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Rohstoffe kompakt Energie: Unterschätzte Kohle

31.05.2012 | 10:44 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die Kohlepreise sind zuletzt stark unter Druck geraten. Die Konjunkturschwäche in Europa und der durch die massive Verbilligung von amerikanischem Gas bedingte Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit von Kohle in den USA belasten. Wir gehen aber davon aus, dass nicht zuletzt aufgrund des Arbitragevorteils der Importsog Chinas mittelfristig wieder Fahrt aufnimmt und die Preise unterstützt. Die langfristige Bedeutung von Kohle hängt vor allem von den politischen Weichenstellungen ab. Sicher ist aber, dass Asiens Bedeutung für den Kohlemarkt weiter steigen wird.

Die Kohlepreise – wir beziehen uns im Folgenden auf den an der ICE gehandelten nächstfälligen Kohlefuture von API#2 (Lieferort: Rotterdam) - geben seit Herbst letzten Jahres nach. Der Abwärtsdruck hat sich Anfang Mai, noch vor der massiven Korrektur an den Ölmärkten, verstärkt: Aktuell notieren die Preise mit knapp 90 USD je Tonne fast 20% niedriger als Anfang September. Kohle ist damit so günstig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ist der Preisrückgang des nach Öl zweitwichtigsten Energierohstoffs der Welt, auf den rund 28% des Primärenergiebedarfs entfallen, gerechtfertigt?

Im letzten Jahrzehnt hat di e Bedeutung von Kohle massiv zugenommen. Von 2000 bis 2010 ist die Kohlenachfrage (inklusive Kokskohle) laut Internationaler Energieagentur (IEA) um 55% gestiegen. Knapp die Hälfte des zusätzlichen Energieverbrauchs in den letzten zehn Jahren wurde durch Kohle abgedeckt (Grafik 1). Vor allem die Elektrifizierung in den Schwellenländern spielt eine wichtige Rolle. Nachfragetreiber sind entsprechend die asiatischen Länder. 80% der zusätzlichen Nachfrage in der letzten Dekade wurde in China generiert.

Geht dem Nachfrageanstieg dort derzeit die Puste aus? Oder belasten den Preis die Schwächetendenzen in den Industrieländern? Auf diese entfällt zwar nur noch rund 30% der globalen Nachfrage, aber ihre Bedeutung im internationalen Kohlehandel, der wiederum nur 16% der globalen Nachfrage ausmacht, ist höher. Deshalb dürfte auch ihr Einfluss auf die Preisfindung gewichtiger sein.

Werfen wir deshalb zunächst einen Blick auf die Industrieländer: Tatsächlich scheint es derzeit einen Angebotsüberschuss im atlanti schen Markt zu geben. Ausschlaggebend ist die Nachfrageschwäche in den USA, dem nach China mit rund 15% der weltweiten Kohlenachfrage zweitgrößten Absatzmarkt.


USA: Massiver Bedeutungszuwachs der gasbasierten Stromerzeugung in den USA

Die Produktionserfolge bei Schiefergas haben den amerikanischen Gaspreis kräftig unter Druck gesetzt. Mit knapp 2 USD je mmBtu notierte er Anfang April mehr als 60% niedriger als im Durchschnitt der zehn Jahre zuvor. Im Zuge des Preisverfalls hat die gasbas ierte Stromerzeugung in den letzten zwei Jahren massiv an preislicher Wettbewerbsfähigkeit gewonnen (Grafik 2). Das blieb nicht ohne Folgen, denn zum einen lässt sich über die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke, die sogenannte merit-order, die Struktur der Stromerzeugung kurzfristig steuern, zum anderen ist der Preis eines Energierohstoffs ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines neu zu schaffenden Kraftwerkstyps.

Tatsächlich hat sich die Struktur der amerikanischen Stromerzeugung verschoben: Anfang 2009 waren nur knapp 20% der Elektrizitätserzeugung gasbasiert, im Februar 2012 immerhin schon gut 31%. Entsprechend sank aber auch die Bedeutung von Kohle: ihr Anteil an der Stromerzeugung schrumpfte innerhalb der zwei Jahre von rund 50% auf knapp 40% (Grafik 3). Zusätzlich verstärkt durch die generell geringere Stromproduktion ist der Kohleverbrauch der Versorger kräftig gesunken. Im letzten Jahr lag das Minus bei 7,5%.



Nach dem massiven Preiseinbruch für amer ikanisches Erdgas hat die gasbasierte Stromerzeugung den Kostennachteil gegenüber der kohlebasierten fast aufgeholt (Kasten und Grafik 2). Hinzu kam eine ungewöhnliche milde Witterung in den USA, die den Kohleverbrauch zusätzlich dämpfte. Bei leicht steigender Kohleproduktion in den USA, die mittlerweile fast das Niveau von vor der Rezession wieder erreicht hat, entstand damit reichlich Exportpotential.

Tatsächlich lagen die Kohleausfuhren im vergangenen Jahr gut 30% höher als im Vorjahr. Außerordentlich kräftig sind vor allem die Ausfuhren nach Asien (+51% in Q4) und nach Europa (+41% in Q4) gesteigert worden. Auf diese beiden Regionen entfielen 2011 drei Viertel der US-Kohleausfuhren.

Ob sich diese Tendenzen fortsetzen werden, ist aber fraglich: zwar war der Verbrauch in den USA zu Jahresbeginn weiterhin stark rückläufig. Und die Nachfrage der Stromproduzenten dürfte den Prognosen der amerikanischen Energieagentur (EIA) zufolge im laufenden Jahr abermals einen deutlichen Rückgang zeigen. Dafür sprechen auch die hohen Kohlevorräte der Versorger, die im April gut 20% höher liegen als zu dieser Jahreszeit üblic h.

Aber es gibt auch Gegenwind: zum einen haben die Preistendenzen zuletzt gedreht. Immerhin hat sich Kohle seit Mitte April um 10% verbilligt, während sich amerikanisches Gas um fast 40% verteuert hat. Zum anderen ist in den letzten Monaten auch die Kohlepr oduktion in den USA deutlich gefallen. Sie lag gemäß EIA in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres 7,5% unter dem Vorjahreswert. Der Exportboom der USA könnte somit an Dyna mik verlieren.



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