskrise eher fördern und die Inflation wieder antreiben wird.

BMO Capital Partners rechnet für 2009 mit einem Rückgang des realen US-Inlandsprodukts von 2,3%, für Kanada wird ein Minus von 1,3% prognostiziert. Weiterhin wird erwartet, dass die Talsohle in den USA etwa im dritten Quartal von 2009 durchschritten wird, während Kanada und die meisten anderen Industrienationen etwa ein Quartal später den Schritt aus der Rezession heraus zu erwarten haben. Ein wieder steigendes Zinsniveau wird dagegen nicht vor 2010 erwartet.

Was hat das Ganze nun mit dem Rohstoffsektor zu tun? Nun, im Allgemeinen geht man innerhalb der Zyklenlehre davon aus, dass sich das Ende einer Rezession etwa 6 Monate zuvor im Bereich der wichtigsten Metalle und Energiewerte abzeichnet. Der Rohstoffsektor ist also ein Frühindikator für einen bevorstehenden Aufschwung.

Von der Einschätzung von BMO Capital Partners ausgehend, müßte sich also etwa ab dem Ende des ersten Quartals von 2009 eine Erholung weiter Teile des Rohstoffbereichs abzeichnen. Inwieweit diese zeitliche Angabe zutreffen und wie stark dieser mögliche Aufwärtstrend des Rohstoffsektors ausgeprägt sein wird, steht freilich noch in den Sternen.

Wer ganz sicher gehen will, der kann den Rohstoffsektor ja in sein Gebet in den zahlreichen Weihnachtsmessen und -gottesdiensten einschließen. Es soll in einigen Fällen sogar helfen, Unterirdisches mit Überirdischem zu bekämpfen.

In diesem Sinne ein entspanntes Weihnachtsfest!


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





Wenn Sie die Rohstoff-Woche kostenlos per E-Mail erhalten möchten, können Sie sich hierzu auf unserer Website www.rohstoff-woche.de registrieren. Melden Sie sich noch heute kostenlos und unverbindlich an!

Hinweis gemäß § 34 WpHG (Deutschland): Mitarbeiter und Redakteure der Rohstoff-Woche halten folgende in dieser Ausgabe besprochenen Wertpapiere: KEINE.

Hinweis (Österreich): Die Autoren und Mitarbeiter der Rohstoff-Woche legen gemäß § 48f Abs. 5 BörseG offen, dass sie selbst an einzelnen Finanzinstrumenten, die Gegenstand der Analysen sind, ein finanzielles Interesse haben könnten.

Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)