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Warum sich der US-Gaspreis mindestens verdoppeln muss!

18.04.2016 | 8:50 Uhr | Pfauntsch, Uli, CompanyMaker
Vor ein paar Jahren überzeugte die U.S. Öl- und Gasindustrie die Welt, dass die Vereinigten Staaten für mindestens 100 Jahre Erdgas hätten. Das sagte auch Präsident Obama mit stolz geschwellter Brust zweimal in einer Rede an die Nation. Die Story klang einfach zu schön, um nicht wahr sein zu können: Energieunabhängigkeit und globale amerikanische Dominanz des Energiemarktes! Vielleicht hätte man Obama ehrlichkeitshalber den Unterschied zwischen Ressourcen und Reserven erklären müssen.

Laut offiziellen Daten der US-Energiebehörde EIA (Energy Information Administration), belaufen sich die nachgewiesenen Erdgasreserven der Vereinigten Staaten per Ende 2014 auf insgesamt 388,8 Billionen Kubikfuß.

Angesichts der niedrigen Gaspreise ist davon auszugehen, dass sich inzwischen nur noch ein Bruchteil dieser Reserven wirtschaftlich produzieren lässt. Laut Bloomberg geht aus einer Untersuchung von 44 Öl- und Gasproduzenten hervor, dass mehr als die Hälfte der Öl- und Gasreserven, die seit 2008 verbucht wurden, Bohrlöchern zugeordnet sind, die überhaupt noch nicht existieren. Aufgrund der Tatsache, dass die Ölpreise nicht mehr bei 100 Dollar, sondern derzeit bei knapp über 40,00 Dollar notieren, werden sich Millionen Barrel Öläquivalent in Luft auflösen.

Aber selbst dann, wenn wir noch großzügig mit den offiziellen Gas-Reserven von 388,8 Billionen Kubikfuß kalkulieren, würden diese Vorkommen bei einem jährlichen U.S.-Verbrauch von fast 30 Billionen Kubikfuß gerade einmal für einen Zeitraum von 13 Jahren ausreichen - ein nicht ganz unwesentlicher Unterschied zu den von Obama propagierten 100 Jahren. Viele Amerikaner glauben weiterhin, dass die Gasproduktion in den USA immer weiter steigen wird und die Gaspreise für viele, viele Jahre niedrig bleiben. Der Trugschluss ist, dass die Preise keinen Effekt auf die Produktion zeigen würden. Doch die Realität ist eine andere.



Gas auf tiefstem Stand seit 40 Jahren

Die Gaspreise in den USA sind seit Anfang 2014 auf weniger als die Hälfte eingebrochen. Anfang März notierte U.S. Natural Gas mit 1,61 Dollar/MMBtu auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren. Der durchschnittliche Henry Hub Price im März 2016 belief sich auf 1,71 Dollar pro mmBtu. Das entspricht dem tiefsten inflationsbereinigten monatlichen Durchschnittspreis in 40 Jahren.

Ursächlich für den Einbruch der Gaspreise war die Kombination aus hoher Produktion, einem ungewöhnlich warmen Winter (El Ninò Wetterphänomen) und rekordhohen Erdgas-Lagerbeständen. Doch die Daten der EIA zum jährlichen Produktionswachstum im Jahresvergleich, spiegeln nicht die Realität der letzten vier Monate wider.


Produktionsrückgang + Angebotsdefizit

Die U.S.-Gasproduktion stagnierte im September 2015 und schrumpft nun seit vier Monaten in Folge. Wie die EIA in ihrem jüngsten "Drilling Productivity Report" mitteilte, wird der Gas-Ausstoß aus den Top-7 Shale-Lagerstätten im April um 1,2 Prozent auf 45,94 Milliarden Kubikfuß pro Tag sinken. Das entspricht dem stärksten prozentualen Rückgang seit März 2013.

Die konventionelle U.S. Gasproduktion befindet sich seit Juli 2008 im Rückgang und ist seitdem um 16,75 bcfd (Milliarden Kubikfuß pro Tag) gesunken. Nur wenige Unternehmen bohren diese Plays, deshalb wird die konventionelle Produktion weiterhin um jährlich rund 5 Prozent (circa 2,5 bcfd) zurückgehen. Gleichzeitig schrumpft die bestehende Shale-Gas-Produktion jährlich um etwa 12,5 bcfd.

Das bedeutet: Um einen Rückgang der Gasproduktion aufzuhalten, muss für 2016 eine zusätzliche Shale-Produktion von circa 15 bcfd ans Netz gehen. Das Problem: Im letzten Jahr belief sich der Produktionsersatz der Shale-Gas-Produktion nur noch auf 14,5 bcfd, verglichen mit fast 18 bcfd in 2014. Nachdem die Produktion in sämtlichen U.S. Shale-Plays zurückgeht, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es für 2016 und darüber hinaus gelingen wird, 15 bcfd an zusätzlicher Produktion ans Netz zu bringen.



Prognose der EIA im Best-Case-Szenario $3,2/MMBtu

Trotz der rückläufigen Shale-Gas-Produktion in den letzten vier Monaten, sieht die EIA in ihrem 2Short Term Energy Outlook" einen Anstieg der U.S.-Gasproduktion von 1,4 bcfd in 2016 und 1,6 bcfd in 2017.

Selbst unter diesem optimistischen Szenario, zeigen die Daten der EIA ein Angebotsdefizit im letzten Quartal 2016 an. Die Energiebehörde sieht einen Anstieg der Gaspreise auf 3,20 Dollar bis Januar/Februar 2017 und auf 3,62 Dollar bis Dezember 2017.

In einem weniger optimistischen Szenario im Hinblick auf die U.S.-Gasproduktion, würde der Anstieg der Gaspreise allerdings umso stärker ausfallen.

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