Rohstoff-Welt.de - Die ganze Welt der Rohstoffe

Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Sommerliches Auf und Ab

10.08.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Sorgen vor einem heißen und trockenen Sommer in den USA ließen die Preise für Mais und Sojabohnen in die Höhe schießen, gemäßigtere Wetterprognosen und unerwartet große US-Flächen sie dann wieder purzeln. Doch soll eine globale Produktion von über einer Milliarde Tonnen Mais und eine Rekordproduktion bei Sojabohnen den Bedarf nur eben decken können.

Dies wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Zukunft und sollte den Preisen aufhelfen. Dies geschieht gerade am Baumwollmarkt. Dort hat die Erwartung eines weiteren merklichen Abbaus der globalen Reserven den Preis so stark steigen lassen, dass kurzfristig sogar Korrekturpotenzial besteht.

Der Weizenpreis in Chicago ist derzeit so niedrig wie seit rund 10 Jahren nicht. Anfang August fiel er fast auf 400 US-Cents je Scheffel. Mit der Erntezeit in wichtigen Anbieterländern wird die erwartete weitere weltweit hohe Ernte 2016/17 immer sicherer. Bereits in den vergangenen drei Jahren von 2013/14 bis 2015/16 überstieg die weltweite Produktion jeweils den Verbrauch, so dass die globalen Bestände bereits auf Rekordhoch liegen.

Für 2016/17 wird ein weiterer Überschuss prognostiziert. Auch wenn dieser mit derzeit von US-Landwirtschaftsministerium USDA und Internationalem Getreiderat IGC geschätzten 8 bis 9 Mio. Tonnen nur ein Drittel (USDA) oder die Hälfte (IGC) des Vorjahres betragen soll, lässt dies die Reserven weiter anschwellen (Grafik 2).

In seiner aktuellen Prognose geht das USDA davon aus, dass 2016/17 weltweit so viel Weizen wie nie zuvor geerntet wird: 738,5 Mio. Tonnen. In fast allen wichtigen Produktionsregionen soll das Angebot gegenüber dem Vorjahr steigen. In den USA wurde zwar eine geringe Fläche mit Weizen bestellt, doch dürften die Erträge rekordhoch sein. Dies soll zu einem Anstieg der Weizenmenge um 10% auf 61,5 Mio. Tonnen führen. Entsprechend werden die USA auch wieder mehr Ware auf den Weltmarkt liefern, nachdem 2015/16 die Exporte so niedrig waren wie seit Jahrzehnten nicht.

Auch für Kanada wird mit einem Anstieg der Produktion gerechnet. Zwar ist auch dort die Weizenfläche kleiner als im Vorjahr, die Erträge aber wohl höher, so dass das USDA rund 29 Mio. Tonnen erwartet nach den enttäuschenden 27,6 Millionen Tonnen 2015. Die Exporte Kanadas dürften aber etwas rückläufig sein, da nicht mehr wie zuvor in größerem Stil auf Ware aus den Vorjahren zurückgegriffen werden kann.

Witterungsbedingt war auch in Russland im Herbst weniger Weizen ausgebracht worden. Der milde Winter tat den Pflanzen aber gut und es musste weniger Fläche aufgegeben werden, so dass die Erntefläche letztlich größer als im Vorjahr ist. Bei der insgesamt guten Witterung hat das USDA über die letzten Monate die Schätzung für die Produktion auf rekordhohe 65 Mio. Tonnen erhöht, ein Plus von 6,5% gegenüber 2015. Das russische Institut IKAR erwartet sogar 70 Mio. Tonnen. Auch die Weizenexporte Russlands sollen wie bereits in den beiden Vorjahren neue Rekorde aufstellen.

USDA und IKAR rechnen mit 25,5 Mio. Tonnen. Niedriger als im Vorjahr sollen allerdings die Lieferungen aus der Ukraine sein, die nach jahrelangem Anstieg 2015/16 so hoch gewesen waren wie nie zuvor. In der Ukraine ist die Produktion rückläufig, da im Herbst wegen der Dürre nur deutlich weniger Weizen ausgesät werden konnte. Mit rund 9% wird die Produktionseinbuße gegenüber dem Vorjahr inzwischen aber weniger dramatisch gesehen als vor einigen Monaten. Im April kursierten Erwartungen eines Einbruchs um ein Drittel.

Open in new window

Rückläufig ist die Weizenproduktion auch in der EU, trotz hoher Ernten in osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Wirklich enttäuschend ist die Lage in Frankreich, dem größten Produzenten der Union. Bei einer wenig veränderten Fläche wird hier eine 10-17% niedrigere Ernte als im Vorjahr erwartet. Letztes Jahr hatte Frankreich mit 41 Mio. Tonnen eine Rekordernte an Weichweizen eingefahren, nun könnte 2016 ein 13-Jahrestief folgen, wenn sich die pessimistischen Prognosen von unter 30 Mio. Tonnen bewahrheiten sollten.

Die Kommission erwartet für die EU insgesamt 144,5 Mio. Tonnen Weichweizen und ist damit deutlich optimistischer als andere Beobachter, die teils nur 134 Mio. Tonnen schätzen. 2015 waren rekordhohe 151,6 Mio. Tonnen Weichweizen geerntet worden.

Die Rekordernte 2015 hatte die Grundlage für hohe EU-Weizenexporte 2015/16 gelegt. Nach einer kräftigen Aufholjagd seit dem Frühjahr konnte die EU in der nun beendeten Saison mit gut 32 Mio. Tonnen Weichweizen nochmals in etwa die rekordhohe Menge des Vorjahres ausführen. Bei der niedrigeren Ernte 2016 werden von der EU-Kommission nun nur Exporte in Höhe von 29 Mio. Tonnen eingestellt. Qualitätsprobleme und die hohe Konkurrenz aus der Schwarzmeerregion tragen ebenfalls zu rückläufigen Exporten bei (Grafik 3).

Die Saison 2016/17 hat bei Weizen gerade im Juli begonnen. Besonders auf der Südhalbkugel sind wichtige Ernten noch weit entfernt. 2016 hatte in Australien mit sehr trockenen Bedingungen begonnen. Seit den Regenfällen im Mai und bis in den Juli hinein hat sich die Feuchtigkeitsversorgung aber stark verbessert. Auch für die nächsten Monate wird ausreichend feuchte Witterung prognostiziert. Entsprechend soll die nächste Weizenernte, in Australien Winterweizen, höher als im Vorjahr ausfallen. Der Auslandsposten des USDA in Canberra schätzt diese auf 26 Mio. Tonnen nach 23,9 und 24,5 Mio. Tonnen in den beiden Vorjahren.

Die Aussaatarbeiten für den Winterweizen begannen im April und sind nun abgeschlossen. In dem riesigen Land beginnt die Ernte dann in einigen Gebieten bereits im August. An der Westküste, wo der Staat Western Australia für 40% der australischen Exporte steht, zieht sich die Ernte allerdings von Oktober bis in den Januar. Aufgrund der niedrigen Frachtraten hat sich für Australien die Konkurrenz auf den asiatischen Märkten vor allem durch Länder der Schwarzmeerregion erhöht, so dass die Exporte wohl nicht in gleichem Maß wie die Produktion steigen werden.

Open in new window

In Argentinien beginnt die Saison 2016/17 erst im Dezember mit der bis in den Januar dauernden Erntezeit. Die Aussaat zog sich in diesem Jahr bis weit in den Juli, weil es auf nassem Boden immer wieder zu Unterbrechungen kam. Das USDA erwartet eine argentinische Weizenernte 2016/17 von 15 Mio. Tonnen und damit eine Rückkehr zu Höhen, wie sie vor Jahren bereits gesehen wurden. Zuletzt allerdings dämpfte der USDA-Auslandsdienst den Optimismus mit einer Prognose von nur 13,7 Mio. Tonnen aufgrund der Aussaatschwierigkeiten.



Der höhere Stellenwert, der dem Agrarsektor durch die seit Dezember amtierende Regierung unter Präsident Macri beigemessen wird, hat gemeinsam mit der Abwertung der Landeswertung Peso bereits zu einem Anstieg der Exporttätigkeit gesorgt - zumal auch die Exportsteuer auf Weizen komplett abgeschafft wurde. Aus Argentinien dürfte also weiter viel Ware kommen.

Insgesamt sind daher für die weltweite Versorgung mit Weizen über die nächsten Monate derzeit kaum Risiken erkennbar. Entsprechend schwer dürfte es dem Preis fallen, sich merklich zu erholen. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer halten inzwischen rekordhohe Netto-Short-Positionen, zeigen sich also für die weitere Preisentwicklung sehr skeptisch. Ein Preisauftrieb könnte eher vom Maismarkt ausgelöst werden und dann von einem Stimmungsumschwung und in der Folge von Shorteindeckungen verstärkt werden.

Unsere Prognose für den Weizenpreis in Chicago im vierten Quartal lautet auf 450 US-Cents je Scheffel. In Paris dürften die Notierungen weiterhin unter dem Eindruck einer enttäuschenden EU-, und dabei besonders der französischen Ernte stehen. Dies hat bereits seit Wochen dafür gesorgt, dass sich der Weizenpreis in Paris besser entwickelt als in Chicago. Wir bleiben daher bei unserer Prognose eines Weizenpreises in Paris in Q4 2016 von 175 EUR je Tonne.


Mais:

Der Maispreis in Chicago hat den Preisanstieg von April bis Mitte Juni um ein Viertel wieder vollständig verloren - und sogar auf ein Niveau nachgegeben, das mit 325 US-Cents je Scheffel nur noch knapp über der Notierung im Herbst 2014 liegt. Letzte Woche sank er sogar zwischenzeitlich auf ein 7-Jahrestief.

Das hat vorrangig mit dem Ausblick auf eine sehr hohe Ernte 2016/17 zu tun. Für die USA schätzt das USDA die Produktion auf 369 Mio. Tonnen. Dies wäre fast 7% mehr als im Vorjahr, ein neuer Rekord und läge weit über der zunächst im Februar getroffenen Annahme von 351 Mio. Tonnen. Damals war das USDA allerdings auch nur von 90 Mio. Morgen Maisfläche ausgegangen, während nun tatsächlich 94 Mio. Morgen mit Mais bestellt wurden (Grafik 4).

Die Wetterberichte aus dem Mai und Juni, wonach ein heißer und trockener Sommer bevorstehe, wurden inzwischen von sehr viel gemäßigteren Prognosen abgelöst, so dass für die rekordhohe Ernte derzeit kaum Gegenwind besteht. Tatsächlich sind die Pflanzenbewertungen bei Mais sehr gut und mussten auch zuletzt nicht merklich nach unten korrigiert werden (Grafik 5).

Dass die globale Erzeugung 2016/17 gegenüber der letzten Ernte um 5% steigen soll, liegt neben den USA auch an der EU und der Ukraine. In beiden Ländern dürfte sich die Ernte nach dem durch Dürre im (Früh-)Sommer 2015 bedingten Einbruch im Vorjahr erholen.

Open in new window

In der EU soll die Produktion immerhin von 58 Mio. Tonnen 2015 auf 64 (USDA) oder 65,5 Mio. Tonnen (EU-Kommission) steigen (Grafik 6). Vor allem richten sich die Hoffnungen aber auch auf die südliche Halbkugel und hier Südafrika und Südamerika. Insbesondere in Brasilien soll die wegen Trockenheit von 85 Mio. Tonnen 2014/15 auf 70 Mio. Tonnen 2015/16 eingebrochene Produktion bei wenig veränderter Fläche wieder auf 80 Mio. Tonnen zulegen. Für Argentinien erwartet das USDA 2016/17 sogar eine Rekordernte, die vor allem aus einer Ausdehnung der Fläche resultieren soll.

Ein Flächenplus von 20-25% wird als Anpassung auf die durch den Regierungswechsel neuen politischen Gegebenheiten für möglich gehalten. Auch für die Welt als ganze erwartet das USDA - wie auch der IGC - eine Ernte von über einer Milliarde Tonnen, die nahe an den Rekord aus 2014/15 heranreichen soll.

Dass allerdings auch eine solch hohe globale Ernte die laufende Nachfrage laut USDA nur gerade decken dürfte - der IGC äußerte sich hier mit einer Überschussschätzung von 7 Mio. Tonnen zuletzt allerdings optimistischer -, sollte dem Maispreis zumindest einen Boden einziehen, zumal auch im Vorjahr die Bilanz nur knapp ausgeglichen war. Unvorhergesehene Ausfälle können den Markt schnell in ein Defizit rutschen lassen. Die erheblichen Überschüssen aus den beiden Jahren davor werden dann nicht beliebig lange zur Beruhigung eines aufkommenden Knappheitsgefühls herhalten können.

Bis auf weiteres wird die Versorgungssituation aber sehr entspannt gesehen. Nachdem die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer einige Monate lang in ihren Positionierungen stärker auf Preisauftrieb setzten, haben sie im Juni die Richtung gewechselt und setzen inzwischen wieder mehrheitlich auf fallende Preise. Dieser Richtungswechsel dürfte den Preisabschwung in Chicago noch verstärkt haben.

Die höhere US-Fläche und die gleichzeitig geringeren Gefahren für die US-Maiserträge lassen uns unsere Prognose für den Maispreis in Q4 2016 absenken. Wir rechnen nun für Q4 2016 mit einem Maispreis in Chicago von 370 US-Cents je Scheffel, also einem Anstieg vom gegenwärtigen Niveau. Sollten sich die US-Erträge als deutlich höher als derzeit vom USDA prognostiziert erweisen, könnte das dem Preisanstieg bei Mais allerdings den Garaus machen und dies auch den Weizenpreis weiter belasten.

Europäischer Mais ist von dem dramatischen Preiseinbruch bei US-Mais ab der zweiten Junihälfte nur begrenzt mit nach unten gezogen worden (Grafik 7). Während sich US-Mais um rund ein Viertel verbilligte, gab europäischer Mais nur um 9% nach. Dabei dürften auch die sich verschlechternden Ernteprognosen für EU-Weizen von Bedeutung gewesen sein. Allerdings dürfte in diesem Jahr mehr minderwertiger Weizen in Konkurrenz zu Mais seinen Weg in den Futtertrog finden. Wir behalten daher unsere Prognose eines Maispreises in Paris von 170 EUR je Tonne im vierten Quartal 2016 bei.

Open in new window

Sojabohnen und Raps:

Sojabohnen notieren inzwischen wieder deutlich unter 1000 US-Cents je Scheffel und nahe eines 3½ -Monatstiefs. Der Preis hat mehr als die Hälfte des zwischen Ende Februar und Ende Juni verzeichneten steilen Anstiegs um über 30% wieder eingebüßt. Die Prognosen eines heißen und trockenen Sommers in den US-Anbaugebieten haben inzwischen einem gemäßigteren Ausblick Platz gemacht. Gemeinsam mit einer höher als erwarteten Ist-Fläche in den USA macht dies eine wieder sehr hohe US-Ernte wahrscheinlich.

Die Überschwemmungen in Argentinien scheinen verdaut und die Prognosen für die Ernte werden zuletzt sogar wieder etwas angehoben. Der Streik der LKW-Fahrer, der die Belieferung der Häfen bedrohte, ist nach kurzer Dauer beendet worden. Und nachdem die extrem optimistischen Erwartungen an die brasilianische Ernte 2015/16 auf rund 97 Mio. Tonnen nach unten geschraubt werden mussten, wird für 2016/17 schon wieder die Prognose einer Ernte von über 100 Mio. Tonnen in den Ring geworfen, etwa vom USDA und der Beratungsfirma Safras&Mercado. Allerdings könnte der Preisrückgang die unterstellte weitere Flächenausdehnung bremsen oder aufhalten. Erst ab Oktober wird in Brasilien für 2016/17 ausgesät.

Damit haben sich in den letzten Wochen einige der Wolken über dem insgesamt sehr sonnigen Angebotsausblick wieder verzogen. Während allerdings das USDA einen Anstieg der globalen Produktion 2016/17 auf ein neues Rekordhoch von 326 Mio. Tonnen erwartet, bleibt der IGC zunächst mit 321 Mio. Tonnen noch vorsichtiger, aber ganz nahe am bisherigen Rekord von 2014/15.

Auf der Nachfrageseite wird am Sojabohnenmarkt wieder besonders die Importnachfrage Chinas im Fokus stehen. Über deren Entwicklung besteht derzeit keine Einigkeit. Während das USDA für 2016/17 einen weiteren kräftigen Anstieg um 4 Mio. Tonnen auf 87 Mio. Tonnen eingestellt hat, ist das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World skeptischer. Es erwartet, dass die Sojabohneneinfuhren Chinas 2016/17 mit 80 Mio. Tonnen erstmals seit 15 Jahren sinken werden. Als Grund sieht es vor allem Verkäufe aus den Lagerbeständen. Zudem soll sich die eigene Produktion erholen. Diese deckt allerdings nur einen kleineren Teil des Verbrauchs.



Das USDA hat seine Defizitprognosen für 2016/17, die sowieso auf niedrigem Niveau lag, in der letzten Schätzung reduziert. Allerdings geht das USDA davon aus, dass sich das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis zum zweiten Mal in Folge verringert und auf das Niveau von 2011/12 zurückfällt (Grafik 8).

Bereits seit vielen Wochen wird der Preisrückgang auch von einem deutlichen Abbau der zuvor auf den höchsten Stand seit März 2014 ausgedehnten Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer begleitet und unterstützt. Ohne negative Nachrichten von der Angebotsseite dürfte sich diese Entwicklung noch fortsetzen. Noch allerdings ist insbesondere die US-Ernte nicht eingebracht, die südamerikanischen noch nicht einmal gesät und daher alle Prognosen für 2016/17 noch unsicher. Der schnelle Wechsel in den Wetterprognosen hat zuletzt wieder einmal die Anfälligkeit des Marktes für kurzfristige Korrekturen demonstriert.

Wir erwarten für Q4 2016 in Chicago einen Sojabohnenpreis von 1000 US-Cents je Scheffel. Der Rapspreis hatte den Preisanstieg bei Sojabohnen im Frühjahr kaum mitgemacht, sich allerdings zuvor auch besser gehalten, als Sojabohnen über das Jahr 2015 deutlich verloren.

Open in new window

Gegenüber der Berg- und Talfahrt bei Sojabohnen nehmen sich die Preisbewegungen bei Raps denn auch klein aus. Allerdings liegt Raps gegenüber Jahresbeginn leicht im Minus. Das lässt sich auch mit einem zuletzt besseren Ausblick, insbesondere für die kanadische Ernte 2016/17 erklären. Das USDA hat seine Prognose hierfür auf 16,4 Mio. Tonnen angehoben, was allerdings noch immer einen Rückgang um 4,6% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. In einer Reuters-Umfrage von Mitte Juli wurde im Mittel sogar eine Produktion von 18 Mio. Tonnen erwartet, was die zweithöchste Ernte hinter dem Rekord von 2013/14 bedeuten würde. Dies könnte den Rückgang in der größten Produktionsregion, der EU, ausgleichen helfen.

Hier ist mit einem nochmaligen Rückgang der Produktion vom Vorjahresniveau von 21,6 Mio. Tonnen zu rechnen (Grafik 9). Der anfängliche Optimismus der EU-Kommission, dass dies anders sein könnte, ist nun durch die Lage in Frankreich, Deutschland und Polen verflogen, wo die Erwartungen wie bei Weizen witterungsbedingt gestutzt werden mussten. In ihren Juli-Prognosen reduzierte denn die EU-Kommission ihre Schätzung für die EU-Rapsernte 2016 nochmals auf 20,5 Mio. Tonnen. Gleichzeitig ist auch - nicht genveränderte - Importware aus der Ukraine, dem Hauptlieferanten der EU, aufgrund der dort eingeschränkten Rapsfläche dieses Jahr knapper.

Es bleibt also bei der Einschätzung eines engen Rapsmarktes, laut USDA und IGC sogar bei einem weiteren Defizit 2016/17. Dies sollte die Preisentwicklung weiter unterstützen. Für Q4 2016 erwarten wir daher einen Rapspreis in Paris von 380 EUR je Tonne.


Baumwolle:

Die Aussicht auf mindestens zwei Defizitjahre am Baumwollmarkt in der gerade beendeten und der neuen Saison sorgen für Preisauftrieb bei Baumwolle (Grafik 10). Im Juli schoss der Preis in New York auf fast 75 US-Cents und damit ein 2-Jahreshoch nach oben, als das USDA in seinen neuen Prognosen einen unerwartet kritischen Blick auf die Versorgung mit Baumwolle präsentierte.

Der Ausbau der Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf ein 2-Jahreshoch dürfte dabei unterstützend gewirkt haben. Sowohl für 2015/16 als auch für 2016/16 hob das USDA seine Defizitprognosen um jeweils rund 350 Tsd. Tonnen an - und das obwohl die Schätzung für die US-Produktion 2016/17 angehoben wurde. Diese soll gegenüber 2015/16 gut 22% zulegen. Das sich aus einer höheren als im Vorjahr und höher als bisher geschätzten US-Fläche und besseren Erträgen ergebende Plus gegenüber der Vormonatsschätzung wurde durch Kürzungen in Indien und Pakistan mehr als ausgeglichen.

Absolut soll aber auch in Indien und Pakistan die Produktion nach dem witterungsbedingten Einbruch im Vorjahr 2016/17 wieder steigen, auch wenn zu geringe Niederschläge besonders im wichtigsten indischen Produktionsstaat Gujarat derzeit Sorgen bereiten. So kommen aus dem Land zuletzt Stimmen, die Fläche und Produktion deutlich unter Vorjahr erwarten.

Gleichzeitig setzte das USDA zuletzt die Nachfrage höher an, vor allem in China. Auch das International Cotton Advisory Committee erwartet nach 2015/16 mit 2016/17 ein weiteres Defizitjahr. Wie das USDA schätzt es das Defizit 2015/16 auf rund 2,6 Mio. Tonnen, liegt bei dem Defizit 2016/17 aber mit rund 1 Mio. Tonnen nur etwa halb so hoch wie das USDA.

Open in new window

Das rege Interesse an der Ware aus den staatlichen chinesischen Lagerhäusern wird derzeit ebenfalls als Faktor genannt, der die internationalen Preise stützt, denn es wird als Anzeichen eines etwas steigenden Verbrauchs in China gewertet. Die bisher seit Mai in Auktionen angebotenen 1,6 Mio. Tonnen haben fast vollständig Käufer gefunden. Die eigentlich bis August dauernden und für eine Menge von insgesamt etwa 2 Mio. Tonnen Baumwolle vorgesehenen Auktionen wurden gerade wegen des Interesses und der niedrigeren zollreduzierten Importquoten um einen Monat verlängert.

Im Vorjahr war das Interesse an staatlichen Auktionen noch sehr gering gewesen. Nur ein Bruchteil der Ware war abgenommen worden, weil die Spinnereinen eigene Lagerbestände abbauten und auf niedrigere Preise in den Auktionen hofften - was sich allerdings nicht bewahrheitete. Dieses Jahr stiegen die Preise in den Auktionen wegen der regen Nachfrage sogar um 20%. Eine Verlängerung der diesjährigen Auktionen wird allerdings das Problem, dass nur recht wenig hochwertige Baumwolle zur Veräußerung bereit steht, nicht lösen können. Nach dieser dürfte weltweit die Nachfrage relativ stärker sein als nach Baumwolle insgesamt.

Deswegen schätzt das USDA die US-Exporte auch auf 4-Jahreshoch. Der weltweite Verbrauch an Baumwolle soll allerdings weitgehend stagnieren. Das ICAC geht auch für Chinas Verbrauch wegen hoher Preise (Grafik 11) und der Konkurrenz künstlicher Fasern von einem weiteren Rückgang aus, während das USDA einen leichten Anstieg einstellt. Daher ist das USDA auch optimistisch, dass die chinesischen Importe zumindest nicht weiter sinken, während das ICAC auch hier einen weiteren Rückgang eingestellt hat. Einigkeit besteht aber darüber, dass Vietnam und Bangladesch inzwischen China als den größten Importeur abgelöst haben und ihre Importe kräftig ausdehnen werden. Die Baumwolle verarbeiten sie zu Garnen, von denen dann ein nicht unerheblicher Teil wiederum nach China exportiert wird.

Der Preisauftrieb der letzten Zeit hat mit dem weiteren absehbaren Defizit und den Unsicherheiten über die Witterung der nächsten Wochen gewichtige fundamentale Gründe. Allerdings kann sich insbesondere die Wetterkomponente auch rasch in den gegenteiligen Effekt drehen. Auch dürfte einem höheren Preisniveau wegen des damit verbundenen Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber künstlichen Fasern recht enge Grenzen gesetzt sein.

Während also ein höheres Preisniveau als vor einigen Wochen durchaus gerechtfertigt ist, wäre ein zwischenzeitlicher Rückschlag nicht verwunderlich. Auch die inzwischen wieder hohen Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer bergen das Risiko einer Korrektur. Mittelfristig bleibt aber das Aufwärtspotenzial durch die Defizite am Weltmarkt bestehen, die die weltweiten Reserven - wenn auch von hohem Niveau aus - abschmelzen lassen. Für das 4. Quartal prognostizieren wir einen Baumwollpreis von 75 US-Cents je Pfund.




Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.