Edelmetalle Aktuell

Unterdessen mehren sich die warnenden Stimmen bezüglich der aktuellen Situation auf dem südafrikanischen Strommarkt. Kurz nach Abfassung unseres letzten Berichts teilte die neue südafrikanische Ministerin für Öffentliche Unternehmen mit, dass es Anfang des kommenden Jahres zu neuen Stromrationierungen kommen könnte. Ursache dafür sei, dass die Einsparungen beim Stromverbrauch mit gerade einmal 2% weit von der 10%igen Zielmarke entfernt sei, auf die sich der Stromversorger Eskom und die großen industriellen Verbraucher Anfang dieses Jahres geeinigt hatten. Immerhin habe Eskom nun aber Kohlevorräte für über 30 Tage, diese Zahl liege, so die Ministerin weiter, weit über jener vom Jahresanfang.
Im Gegensatz zur Situation im ersten Quartal werden obige Meldungen kurzfristig vermutlich keinen Einfluss auf den Platinpreis haben. Bestimmend werden vielmehr Faktoren wie das weitere Verhalten der (letzten) noch engagierten Investoren sein, sowie der Absatz im industriellen Bereich. Bei beiden gab es zuletzt wenig Positives zu berichten. Die ETF-Positionen haben in der ersten Woche unseres Berichtszeitraumes noch einmal um 24% abgenommen und betragen jetzt noch 7,5 Tonnen. Anfang Juli hatten sie mit 15 Tonnen noch doppelt so hoch gelegen.
Wenig positiv für Platin ist auch, dass sich die Krisenstimmung auf dem mit riesigem Abstand wichtigsten Absatzmarkt für Platinmetalle, dem Automobilmarkt, in den letzten Wochen eher noch verstärkt hat. In Europa gab es im Oktober ein Minus von 8,8% gegenüber dem Vorjahreswert, in Deutschland lagen die Verkäufe um 8,2% niedriger. Immerhin liegt der Markt für das bisherige Gesamtjahr hierzulande aber noch ganz leicht im Plus. Davon kann auf der anderen Seite des Atlantiks keine Rede sein: In den USA sanken die Neuzulassungen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um erschreckende 32%. Die Branche sprach in diesem Zusammenhang vom schlechtesten Monat seit dem Zweiten Weltkrieg. Immerhin erholte sich im Oktober der Markt in China wieder und es gab hier nach zwei negativen Monaten ein Plus in Höhe von 8,3%. Der Dieselanteil in Deutschland stieg übrigens nach dem Sommertief mit Wert um die 40% wieder an und erreicht im Oktober fast 45 Prozent.
Angesichts dessen, dass viele Minen auf dem derzeitigen Niveau nicht mehr profitabel produzieren können; dass viele Investoren ihren Ausstieg aus dem Platinmarkt schon abgeschlossen haben und dass die Situation auf den internationalen Automärkten kaum noch schlimmer werden kann, sehen wir das weitere Abwertungspotential für den Platinpreis als relativ begrenzt an. Unter die Marke von 732 $ je Unze und damit das langjährige Tief von Ende Oktober, sollte die Notierung vorerst nicht mehr fallen. Auf der anderen Seite kann erst von einer Trendwende gesprochen werden, wenn das Metall über 880 $ oder besser noch 925 $ klettert. Im letztgenannten Fall wären dann auch wieder vierstellige Preise denkbar.
Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir in der aktuellen Situation weiterhin, zumindest einen gewissen Prozentsatz ihres zukünftigen Verbrauchs preislich zu sichern. So könnten z.B. Kauforders bei Kassapreisen von 790 $ und 740 $ platziert werden. Sollten diese bei einem eventuellen Preisrückgang dann ausgeführt werden, könnte die daraus entstandene Positionen auf jenen Termin in der Zukunft “gerollt“ werden, zu dem der tatsächliche Bedarf besteht. Metalllieferung und auch Zahlung des Gegenwerts erfolgen dann erst bei Erreichen dieses Termins.
Palladium
Der Palladiumpreis setzte seine Erholung zu Beginn der Berichtsperiode zunächst fort und erreichte, vorangetrieben von Schnäppchenjägern aus der Industrie und aus der Investorenecke in der Spitze einen Preis in Höhe 230 $ je Unze. Ein weiterer positiver Faktor könnte Marktteilnehmern zufolge gewesen sein, dass Verkäufe aus staatlichen russischen Quellen deutlich eingeschränkt, wenn nicht sogar völlig eingestellt wurden. Noch im September waren aus Russland rund 30 Tonnen Palladium in die Schweiz transportiert worden, die Händlern zufolge in den fallenden Markt hinein verkauft worden seien. Mit dem Erreichen der 230er-Marke war der Wiederanstieg dann aber angesichts der desolaten Lage auf den Finanzmärkten und in der Autoindustrie wohl doch übertrieben. Die Notierung fiel mangels weiterer Nachfrage bis heute wieder auf 210 $ zurück.
Aber auch dieser gegenüber dem jüngsten Tiefstkurs von 162 $ deutlich erholte Palladiumpreis scheint für die Produzenten immer noch zu niedrig zu sein. So kämpft Stillwater Mining derzeit mit Erlösen, die unter den aktuellen Produktionskosten liegen. Die Minengesellschaft überprüft deshalb nach eigenen Angaben sämtliche Optionen zur Anpassung ihrer Aktivitäten an die Marktsituation, was immer dies am Ende bedeuten könnte.
Beim russischen Palladiumproduzenten (und Stillwater-Eigner) Norilsk läuft derweil auch nicht alles rund: Nachdem die Regierung dem 25%igen Norilsk-Anteilseigner RUSAL mit einem Kredit unter die Arme greifen musste, besteht sie nun auf mindestens zwei Vorstandsposten bei Norilsk. Damit verdichten sich die Anzeichen weiter, dass der russischen Staat versucht, auf die eine oder andere Art bei Norilsk die Kontrolle zu übernehmen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Relative Ruhe herrschte in den letzten beiden Wochen bei den “kleinen“ Platinmetallen. Nachdem beim Rhodium die spekulativen Positionen und auch die überzähligen Bestände des einen oder anderen industriellen Verbrauchers abgebaut und verdaut zu sein scheinen, stabilisierte sich das Metall zwischen 1.450 $ und 1.650 $ je Unze. Für die nächste Zeit erwarten wir keine wesentlichen Änderungen, mittelfristig könnte die Notierung angesichts der Beruhigung auf der Angebotsseite wieder etwas anziehen. Ruthenium notiert etwas tiefer bei 140 $ - 190 $, Iridium bei 380 $ - 430 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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