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Bestandsaufnahme der Metallmärkte

03.08.2011 | 7:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Aluminium:

Die Situation am globalen Aluminiummarkt hellt sich nur langsam auf. Die kürzlich veröffentlichten Monatsdaten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) zeigten zwar für die ersten fünf Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang des Angebotsüberschusses, mit fast 568 Tsd. Tonnen fiel dieser jedoch immer noch sehr hoch aus. Aufgrund einer stark steigenden Produktion geht das unabhängige Research-Institut Brook Hunt sogar von einer abermaligen Ausweitung des Überschusses auf 1 Mio. Tonnen in diesem Jahr aus. Im nächsten Jahr soll das Angebot die Nachfrage gar um 2,1 Mio. Tonnen übersteigen. Erst 2013 sieht Brook Hunt mit 0,6 Mio. Tonnen einen deutlich geringeren Überschuss.

Insbesondere China trägt zur starken Ausweitung des weltweiten Angebots bei. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros wurden im Reich der Mitte im Juni 1,59 Mio. Tonnen Aluminium produziert - ein Rekord (Grafik 4). Offensichtlich haben die Schmelzereien die Zeit vor den Sommermonaten, in denen Stromengpässe befürchtet werden, genutzt und ihre Produktion deutlich erhöht. Die hohe inländische Produktion hat auch dazu geführt, dass China in diesem Jahr laut Angaben der Zollbehörde bislang nur 112,5 Tsd. Tonnen Aluminium importiert hat, 28% weniger als im Vorjahr.

Das Land steht kurz davor, zum ersten Mal seit Dezember wieder zu einem Netto-Exporteur von Aluminium zu werden (Grafik 5). Dadurch würde das Angebot auf dem Weltmarkt weiter ausgeweitet werden. Auch andernorts werden die Produktionskapazitäten kräftig ausgebaut. So hat der Vorstand von Emirates Aluminium (EMAL) kürzlich beschlossen, für 4,5 Mrd. USD seine jährlichen Schmelzkapazitäten bis Ende 2014 auf 1,3 Mio. Tonnen fast zu verdoppeln. Die Anlage in Abu Dhabi wird damit die größte der Welt.



Allerdings ist zuletzt auch die Nachfrage weltweit wieder gestiegen. Wie die Daten von WBMS zeigen, lag sie im Mai mit 3,65 Mio. Tonnen nur unweit des im Juni 2010 erzielten Rekordwertes. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat die Nachfrage um annähernd 5% zugenommen. Dies macht sich zugleich in niedrigeren Lagerbeständen bemerkbar. Während sie an der LME von ihrem Rekordwert Mitte Mai um 5,7% auf mittlerweile 4,45 Mio. Tonnen abgebaut wurden, fiel der Rückgang in den Lagerhäusern der Börse Shanghai wesentlich deutlicher aus. Dort haben sich die Vorräte in den letzten zwölf Monaten auf knapp 182 Tsd. Tonnen sogar fast gedrittelt.

Da an der LME weiterhin rund zwei Drittel der Bestände in Finanztransaktionen gebunden sind und damit dem Markt nicht zur Verfügung stehen, scheint der Markt vordergründig eingeengt. Die Situation wird augenscheinlich durch LME-Regularien zur Auslieferung der Metalle noch verschärft. Auch langfristig betrachtet soll die Nachfrage steigen. So rechnen Alcoa und Rio Tinto, zwei der weltweit größten Aluminiumproduzenten, mit einem jährlichen Nachfrageanstieg von 5-6% in den nächsten zehn Jahren.

Trotz der vordergründig negativen Fundamentaldaten dürfte der Aluminiumpreis gut unterstützt sein und bis zum Jahresende 2011 auf gut 2.700 USD je Tonne steigen. Treiber dürften dabei die gestiegenen Inputkosten wie z.B. Bauxit, Tonerde und vor allem Strom sein. Strom macht ungefähr 40% der gesamten Produktionskosten von Aluminium aus. Der chinesische Datenanbieter Shanghai Metals Markets schätzte die Produktionskosten in China, dem Land wo am teuersten produziert wird, bereits zu Jahresbeginn auf 2.200 USD je Tonne. Diese dürften mittlerweile gestiegen sein, so dass ein Großteil der chinesischen Aluminiumproduzenten unrentabel arbeitet.

Sollte diese Situation länger andauern, dürften viele Kapazitäten vorübergehend stillgelegt werden, wodurch das Angebot verknappt werden würde. Ende 2012 sehen wir den Aluminiumpreis bei gut 2.800 USD je Tonne.


Nickel:

Während sich die Versorgungslage bei Zink und Blei zuletzt entspannt hat (siehe unten), engt sie sich im Falle von Nickel auf kurzfristige Sicht dagegen ein. So berichtete die International Nickel Study Group (INSG) für die ersten fünf Monate des Jahres ein Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt von 9,3 Tsd. Tonnen. Auf eine zunehmende Angebotsverknappung deutet auch der Abbau der Lagerbestände an der LME hin: Diese sind seit Jahresbeginn um 24% bzw. mehr als 32 Tsd. auf gut 103 Tsd. Tonnen gefallen. Nickel war das erste Metall, bei dem an der LME in diesem Jahr ein Lagerabbau eingesetzt hat.

Ein Teil dieser Vorräte dürfte nach China verschifft worden sein. Dort sind die Einfuhren von raffiniertem Nickel in den letzten Monaten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Besonders stark fiel der Anstieg der Importe bei Nickelerzen und -konzentrat aus. Diese wurden im Juni auf ein Allzeithoch von 4,4 Mio. Tonnen erhöht und haben sich damit im Jahresvergleich fast verdoppelt (Grafik 6). Das Material wird aktuell verstärkt zu sog. Nickel pig iron verarbeitet, einem Substitut von raffiniertem Nickel.

Mittel- bis langfristig dürfte die massive Ausweitung der Nickel pig iron-Produktion jedoch dazu beitragen, dass der globale Nickelmarkt in diesem Jahr nahezu ausgeglichen ist. Das chinesische Research-Institut Antaike schätzt, dass die Produktion von Nickel pig iron in China in diesem Jahr um 50% auf 240 Tsd. Tonnen ausgeweitet wird. Die Produktionskapazitäten werden sogar auf 500 Tsd. Tonnen taxiert. Allerdings lohnt sich die Herstellung von Nickel pig iron nur bei relativ hohen Nickelpreisen, da sie sehr energieintensiv ist, so dass sie bei Stromengpässen oder steigenden Strompreisen schnell reduziert werden dürfte.

Durch die Inbetriebnahme mehrerer Großprojekte sollte der globale Nickelmarkt vor allem mittel- bis langfristig gut versorgt sein. Allerdings wurde der Start von zwei dieser Projekte aufgrund technischer Schwierigkeiten verschoben: So sollen sowohl die Goro-Mine in Neukaledonien als auch die Ambatovy-Mine in Madagaskar nun erst im ersten Quartal 2012 in Betrieb gehen. Ursprünglich war der Produktionsstart für Goro für Ende 2010 vorgesehen, während dieser für Ambatovy für das Frühjahr 2011 geplant war. Die vollen Produktionskapazitäten von jeweils 60 Tsd. Tonnen p.a. sollen 2013 erreicht werden. Damit stehen beide Minen für jeweils rund 4% der weltweiten Nickelminenproduktion.

Die Edelstahlindustrie, mit rund 70% der größte Nachfrager von Nickel, dürfte ihre hohe Wachstumsrate des Vorjahres - u.a. aufgrund der Beendigung des Lageraufbaus - nicht wiederholen können. Die globale Edelstahlproduktion war 2010 im Vergleich zum Vorjahr laut Angaben des International Stainless Steel Forum (ISSF) um 25% auf 31,1 Mio. Tonnen gestiegen (Grafik 7).

Damit dürfte auch die Dynamik der Nickelnachfrage deutlich nachlassen. Das unabhängige Research-Institut Brook Hunt erwartet insbesondere wegen der steigenden Nickel pig iron-Produktion und der Inbetriebnahme neuer Minenprojekte - neben Goro und Ambatovy sollen bis Mitte 2012 auch Onca Puma und Koniambo die Produktion aufnehmen - für 2012 und 2013 hohe Angebotsüberschüsse von 55 Tsd. bzw. 136 Tsd. Tonnen. In diesem Jahr dürfte der Markt dagegen nahezu ausgeglichen sein.



Auch wenn langfristig betrachtet die Angebotsausweitung deutlich steigenden Preisen im Wege stehen sollte, dürften sich kurzfristig gesehen Nachrichten wie z.B. über die Verschiebung geplanter Projekte als preisunterstützende Faktoren erweisen. Wir erwarten bis Jahresende einen moderaten Preisanstieg auf 26.500 USD je Tonne. Für 2012 sehen wir aufgrund des hohen neuen Angebots kaum Preispotenzial.



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