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Kohlemarkt: Hängen im Schacht

25.06.2015 | 6:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG

Alles in allem dürfte folglich die Kohlenachfrage in den USA, dem nach China zweitgrößten Kohleverbrauchsland der Welt mit immerhin knapp 12% der Nachfrage, mehr als 5% fallen. Aufgrund der niedrigen Preise und des starken Dollar dürfte dies aber anders als 2012/13 nicht zu höheren Exporten führen. Vielmehr geht die US-Energiebehörde davon aus, dass die Kohleförderung in den USA sogar noch stärker fällt als die Nachfrage.

Das Beispiel USA zeigt, dass lokale Tendenzen den internationalen Kohlemarkt bzw. die Preisbildung nicht unbedingt erreichen müssen. Grundsätzlich gilt nämlich, dass Kohle zumeist dort verbraucht wird, wo sie produziert wird, und der internationale Handel nur einen kleinen Teil des Verbrauchs abdeckt. Letzterer wiederum wird stark durch zwei Länder bestimmt: Indonesien und Australien, die zusammen 57% des Weltexportvolumens stellen. In beiden Ländern hat eine schwache Währung die Belastung des Preisrückgangs für die Produzenten abgefedert.

Zusätzlich wurden seit Mitte 2014 die Produktionskosten durch fallende Ölpreise gedämpft (siehe Rohstoffe kompakt im Februar 2015: Spannungsloser Strommarkt auch dank billiger Kohle). Dennoch scheint nun im mit Abstand größten Exportland Indonesien der Exportboom vorbei. Bereits im letzten Jahr waren die Kohleexporte rückläufig, nachdem sie sich in den fünf Jahren zuvor fast verdoppelt hatten.

Die indonesische Regierung will nun das niedrige Preisumfeld nutzen, um die Konsolidierung im Kohlebergbau voranzubringen und dem künftig stark wachsenden Eigenbedarf sicherzustellen. Denn nach jetzigen Regierungsplänen sollen in Südostasiens größter Wirtschaft bis 2019 zusätzliche Kraftwerkskapazitäten von 35 Gigawatt gebaut werden, 35% davon sind kohlebasiert. Damit könnte sich der heimische Kohlebedarf von aktuell rund 90 Mio. Tonnen verdoppeln. Um die Exporte zu begrenzen, sollen einige der neueren Bergbaulizensen widerrufen werden. Zudem denkt die Regierung darüber nach, die Abgaben im Kohlebergbau zu erhöhen. Diese Maßnahme wird momentan aber nur für kleinere Minenunternehmen angedacht und bedarf noch der Zustimmung des Finanzministeriums.

Im laufenden Jahr hat die Regierung ein Produktionsziel von 425 Mio. Tonnen vorgegeben. Der Präsident der Kohlebergbauverbandes (APBI) befürchtet, dass die Produktion sogar auf 375 Mio. Tonnen schrumpfen könnte. In den ersten fünf Monaten lag die Kohleförderung mit 166 Mio. Tonnen sogar knapp 20% unter Vorjahr. Bei stark steigendem Eigenbedarf wird dies einen noch stärkeren Rückgang der Exporte bedeuten.



Im zweitgrößten Exportland, Australien, sind dagegen die Exportaussichten weiter intakt. Die langfristig abgeschlossenen Infrastrukturverträge treiben die Produzenten weiterhin an, durch eine hohe Produktion die "Stückkosten" zu verringern. Kostendämpfend wirken auch die noch immer hohen Effizienzfortschritte im Bergbau, wobei die noch in besseren Zeiten angestoßene Öffnung neuer Minen für die Schließung unprofitabler Minen kompensieren. Australien war in den letzten Jahren sogar in der Lage, in einigen Schlüsselregionen Marktanteile auszubauen.

Alles in allem dürfte sich aufgrund des abebbenden Exportbooms Indonesiens das Angebotswachstum allmählich verlangsamen. Für die kurze Frist ist Chinas Nachfrage entscheidend. In unserem Hauptszenario rechnen wir mit einer Stabilisierung des Importbedarfs, dem eine allmähliche Belebung ab dem Herbst folgen sollte. Die Konsolidierung des chinesischen Kohlesektors dürfte mit weiteren Produktionsrückgängen einhergehen, während der niedrige internationale Preis und die momentan sehr niedrigen Frachtkosten Käufe im Ausland attraktiv machen.

Zusammen mit dem anziehenden Kohleimport Indiens und anderer Asean-Staaten dürfte dies für eine marginale Preiserholung sprechen. Die Risiken für diese Prognose liegen zweifellos darin, dass China oder Indiens Nachfrage abermals enttäuschen; in China, weil sich die Konjunktur verlangsamen könnte oder starke Regenfälle eine hohe Stromproduktion durch Wasserkraft begünstigen, in Indien, weil der Aufschwung abermals an Kraft verlieren könnte.


Strompreis an der Leipziger Börse bleibt vorerst niedrig

Auch der Abwärtstrend an der deutschen Strombörse fand bis Mitte Mai kein Ende: Am 22. Mai erreichte der Strompreis für Grundlast im nächsten Kalenderjahr mit 31,3 Euro je Mwh ein 11-Jahrestief (Grafik 6). Seitdem konnte sich der Preis nur geringfügig erholen. Enttäuschend fiel abermals die konventionelle Stromerzeugung aus: Laut Fraunhofer Institut ISE lag die Stromerzeugung auf Basis fossiler Energieträger von Januar bis Mai abermals 3,6% unter Vorjahr, obwohl die Stromproduktion insgesamt sogar höher war als im Vorjahr (Grafik 7).

Der Vormarsch der Erneuerbaren Energien wiederum drückt aber aufgrund der Einsatzreihenfolge in der Stromerzeugung den Strompreis (‚Merit-Order-Effekt“). Und weil sich gleichzeitig mit den gefallenen Kohlepreisen auch die Grenzkosten der konventionellen Stromproduktion reduzieren, sind die Strompreise an der Börse immer tiefer gerutscht.

Kurzfristig dürften die Preise auf niedrigem Niveau verharren. Die von uns erwartete Preiserholung im Emissionshandel sowie die leichte Belebung der Konjunktur geben zwar grundsätzlich Aufwind, aber dieser wird durch den preisdämpfenden Effekt des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ausgebremst. Wir halten folglich weiterhin daran fest, dass erst die Erholung der Kohlepreise nachhaltig die Strompreise anschiebt, zumal der gegenüber dem US-Dollar wohl weiter abwertende Euro die Kohlekosten für die deutschen Stromproduzenten weiter erhöht.



Auf einen Blick










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