Energie: Preissturz durch Rezessionsängste


Der Oktober 2008 geht am Ölmarkt in die Geschichte ein. Brent ist mit einem Preis von 94 Dollar in den Monat gestartet - viereinhalb Wochen später lag die Notierung nur noch knapp unter der 60-Dollar-Marke. Der Preissturz von rund 34 Dollar oder mehr als 35% ist der stärkste monatliche Einbruch am Ölmarkt, der je gemessen wurde. Die wesentlichen Gründe für diese Entwicklung sind sicherlich die weltweit eingetrübten Konjunkturperspektiven in Verbindung mit der hartnäckigen Finanzkrise.

Weltwirtschaftswachstum deutlich revidiert
Auch das LBBW Bond Research/ Economics hat die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum im kommenden Jahr zuletzt deutlich revidiert. Für die USA wird für 2009 ein Wachstum des realen BIPs von -0,5% (bislang +0,3%) erwartet. In der Eurozone dürfte das Wirtschaftswachstum um 0,8% (bislang +0,5%) zurückgehen. Für Deutschland wird ein Rückgang um 0,8% (bislang +0,5%) prognostiziert.
Lediglich die chinesische Wirtschaft wird weiterhin relativ robust gesehen. Die Wachstumsprognose für das Jahr 2009 wird dennoch um einen Prozentpunkt von 9,0% auf 8,0% reduziert. In der Summe dürfte damit auch das Weltwirtschaftswachstum schwächer ausfallen. War bislang ein Plus von 2,7% erwartet, wird nunmehr lediglich ein Wachstum von 1,8% prognostiziert.

Ölpreisprognose revidiert
Die gesenkten Wachstumserwartungen haben auch Auswirkungen auf die Ölnachfrage. So ist beispielsweise die Nachfrage nach Ölprodukten in Japan im September bereits um 0,4 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. In den USA liegt die Nachfrage aktuell sogar knapp 1,5 mbpd unter dem Vorjahreswert. Der Trend zu einer niedrigeren Ölnachfrage dürfte mit den eingetrübten Konjukturperspektiven insbesondere in den westlichen Industriestaaten noch weiter zunehmen. Das vergleichsweise robuste Wachstum in Ländern wie China, Indien oder Russland dürfte aber dennoch dafür sorgen, dass die weltweite Ölnachfrage im kommenden Jahr relativ stabil bleibt.
In Anbetracht des konjunkturellen Umfelds senken wir unsere 3- und 2-Monatsprognose für Brent um jeweils 10 Dollar. Da zum einen die Ölnachfrage im nächsten Jahr nicht einbrechen wird und zum anderen das Ölangebot erheblich niedriger ausfallen wird, bleibt für den Ölpreis vom aktuellen Niveau aus jedoch weiter deutliches Aufwärtspotenzial.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.