CRB Index + S&P GSCI Commodity Index
24.11.2008 | Jens Rabe
Wie schon in den letzten Wochen/Monaten schauen wir zuerst auf die Charts der Rohstoff-Indizes. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass eine Positionierung in einem Rohstoff immer nur in Trendrichtung des übergeordneten Marktes erfolgen sollte. Und dieser “übergeordnete“ Markt gibt nach wie vor keinerlei Anzeichen für einen Boden, geschweige denn für eine Trendumkehr.
Der CRB Index markierte in der abgelaufenen Woche ein neues Tief auf Wochenschlussbasis. Dies war sogleich der tiefste Stand seit Dezember 2005. Damit befindet sich dieser Index weiterhin in einem intakten Abwärtstrend.
Der Goldman Sachs Commodity Index fiel sogar noch deutlicher als der CRB, was auf die hohe Gewichtung der Energiemärkte innerhalb des Index zurückzuführen ist.
Auch hier herrscht natürlich ein intakter Abwärtstrend. Damit verbieten sich sämtliche Käufe im Rohstoffsektor von ganz allein. Dies sollte man denjenigen überlassen, welche stets auf der Suche nach dem Boden sind um möglichst „billig“ zu kaufen. Von vielen Seiten wird derzeit argumentiert, dass die fundamentalen Bewertungen einiger Rohstoffe mittlerweile so günstig sind, wie schon lange nicht mehr und man daher jetzt unbedingt kaufen müsse. Uns fällt dazu immer die Aussage ein, die John Maynard Kaynes zugeschrieben wird: Die Märkte können viel länger irrational sein, als ein Investor liquide! Wenn wir aber nach unserer Ansicht derzeit nicht kaufen können, dann sollten wir entweder an der Seitenlinie stehen oder aber nach erneuten Verkaufssignalen suchen.
Die CoT Daten liefern derzeit nur wenige Anhaltspunkte, da es in einer Phase stark fallender Preis normal ist, dass die Commercials eher auf der Kaufseite stehen, bzw. ihre teilweise seit Ende 2007 bestehenden Shortpositionen abbauen. Ebenfalls wenig hilfreich ist derzeit die Auswertung der Sentimentdaten, da es offensichtlich ist, wie schlecht die Stimmung für alle Anlageklassen ist und auch dies ist angesichts der Preisentwicklung nicht verwunderlich. Letztendlich hilft nur der Blick auf die Markttechnik um Gelegenheiten oder Märkte zu finden, bei denen sich eine Positionierung anbieten könnte.
Mais
Die Notierungen für Maisfutures an der CBOT brachen am Freitag nach unten durch und generierten somit ein neues Verkaufssignal.
Betrachtet man eine Abwärtsbewegung als 3-teiligen Impuls, dann dürfte mit der Bewegung vom Freitag die 3. Impulswelle eingeleitet wurden sein. Die erste Welle der Abwärtsbewegung führte vom Allzeithoch am 27.06. bei 816 bis zum ersten Tief am 12.08. bei 524. Die Bewegung betrug somit 292 Cent. Die 2. Welle startete am 25.08. von einem Zwischenhoch bei 620 und führte die Preise bis zu einem Tief am 27.10. bei 380. Diese Welle 2 lief also 240 Cent. Wenn wir davon ausgehen, dass die Bewegung am Freitag die 3. Welle des Impulses gestartet hat, dann sollte sich diese sowohl preislich als auch zeitlich an der 1. Welle orientieren. Dies würde einem Preisziel bei ca. 160 Cent entsprechen und damit nochmals einer Halbierung der aktuellen Preise. Die erste Welle verlief innerhalb von 26 Handelstagen, so dass ein solcher Tiefpunkt um den 8. Dezember zu erwarten wäre!
Berechnet man die Impulswellen nicht vom Allzeithoch, sondern erst nach der Ausbildung des Abwärtstrends, ergibt sich ein Bild welche Preisziele indiziert, die etwas höher liegen. Die erste Welle wäre dann 108 Cent lang gewesen, die 2. Welle 211 Cent und daher würde man der 3. Welle wieder eine Bewegung von ca. 108 Cent unterstellen. Ein Preisziel läge dann für die aktuelle Abwärtsbewegung bei ca. 320 Cent und somit noch ca. 30 Cent (= 1500 USD pro Kontrakt) vom letzten Preis am Freitag entfernt.
Wie so oft im Leben dürfte die Wahrheit wohl zwischen den Berechnungen liegen und sich im Bereich 250-300 Cent einpendeln. Dies würde dann einer kompletten Vernichtung sämtlicher Gewinne der Hausse 2006-2008 entsprechen, was bei langfristiger Betrachtung der Preischarts durchaus Sinn machen würde.
Beim Erreichen einer solchen Preiszone wäre dann wieder „Normalität“ in den Preisen vorhanden. Dies dürfte dann auch zur Folge haben, dass sämtliche Marktteilnehmer, welche sich in früheren Zeiten nicht in diesem Segment tummelten, sich dann auch mit mehr oder weniger großen Verlusten aus dem Markt verabschiedet haben dürften. Wir sehen daher beim Mais momentan weiterhin gute Chancen auf der Verkaufsseite. Da die Volatilitäten allerdings entsprechend groß sind, dürfte dies vor allem für sehr aktive Trader, welche die Märkte sehr zeitnah verfolgen können von Interesse sein, für mittelfristig orientierte Anleger erscheinen uns die Risiken eines Engagements an den Futures Märkten derzeit einfach zu groß!
Crude Oil
Das in der letzten Ausgabe erwähnte Preisziel von 50 USD wurde mittlerweile erreicht. Das wir dieses Preisziel „voraussagen“ konnten, war aber weniger eine brillante Expertise unsererseits, sondern vielmehr ein simples Zusammenzählen der Marktgegebenheiten. Nachdem jetzt allerdings die 50 USD Marke erreicht wurden ist, fragen sich viele Marktbeobachter, ob dies der Boden ist? Ein Blick auf den Chart zeigt, dass aktuell von einem Boden keinesfalls die Rede sein kann. Die Preise erreichten am Freitag nochmals neue Tiefs und konnten dann erst mit dem Anstieg der Aktienmärkte am Nachmittag etwas ansteigen. Dies kann man auch sehr gut an den intraday Charts sehen.
Betrachtet man die längerfristigen Charts auf Wochen- oder Monatsbasis, dann zeigen beide neue Tiefs auf Schlusskursbasis an, so dass ein Boden derzeit nicht erkennbar ist. Bei 50 USD ist der Preis jetzt auf eine Unterstützung aufgelaufen, von der aus – auch weil die 50 USD Marke eine psychologische Wirkung (runde Zahl) hat – die Preise etwas nach oben abprallen könnten. Wie weit dieses Abpraller geht, ist für uns nicht identifizierbar.
In vielen Indikatoren haben sich bullische Divergenzen gebildet, der Markt ist außerdem stark überverkauft, aber all dies sind Umstände welche in Bärenmärkten permanent auftreten und nicht überbewertet werden sollten. Ein Abpraller nach oben kann sicherlich schnell in den Bereich 15-20% gehen. Da wir aufgrund unserer Beobachtungen nicht davon ausgehen, dass ein Boden in Rohstoffen V-förmig verläuft, sehen wir einen solchen (möglichen) Anstieg daher eher als nochmalige Verkaufsgelegenheit, bis sich ein wirklicher tragfähiger Boden bildet. Man sollte bei der Betrachtung der Crude Oil Preise nicht vergessen, dass zwar der Preis jetzt inerhalb kürzester Zeit von 150 USD auf 50 USD gefallen ist, aber gleichzeitig ein Preis von 50 USD aber immer noch einem 370%igem Anstieg der Rohölpreise seit 1999 entspricht. Das Wort billig ist daher sicherlich nicht angebracht.
Als Beispiel wie ein Boden im Crude Öl ausschauen könnte, haben wir einen Chart aus dem Jahr 1986 herausgesucht. Damals war Crude Oil innerhalb von nur 4 Monaten von 31 USD auf unter 10 USD gefallen, ein Verlust von 68%. (aktuell ebenfalls -67% innerhalb von 4 Monaten). An der runden Marke von 10 USD prallte dann Crude Oil nach oben ab und stieg innerhalb von 2 Monaten um knapp 60% an. Danach fielen allerdings die Preise wieder bis auf die 10 USD Marke um dann an dieser Stelle einen doppelten Boden auszubilden.
Wir wissen nicht, inwieweit zum damaligen Zeitpunkt die großen Fonds bzw. Gelder institutioneller Investoren im Markt platziert waren. Aktuell wissen wir aber, dass immer noch sehr große Mittel über Indexfonds in den Märkten stecken und jeder Tag mit fallenden Preisen (siehe Indexcharts) Druck auf diese Fonds ausübt, Positionen zu schließen. Daher halten wir das Potential einer Erholung eher für begrenzt, da viele Investoren steigende Preise nutzen werden, um sich von Positionen zu trennen. Eine Blase welche sich über viele Jahre aufgebaut hat, ist eben nicht in ein paar Wochen abzubauen, sondern hier benötigt es auch Zeit. Auch die nach wie vor sehr hohen Tagesbewegungen und die Volatilität sprechen unserer Meinung derzeit gegen einen Boden. Daher sollten nur sehr erfahrene und aggressive Händler in diesem Markt derzeit aktiv sein. Für mittelfristige Händler scheinen uns Gewinnabsicherungen für bestehende Shortpositionen sinnvoll. Ein Bruch der 50 USD Marke sollte allerdings keinesfalls ausgeschlossen werden. Dies dürfte dann noch einmal eine sehr schnelle starke Bewegung nach unten zur Folge haben. Unterstützungen befinden sich dann erst im Bereich um die 40 USD bzw. dann bei 25-30 USD.
Aufgrund der nach wie vor sehr hohen Volatilitäten in den Märkten, empfehlen wir ein äußerst vorsichtiges und behutsames Handeln in den Märkten. Viele Futuresmärkte sind derzeit nur mit stark risikoreduzierten Strategien und bei entsprechender Kontengröße handelbar.
© Jens Rabe
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