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Zu viel Hitze im Emissions- und Stromhandel

14.09.2017 | 15:17 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG

Klimaziele erfordern noch schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien

Obgleich der Vormarsch der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung immens war, ist erst ein (kleiner) Teil der Wegstrecke bis 2030 geschafft. Denn in den letzten fünfzehn Jahren wurden die Emissionen des Stromsektors, der ein Drittel der gesamten deutschen Emissionen ausmacht, nur leicht reduziert (Grafik 6). Bis 2030 sollen die Stromemissionen jedoch halbiert werden. Das klingt vor allem deshalb ambitioniert, weil bis dahin auch der Ausstieg aus der Kernenergie vollendet sein soll. Gleichzeitig soll der Stromverbrauch den Projektionen zufolge trotz deutlicher Effizienzgewinne in Gebäuden, Industrie und Verkehr leicht steigen, weil Strom stärker für die Wämeerzeugung und den Verkehr genutzt wird (siehe Kasten S. 3). Um die Emissionen zu reduzieren, soll die Kohleverstromung (Stein- und Braunkohle) halbiert werden. Gleichzeitig soll der Anteil der erneuerbaren Energien auf 60% steigen: Die Installationen für Windkraft und Photovoltaik sollen mehr oder weniger verdoppelt werden, und die Off-Shore-Windkraft von 3 GW auf 20 GW steigen. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien sollte den Strompreis an der Börse in der Tendenz weiter drücken.


Kohle und CO2-Preise bleiben aber vorerst richtungsweisend

Noch sieht die Realität aber anders aus wie die jüngste Preisentwicklung gezeigt hat: Denn trotz des Vormarsches der Erneuerbaren Energien und der zuletzt deutlich gestiegenen gasbasierten Stromerzeugung ist Kohlestrom die maßgebliche Preisdeterminante, welche die Preise nach oben getrieben hat. Kohle- und CO2-Preis werden folglich auch die Preistendenzen der nächsten Zeit bestimmen. Das gilt zweifellos auch nach der Spaltung der Strompreiszonen und für den neugehandelten Phelix-DE-Future (siehe Kasten). Da wir sowohl am Kohlemarkt aufgrund der zu erwartenden Abkühlung von Chinas Importbedarf als auch im Emissionshandel eine Preiskorrektur (siehe vorne) erwarten, dürften auch die Strompreise bis Jahresende deutlich nachgeben. Niedrigere Preise sind zwar am Markt schon eingepreist: Der Phelix-Future für Grundlast im Kalenderjahr 19 notiert mit knapp 34 Euro je MWh bereits deutlich niedriger als der für das Kalenderjahr 2018. Wir sehen aber bereits den Phelix-Future (Grundlast, Kal. 18) im Dezember bei 32 EUR je MWh und für das Kalenderjahr 19 im kommenden Jahr nochmals unter 30 Euro je MWh rutschen.



Deutschland wählt - die deutsche Position zum Emissionshandel könnte sich vielleicht ändern

Der EU-Emissionshandel spielt im deutschen Wahlkampf kaum eine Rolle. Dennoch haben die meisten Parteien in ihren Wahlprogrammen Stellung bezogen, und diese weichen durchaus voneinander ab. Nur die bisher in großer Koalition regierende CDU hält sich in ihren Aussagen gänzlich zurück und erwähnt den Emissionshandel in ihrem Programm gar nicht. Anders dagegen der Koalitionspartner SPD: Sie will auf europäischer Ebene über einen CO2-Mindestpreis verhandeln (und hatte in einem ersten Ansatz sogar nationale Alleingänge nicht ausgeschlossen). Die Grünen setzen sich ebenfalls ganz klar für eine Reform des Emissionshandels ein, der das Ziel hat, den CO2-Preis zu erhöhen; überschüssige Zertifikate sollen dafür gelöscht und kostenlose Zuteilung beendet werden. Darüber hinaus sprechen sie sich für einen gesetzlichen Mindestpreis und eine „ehrliche“ CO2-Bepreisung auch außerhalb des Emissionshandels aus, damit sich Investitionen in den Klimaschutz lohnen. Für den derzeit wohl eher unwahrscheinlichen Fall einer rot-grünen Regierung dürfte folglich die Reform des Emissionshandels neuen Schwung bekommen.

Die FDP hat sich dagegen klar gegen einen Mindestpreis ausgespochen. Sie will stattdessen den Emissionshandel weiter entwickeln und eventuell sogar auf weitere Sektoren ausweiten. Zudem verweist sie darauf, dass es für einige Branchen wie der Schifffahrt globale Lösungen braucht. Für die Linke ist dagegen der EU-Emissionshandel gescheitert. Sie würde sich wohl auch für nationale CO2-Mindestpreise einsetzen. Die AfD nimmt dagegen die konträre Position ein: Sie würde das Pariser Klimabkommen aufkündigen.


Zusätzlicher Strombedarf durch Elektromobilität steigt (vorerst) nur begrenzt

Der Verkehrssektor soll einen nachhaltigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten: Auch wenn die Treibhausgasemissionen des Sektors heute mit gut 160 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten in etwa sohoch sind wie 1990, sollen sie bis 2030 auf 95 bis 98 Mio. Tonnen reduziert werden. Gleichzeitig geht das Bundesverkehrsministerium aber von steigenden Fahrzeugkilometern aus, sowohl im Pkw- und noch viel stärker im Lkw-Verkehr. Eine Absenkung der Treibhausgasemissionen kann nicht allein durch die Festlegung strengerer CO2-Zielwerte für die Neuwagenflotte erreicht werden, sondern setzt auch deren stärkeren Elektrifizierung voraus. Von heute rund 70 Tsd. Elektroautos soll die Zahl bis 2020 auf 1 Mio. und bis 2030 auf 6 Mio.Autos steigen. Das ist – und das hat auch schon die Bundesregierung eingeräumt – bis 2020 wohl kaum zu erreichen. Und selbst wenn, würde laut Schätzungen, u.a. vom Energieversorger E.ON, Deutschlands jährlicher Strombedarf im Jahr 2020 dadurch nur um 0,5% steigen. Bei intelligenter Ladung wäre laut Netzentwicklungsplan keine höhere Spitzenlast nötig. Längerfristig steigt zweifellos der Bedarf. Die Forschungsgruppe Agora Energiewende rechnet bis 2030 mit einem zusätzlichen Strombedarf des Verkehrssektors von ingesamt 50 TWh, auch bedingt durch die (weitere) Elektrifizierung im Bahn- und im Lkw-Verkehr. (Derzeit liegt der (öffentliche) Stromverbrauch in Deutschland bei knapp 600 TWh). Und rein rechnerisch: Wären alle 46 Mio. Pkws in Deutschland elektrobetrieben, so läge der zusätzliche Stromverbrauch bei 125 TWh (Annahmen: Jährliche Fahrleistung 13.600 km, Verbrauch 20 kWh/100 km).


EEX führt deutschen und österreichischen PHELIX Future ein

Die European Energy Exchange hat zwei getrennte Terminkontrakte für Deutschland und Österreich eingeführt (Phelix-DE-Future bzw. Phelix-AT-Future). Hintergrund ist der Beschluss der Bundesnetzagentur, ein Engpassmanagement an der deutsch-österreichischen Grenze per 1. Oktober einzuführen. Durch die Abkoppelung des österreichischen Netzes hoffen die Netzbetreiber, seltener Kraftwerke im Süden anfordern zu müssen, um die Unwuchten im Netz auszugleichen. Problem ist, dass das Netz frühestens 2025 hinreichend ausgebaut wäre. Derzeit macht die österreichische Nachfrage gut 10% der deutschen Stromnachfrage aus. Experten rechneten damit, dass die österreichischen Terminpreise leicht steigen, aber aufgrund des geringeren Anteils der erneuerbaren Energien weniger volatil sind. Deutsche Preise sollten minimal fallen. Schließlich seien auch nur in 10% bis 15% der Jahresstunden eine Engpassbewirtschaftung zu erwarten, also eine Beschränkung der Stromflüsse von Deutschland nach Österreich. Tatsächlich ist der Abstand der Terminpreise an den Börsen aber (noch) ziemlich hoch (Grafik 7), was aber wohl auch auf die geringen Handelsvolumina der österreichischen Future zurückzuführen ist.


Auf einen Blick







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