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Gold und die Zentralbanken!

31.10.2007  |  Rainer Hahn

Haben Sie schon einmal den Begriff “EGA“ gehört? Wenn nicht dann wird Ihnen dieser Artikel dabei helfen die wichtigen Zusammenhänge zwischen den Zentralbanken und dem Goldmarkt zu verstehen. Innerhalb einer Untersuchung die von Fortis geleitet und erst kürzlich veröffentlich wurde, geht es vorwiegend um das sogenannte European Gold Agreement welches erstmals im Jahr 1999 ins Leben gerufen wurde. Dieses erlaubte den europäischen Zentralbanken den Verkauf von maximal 400 Tonnen pro Jahr. Das EGA trat im September 1999 in Kraft weswegen ein Geschäftsjahr immer vom ersten September bis zum ersten Oktober des Folgejahres läuft. Nachdem das EGA I im Jahr 2004 auslief da dessen Laufzeit begrenzt war, wurde schnell das EGA II aufgelegt welches bis zum Jahr 2009 bestehen wird. Die einzige Veränderung war, dass die Banken nicht mehr 400 sondern mittlerweile 500 Tonnen des gelben Metalls am Markt pro Jahr veräußern dürfen.

Nachdem es zu Beginn des Geschäftsjahres 2006/2007 sehr gut aussah und viele annahmen, dass die Banken bei weitem nicht die 500 Tonnen verkaufen würden die ihnen erlaubt waren, änderte sich diese Einstellung vor wenigen Wochen dramatisch. Bis zur Hälfte der Periode waren nur 150 Tonnen verkauft worden, weswegen viele Analysten angenommen hatten, dass die Gesamtverkäufe für das Jahr bei etwa 300 Tonnen hätten liegen könnten. Bereits im Vorjahr wurden nur 394,8 Tonnen verkauft weswegen die Banken dadurch ein sehr bullisches Zeichen gesetzt hatten. Allerdings traten anschließend einige Verkäufer wie Spanien, Frankreich und die Schweiz auf den Plan und verkauften große Mengen an Gold in den Markt. Laut den aktuellen Hochrechnungen dürften sich die Gesamtverkäufe aller Banken auf etwa 475 Tonnen belaufen und dadurch nur knapp unterhalb der Höchstgrenze von 500 Tonnen liegen.

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Das obenstehende Bild zeigt wer die größten Verkäufer im Markt sind. Momentan werden die Verkäufe ganz klar von den bereits vorhin erwähnten drei dominiert deren aktuelle Politik klar auf weitere Verkäufe hinweist. Insgesamt halten die 16 Banken welche dem European Gold Agreement angehören 12.425,9 Tonnen an Gold und könnten dadurch weitere 25 Jahre an Verkäufen unter dem EGA auffüllen. Natürlich besitzen nicht alle Banken die Absicht zu verkaufen jedoch geht die aktuelle Politik von Frankreich, Spanien und der Schweiz ganz klar in Richtung weiterer Verkäufe. Wie das nachfolgende Schaubild beweist besitzen diese Länder sehr hohe Reserven und haben dadurch noch genügend Gold in der Hinterhand welches verkauft werden könnte.

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Die zweite Spalte gibt jeweils die Menge an Gold an welche ein Land noch besitzt. Anschließend folgt der aktuelle Marktwert in US Dollar sowie die Devisenreserven. Nachfolgend wurde errechnet wie hoch der prozentuale Anteil der Goldreserven an den Gesamtreserven eines Landes ist. Sales in EGA II bezeichnet die Menge an Gold welche bisher in den drei Jahren des Abkommens verkauft wurde. Die letzte Spalte zeigt eine Schätzung der Analysten von Fortis wie viele Tonnen die Banken eventuell noch verkaufen könnten bis zum Ablauf des EGA II im Jahr 2009.

Leider legen viele andere Banken ihre Politik nicht offen weswegen hierüber keine Prognosen erstellt werden können. Vor allem in Deutschland und Italien, zwei Länder deren Goldbestände fast 6.000 Tonnen ausmachen, werden die Stimmen immer lauter mehr Gold zu verkaufen. Bisher sind die beiden Länder nicht in Erscheinung getreten und haben fast kein Gold am Markt veräußert. Auf Druck der Politiker hin könnte sich dies in den kommenden Jahren jedoch ändern.

Das abschließende Schaubild zeigt noch einmal die Bestände sowie bisherigen Verkäufe in der zweiten und dritten Spalte. Desweitern die geschätzten Verkäufe in den Jahren 2007/2008 und 2008/2009 für die Banken bei denen eine Prognose möglich ist. Des weiteren haben die Analysten basierend auf Quellen innerhalb der Banken versucht eine Prognosen für die Zeit nach dem EGA II zu erstellen. Sollten Deutschland und Italien ihre Politik ändern wären über 1.200 Tonnen an Verkäufen zu erwarten plus die Verkäufe der anderen Banken welche dann kumuliert auf 2.000 Tonnen ansteigen würden.

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Bis zum aktuellen Zeitpunkt ist es noch nicht absehbar ob die Banken das EGA III ins Leben rufen wollen. Aufgrund der möglichen Verkäufe von 2.000 Tonnen ist es jedoch wahrscheinlich, dass sich die Banken absprechen werden und das EGA erneut verlängern um den Preis stabil zu halten und die Verkäufe über mehrere Jahre zu strecken. Eventuell wird die Verkaufsquote dann auf 600 Tonnen angehoben doch das ist bis jetzt reine Spekulation.


© Rainer Hahn



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