Energie: Brent mit neuem Jahrestief


In der abgelaufenen Woche ist der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent zeitweise unter den Stand von 55 Dollar gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit Ende Januar 2007 markiert. Insbesondere ein pessimistischer Konjunkturausblick des IWF spielte den Bären am Ölmarkt in die Hände. So wird das Weltwirtschaftswachstum im kommenden Jahr nach 3,0% jetzt nur noch mit 2,2% eingeschätzt. Für die USA, China, Japan und Indien, die vier Ländern mit dem weltweit höchsten Ölverbrauch, wurde die Wachstumsrate um 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte nach unten revidiert. Für Russland, das aktuell die Nummer 5 im weltweiten Ölverbrauch einnimmt, wurde das prognostizierte BIP-Wachstum sogar um 2 Prozentpunkte gesenkt. Das weitere Absinken des Ölpreises hat die Abweichung des Ölpreises von der 200-Tage-Linie mittlerweile auf ein neues Rekordniveau geführt. In der Spitze lag dieser Indikator bereits bei mehr als 50 Dollar und hat damit sogar die Rekordabweichung Mitte von Juli übertroffen, als der Ölpreis bis knapp an die 150-Dollar-Marke anstieg.

Bodenbildung wahrscheinlich
Trotz des jüngsten Einbruchs wird die Bodenbildung bei einem Niveau von etwa 60 Dollar immer wahrscheinlicher. Dafür spricht zum einen die starke Überverkauftheit, die in dem extremen Abstand des Preises von der 200-Tage-Linie zum Ausdruck kommt. Auch der USDollar scheint nach den kräftigen Gewinnen der letzten Wochen reif für einen Gegenbewegung, was tendenziell zu steigenden Rohstoffpreisen führen sollte. Zudem dürfte vom jüngst beschlossenen chinesischen Konjunkturprogramm in Höhe von 600 Mrd. Dollar ein großer Teil in Form von Nachfrage an den Rohstoffmärkten wirksam werden. Und schließlich bleibt von fundamentaler Seite eine weitere Förderkürzung der OPEC noch in diesem Jahr relativ wahrscheinlich. Tatsächlich scheint es die OPEC mit den zuletzt beschlossenen Kürzungen Ernst zu meinen.

Die wichtigsten Förderländer wie Saudi-Arabien, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Nigeria haben zuletzt ihre Abnehmer informiert, dass die Novemberlieferungen um rund 5% gekürzt werden. Aus dem Iran und Venezuela ist bereits der Ruf nach einer weiteren Förderkürzung in der Konferenz am 17. Dezember laut geworden. Sollte der Ölpreis Mitte Dezember unter der 60-Dollar-Marke notieren, würde eine erneute Quotenkürzung der OPEC um 1 Mio. Barrel pro Tag nicht überraschen.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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