Energie: Bodenbildung und Bärmarktrallye


Die Marke von 40 Dollar hat sich in den letzten Tagen als tragfähiger Boden für den Ölpreis erwiesen. Tatsächlich erfolgte nach dem Test dieser Unterstützung sogar eine Rallye im Bärmarkt, die den Ölpreis rund 20% ansteigen ließ. Insbesondere Gerüchte bezüglich einer drastischen Förderkürzung durch die OPEC ließen die Notierungen anziehen. Aber auch die tendenziell festeren Aktienmärkte sowie der schwächere Dollar gaben den Rohstoffpreisen Auftrieb.

Revision von EIA und IEA
Dabei hätte die Nachrichtenlage zuletzt durchaus auch weitere Abschläge beim Ölpreis gerechtfertigt. So entwickelten sich die chinesischen Ölimporte nach einem kräftigen Plus im Oktober mit 3,25 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) im November leicht rückläufig gegenüber dem Vorjahr. Zudem haben EIA und IEA erwartungsgemäß die Prognosen bezüglich der Ölnachfrage revidiert.
Für das Jahr 2008 rechnen beide Organisationen mittlerweile mit einer im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufigen (um 0,05 mbpd bzw. 0,2 mbpd) Ölnachfrage. Für das kommende Jahr rechnet die EIA mir einem weiteren Rückgang um 0,45 mbpd, während die IEA von einem erneuten Anziehen der Nachfrage um 0,44 mbpd ausgeht und damit den Ölverbrauch aus unserer Sicht zu hoch einschätzt.

Was macht die OPEC?
Selbst wenn die Ölnachfrage im kommenden Jahr um 0,5 bis 1 mbpd - und damit um etwa 1% - rückläufig ist, zeichnet sich mit der avisierten Förderkürzung der OPEC ein deutliches Angebotsdefizit am Ölmarkt ab. Angesichts weiterhin relativ üppig gefüllter Öllager und relativ niedriger Ölpreise besteht auch nach den vorangegangenen Kürzungen Handlungsbedarf beim Ölkartell.
Eine Drosselung des Outputs um 1,5 mbpd ist unserer Meinung nach sehr wahrscheinlich. Damit würden sich die OPEC-Kürzungen seit Sommer auf 3,5 mbpd summieren, so dass sich für das Jahr 2009 ein Angebotsdefizit von rund 2 mbpd abzeichnet. Dies dürfte ausreichen, um den Preis mittelfristig wieder über die 60-Dollar-Marke zu hieven. Bei einer geringeren Kürzung dürfte der Ölpreis wieder auf die 40-Dollar-Marke zurückfallen.
Im Falle einer Drosselung des Outputs um deutlich mehr als 1,5 mbpd würde der aktuelle Aufwärtstrend beim Ölpreis noch länger anhalten und möglicherweise auch über eine Bärmarktrallye hinausgehen. In diesem Fall könnte der Markt mit Ölpreisen um die 40 Dollar bereits die Tiefpunkte der jüngsten Preisentwicklung gesehen haben.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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