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Die Inbetriebnahme von Seaway und die Auswirkungen

25.05.2012 | 9:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die US-Rohöllagerbestände sind seit Jahresbeginn deutlich gestiegen und liegen mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit Sommer 1990. Maßgeblich hierfür waren eine schwächere Raffinerienachfrage, eine deutliche Ausweitung der inländischen Ölproduktion und höhere Ölimporte aus Kanada. Durch die Inbetriebnahme der umgekehrten Seaway-Pipeline kann das Überangebot im Mittleren Westen an die US-Golfküste abfließen. Die rekordhohen Lagerbestände in Cushing sollten daher zurückgehen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI dürfte sich daher im Jahresverlauf spürbar verringern und im kommenden Jahr gänzlich verschwinden.

Die US-Rohöllagerbestände sind seit Jahresanfang um 53 Mio. Barrel bzw. 16% gestiegen und liegen inzwischen auf dem höchsten Niveau seit August 1990. Besonders ausgeprägt fiel der Lageraufbau in Cushing aus, dem Lager- und Auslieferungpunkt von WTI (Grafik 1). Dort stiegen die Ölvorräte seit Jahresbeginn um 17,5 Mio. Barrel bzw. 60%. Die Gründe dafür sind vor allem in den USA zu suchen. So haben einige Raffinerien an der Ostküste ihre Produktion aus Rentabilitätsgründen eingestellt oder zumindest deutlich reduziert. Zudem finden bei den meisten Raffinerien im Frühjahr turnusmäßig Wartungsarbeiten statt, was für gewöhnlich mit einer niedrigeren Auslastung einhergeht.



Die geringere Nachfrage der Raffinerien stößt auf ein steigendes inländisches Ölangebot. So stieg die Ölproduktion im US-Bundesstaat Nord-Dakota im ersten Quartal auf ein Rekordniveau von 560 Tsd. Barrel pro Tag und lag damit 33% über dem durchschnittlichen Produktionsniveau des vergangenen Jahres. Die gesamte US-Ölproduktion erreichte dank der kontinuierlichen Ausweitung der Schieferölförderung Mitte Mai mit 6,24 Mio. Barrel pro Tag den höchsten Wert seit Anfang 1999. Hinzu kommen die rekordhohe Ölimporte aus Kanada, welche in den ersten beiden Monaten des Jahres 25% höher lagen als im Vorjahreszeitraum und in Ermangelung von Pipelinekapazitäten im Mittleren Westen der USA "stranden".

Doch Abhilfe ist in Sicht. Seit dem 17. Mai besteht die Möglichkeit, Rohöl durch die umgekehrte Seaway-Pipeline von Cushing an die US-Golfküste zu transportieren. Diese hat eine anfängliche Durchleitungskapazität von 150 Tsd. Barrel pro Tag, welche bis Anfang 2013 auf 400 Tsd. Barrel pro Tag steigen soll. Der Energieinformationsdienst Genscape rechnet damit, dass die Pipeline schneller ausgbaut werden dürfte. Angesichts der zu erwartenden großen Nachfrage - durch die Seway-Pipeline bekommen 35% der US-Raffineriekapazitäten Zugang zum preisgünstigen WTI-Rohöl - und den damit verbundenen Gewinnaussichten für die Pipelinebetreiber ist diese Annahme realistisch.


Mögliche Auswirkungen auf die Lagerbestände

Durch die Seaway-Pipeline können zunächst pro Woche ca. 1 Mio. Barrel Rohöl aus Cushing abfließen. Rein rechnerisch ließe sich damit der aktuelle Überhang zum Fünf-Jahresdurchschnitt innerhalb von fünf Monaten abbauen (Grafik 2). Der wöchentliche Lagerrückgang in Cushing dürfte allerdings geringer ausfallen als die Kapazität der Seaway-Pipeline vermuten lässt. Denn gleichzeitig fließt aufgrund der steigenden Ölproduktion in Nord-Dakota und der Ölimporte aus Kanada auch weiterhin mehr Rohöl nach Cushing. Ungeachtet dessen, ob das Rohöl sofort verarbeitet wird oder nicht, besteht für die Raffinerien an der US-Golfküste der Anreiz, das deutlich billigere WTI-Rohöl in Cushing sofort zu erwerben.

Derzeit kostet Louisiana Sweet (LLS), welches den Raffinerien an der US-Golfküste als Referenz dient, noch immer gut 11 USD je Barrel mehr als WTI. Für die Durchleitung des Rohöls von Cushing an die US-Golfküste müssen je nach Kontraktlaufzeit zwischen zwei und vier USD je Barrel an die Betreiber der Seaway-Pipeline entrichtet werden, so dass danach noch immer ein stattlicher Arbitragegewinn bleibt. Folglich könnten sich die Lagerbestände zunächst verschieben.

Falls die Ölimporte über die US-Golfküste nicht reduziert werden, könnten die gesamten US-Rohöllagerbestände zunächst sogar weiter steigen. Mit der unmittelbar bevorstehenden Aufnahme des Sommerbetriebs und der damit verbundenen höheren Rohölverarbeitung durch die Raffinerien dürften die Raffinerien dieses Angebot allerdings absorbieren und die Rohöllagerbestände auch an der US-Golfküste zurückgehen.


Mögliche Auswirkungen auf die Preise

Der rasante Anstieg der US-Rohöllagerbestände hatte auch Auswirkungen auf das Preisgefüge auf dem Ölmarkt. Während der Brentölpreis lange Zeit von den Angebotsrisiken und der starken Nachfrage der asiatischen Schwellenländern profitierte, hat sich der WTI-Preis davon weitgehend abgekoppelt. Während der aktuellen Korrektur an den Rohstoffmärkten ist der WTI-Preis zudem stärker gefallen als der Brentpreis. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf bis zu 18 USD je Barrel ausgeweitet. Wir gehen davon aus, dass die Lagerbestände in Cushing in den kommenden Wochen merklich fallen werden und sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI folglich einengen wird. Ein Anhaltspunkt könnte die Entwicklung der Preisdifferenz zwischen Light Louisiana Sweet (LLS) und WTI sein.

Diese hat sich seit Anfang April um zehn US-Dollar auf 11,5 USD je Barrel verringert (Grafik 3). Denn mit dem Start der Seaway-Pipeline können die Raffinerien LLS leichter durch WTI substituieren.

Das Ausmaß der Spreadeinengung wird davon abhängen, wie schnell und wie ausgeprägt der Lagerabbau in Cushing ausfallen wird. Bedenkt man, dass es einige Tage dauern wird bis die volle Pipelinekapazität erreicht ist und der Transport des Rohöls von Cushing an die US-Golfküste knapp zwei Wochen dauert, sind erste Auswirkungen auf die US-Lagerbestände wahrscheinlich erst Ende Mai / Anfang Juni sichtbar. Mit der anfänglichen Pipeline-Kapazität von 150 Tsd. Barrel pro Tag dürften die Lagerbestände in Cushing nur langsam zurückgehen, so dass die Preisdifferenz bis zum Herbst noch bei über 10 USD je Barrel liegen dürfte.

Eine Pipeline-Kapazität von 400 Tsd. Barrel pro Tag sollte aber ausreichen, das Überangebot im Mittleren Westen zügig abzubauen. Folglich besteht dann keine fundamentale Rechtfertigung für einen Preisabschlag von WTI gegenüber Brent mehr. Wir rechnen daher mit einer Verringerung der Preisdifferenz auf 5 USD je Barrel bis zum Jahresende. Im kommenden Jahr dürfte die Preisdifferenz vollständig verschwinden.




Auf einen Blick











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