Erwartungen vor dem OPEC-Treffen gering
Die Hoffnungen im Vorfeld des OPEC-Meetings waren zunächst gering. Nach den Doha-Gesprächen zwischen OPEC und Nicht-OPEC-Staaten im April, die Saudi-Arabiens Königshaus in letzter Minute scheitern ließ, konnte man sich nur schwer vorstellen, dass wenige Wochen später eine neue kollektive Fördermenge, geschweige denn individuelle Förderquoten beschlossen würden.
Am Vortag des Meetings wurden jedoch erste Stimmen aus OPEC-Kreisen zitiert, dass dies auf der Agenda stünde, was dann auch dem Ölpreis zu kurzfristigen Preiszuwächsen verhalf. Die zuletzt kommunizierte Fördermenge von 30 mbpd wurde im Dezember 2011 beschlossen, in den Folgemeetings bestätigt, und im letzten Treffen im Dezember 2015 gar ganz ausgesetzt. Seit Dezember 2015 hat das Kartell ein neues (Ex-)Mitglied Indonesien, und die tatsächliche Fördermenge laut Reuters im Mai 2015 betrug 32,5 mbpd.
Iran möchte individuelle Fördermengen
Vor wenigen Wochen wurde der bisherige Ölminister Saudi-Arabiens, Ali al-Naimi, von Khalid al-Falih abgelöst, der CEO der nationalen Ölfördergesellschaft (NOC) Saudi-Aramco ist. Dieser Wechsel kam wenig überraschend, zumal al-Naimi zuletzt im Schatten von Kronprinz Mohammad bin Salman stand, der auch für den Last-Minute-Schwenk von Doha mit verantwortlich gewesen sein dürfte.
Saudi-Arabien wollte damals keine Zugeständnisse gegenüber Iran machen oder gar einem Deal ohne Iran zustimmen, die ja erst gar nicht nach Doha angereist waren. Inzwischen hat Iran seine Förderung weiter kräftig ausgeweitet und ist nur unweit seiner Vor-Sanktions-Niveaus angelangt.
Solange die iranische Förderung jedoch noch kein "Normal-Niveau" erreicht hat, welches sich als Verhandlungsbasis eignet, ist eine Einigung auf eine Fördermenge kaum denkbar. Irans Ölminister Zanganeh wollte gar individuelle Fördermengen verhandeln, was derzeit jedoch nicht mehrheitsfähig ist.
Dennoch leicht bullische Interpretation
Schließlich sollte das 169. OPEC-Meeting dann doch das erwartete "Non-Event" werden, und es wurde keine Einigung auf Fördermengen erzielt. Ein paar Details sind dennoch von Relevanz:
(1) Al-Falih signalisierte durch seine frühe Anreise, der OPEC weiterhin Bedeutung beizumessen.
(2) Gabun wurde als neues Mitglied aufgenommen. Die tägliche Fördermenge des Landes beträgt 240.000 bpd. (Quelle: BP, 2014).
(3) Nigerias Ölminister Barkindo wurde zum neuen Generalekretär gewählt, zunächst für drei Jahre.
(4) Das nächste reguläre Treffen findet am 30. November statt.
(5) Saudi-Arabien möchte lt.Al- Falih den Markt nicht mit Öl überschwemmen.
Letzte Aussage dürfte letztlich den Ausschlag gegeben haben, dass das Treffen leicht bullisch zu werten ist. Al-Falihs gemäßigtes Auftreten während seines ersten OPEC-Treffens zerstreute Bedenken, wonach Saudi-Arabien weiter aggressiv um Marktanteile kämpfen und seine Produktion ausweiten möchte.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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