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Peter Schiff über eine in Vergessenheit geratene Tradition und das böse Erwachen

06.12.2013  |  GoldSeiten

Während in der westlichen Welt, in der inzwischen sämtliche Ersparnisse durch Schulden ersetzt worden seien, Gold als eine Art barbarisches Relikt gelte, sei das gelbe Metall in Asien auch weiterhin das Fundament eines jeden Sparplanes, wie Peter Schiff in einem gestern auf www.321gold.com erschienenen Artikel erklärt. Mit anderen Worten, so der CEO von Pacific Precious Metals, könne man also entweder annehmen, dass mehr als die Hälfte der Menschheit Barbaren seien, oder aber, dass sie an einer wichtigen Tradition festhalten, die in der westlichen Welt völlig in Vergessenheit geraten ist.


Eine Goldkultur

Ein wesentliches Merkmal der Goldnachfrage aus dem Osten bestehe darin, dass das gelbe Metall nicht auf gebildete Investoren oder höhere Klassen beschränkt sei, wie es zumeist in den westlichen Ländern der Fall zu sein scheine. Über ganz Asien hinweg, unabhängig vom sozialen Status, gelte Gold als das wohl wichtigste Mittel der Vermögenssicherung. Und dabei bestehe nicht der kleinste Zweifel am dauerhaften Wert dieser Hartwährung.

Für den ein oder anderen möge diese Einstellung naiv erscheinen; letztlich jedoch gründe sie auf einer jahrhundertelangen Tradition und Erfahrung. So sei Gold in Indien und ganz Südasien ein zentraler Bestandteil religiöser Bräuche - von der Mitgift bis hin zur Weihegabe.

In den USA hingegen erhalte ein frisch vermähltes Paar anstelle von Vermögenswerten, die den Grundstein für dessen langfristige finanzielle Unabhängigkeit legen könnten, ein Haus voller raffinierter Haushaltsgeräte. Nun, da der US-Dollar seit einigen Generationen dominiert, seien Amerikaner im Hinblick auf ihr Vermögen bequem geworden. Und während auch weiterhin für schicke Autos, Großbildfernseher und teure Smartphones Schulden gemacht würden, häufe man im Osten zusehends weiter Gold an.


Ein Goldfluss von West nach Ost

Mit dem Absturz des Goldpreises Mitte April geriet Asiens Liaison mit dem gelben Metall zunehmend in die Schlagzeilen, fährt Schiff fort, denn asiatische Verbraucher nahmen diesen Preisrutsch als glückliche Kaufgelegenheit wahr und rannten den Händlern die Türen ein. Die Folge: Die Prämien explodierten, doch auch das konnte die Nachfrage nicht bremsen.

Bleibt die Frage, ob der Goldpreis angesichts dieser immensen Nachfrage nicht eigentlich steigen sollte. Schiff zufolge bestehe das Problem darin, dass man sich im Westen unterdessen zunehmend von seinem Gold getrennt habe. Der über das vergangene Jahrzehnt kontinuierlich steigende Goldpreis habe westlichen Anlegern den Papiergoldmarkt zunehmend attraktiver gemacht. ETF-Investoren jedoch, so der Experte, zielen in erster Linie auf schnelles Wachstum anstelle langfristiger Kapitalerhaltung ab. Und so sei der Preisrückgang als Verkaufssignal gewertet worden und nicht als Kaufgelegenheit.

Bis Ende September hätten sich die Abflüsse aus den ETFs auf etwa 700 Tonnen summiert. Der Großteil dessen, dies suggerieren uns die Daten des World Gold Council, lande in Asien. Jüngsten Zahlen zufolge sei die physische Goldnachfrage in den ersten drei Quartalen dieses Jahres auf einen Rekordwert von 2.896,5 Tonnen gestiegen. Für ganze 90% des Nachfragezuwachses seien Asien und der Mittlere Osten verantwortlich. Und die Amerikaner? Die würden Schiff zufolge in der Zwischenzeit von der Rekordjagd am heimischen Aktienmarkt abgelenkt.





Die Regierung schreitet ein

In den Berichten über die Goldnachfrage Asiens würden sich westliche Medien nach Ansicht Schiffs zu stark auf Nationen wie Indien konzentrierten, dessen Regierung dem gelben Metall und seinen Käufern den Kampf angesagt hat und etwa mittels erhöhter Zollwerte und der Bindung der Importe an die Exporte das Leistungsbilanzdefizit des Landes zu drosseln versucht.

Ähnliche Maßnahmen würden unterdessen auch in Vietnam und Thailand unternommen, um die Goldnachfrage der Bevölkerung im Zaum zu halten, obgleich auf diese Weise bisher in erster Linie der Schmuggel mit dem gelben Metall angeheizt worden sei.

Auf derartige Meldungen würden westliche Medien nicht ohne Grund vermehrt zurückgreifen, schließlich würden diese in das von ihnen propagierte Bild des Edelmetalls passen, demzufolge es der modernen Wirtschaft mehr schade als nütze. In Wahrheit jedoch, so Schiff, seien die westlichen Regierungen die Einzigen, die von alledem Schaden nehmen.


China auf dem Vormarsch

Im vergangenen Monat wurde es offiziell: China hat Indien den Rang als größten Goldkonsumenten der Welt abgelaufen. Dies sei keineswegs verwunderlich, fördere man schließlich den Goldhunger der Bevölkerung mit allen Mitteln, fährt Schiff fort. So seien etwa bestehende Restriktionen auf den Handel gelockert worden, die Bürger des Landes dürften inzwischen mehr Gold steuerfrei über die Grenze bringen als zuvor und die People's Bank of China plane, einer erhöhten Anzahl an Unternehmen den Import und Export größerer Mengen des Edelmetalls zu gestatten.

In der Zwischenzeit entferne sich China zunehmend vom US-Dollar und plane den Abbau seines Konjunkturprogramms, um so die Landeswährung zu stärken. In Vorbereitung dessen habe China vermehrt Gold angehäuft. Wie viel des gelben Metalls dabei zur Debatte steht, sei unklar, da die Volksrepublik seit 2009 keine offiziellen Zahlen über die Reserven des Landes preisgegeben habe. Experten rechnen jedoch damit, dass diese weitaus größer sind, als bisher angenommen.


Das böse Erwachen

Stoppe China einmal die Käufe von US-Staatsanleihen, so bleibe die Fed der einzige große Käufer. Die Folge: Steigende Zinsen und damit Verpflichtungen, denen die US-Regierung in keinster Weise nachkommen könne. Dies würde dem Dollar den Todesstoß versetzen, da die Fed gezwungen wäre, die quantitative Lockerung auszuweiten, um ihrer bisherigen Rolle auch weiterhin gerecht werden zu können.

Zwar möge der ein oder andere Goldkäufer im Osten nicht sämtliche Feinheiten der Devisenmärkte verstehen, doch die ewige Wertschätzung für Gold, die seit jeher Bestandteil ihrer Kultur ist, werde dafür sorgen, dass der Osten in der globalen Wirtschaft des 21. Jahrhunderts den Ton angibt.

Schiffs abschließender Aufruf lautet daher:

Ziehen Sie in den kommenden Feiertagen einmal in Erwägung, mit der jüngsten westlichen Tradition, etwas zu verschenken, dessen Wert vergänglich ist, zu brechen. Ergreifen Sie stattdessen die Gelegenheit, einige Ihrer Papier-Dollars in Geschenke zu tauschen, die auch dann noch von Wert sein werden, wenn Ihre Kinder erwachsen sind.


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