Energieverbrauch wird 2025 stagnieren
08:38 Uhr | AGEB
AG Energiebilanzen legt Jahresschätzung vor / Mehr Energie für Raumwärme
Berlin, 17.12.2025 - Der Primärenergieverbrauch in Deutschland wird 2025 mit großer Wahrscheinlichkeit stagnieren oder sogar leicht fallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) geht in ihrer jetzt vorgelegten Jahresschätzung von einem Rückgang des Verbrauchs um etwa 0,1 Prozent auf 10.553 Petajoule (PJ) oder 360,1 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) gegenüber dem Vorjahr aus. Das entspricht einem Wert von 2.931 Terawattstunden (TWh) und liegt um 26,6 Prozent unter dem Ausgangswert des Jahres 2008 für die bis 2030 zu erreichenden Energieeffizienzziele.
Die jeweils zum Jahresende vorgelegte Schätzung der AG Energiebilanzen zeichnet sich in der Regel durch eine hohe Genauigkeit aus. Lediglich außergewöhnliche Witterungsgeschehnisse in den letzten Wochen des Jahres können die Entwicklung noch in stärkerem Maße beeinflussen.
Die gegenüber dem Vorjahr kühlere Witterung erhöhte den Verbrauch im raumwärmeabhängigen Teil der Energieversorgung. Besonders in den heizintensiven Monaten Februar, März und Oktober war es spürbar kälter als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres, sodass vom Witterungsverlauf ein verbrauchssteigernder Effekt ausgegangen ist. Ohne den verbrauchserhöhenden Einfluss der kühleren Witterung wäre der Energieverbrauch in Deutschland nach Berechnungen der AG Energiebilanzen dagegen um etwa 1,2 Prozent gesunken.
Die allenfalls leicht positive konjunkturelle Entwicklung hatte vermutlich nur einen geringen Einfluss auf die Entwicklung des Energieverbrauchs, da in energieintensiven Branchen die Produktion deutlich gedrosselt wurde.
Verbrauchssteigernd könnte sich ausgewirkt haben, dass die Verbraucherpreise für Kraftstoffe und Heizöl sanken und auch die Preise für Erdgas leicht zurückgingen. Insgesamt, so die AG Energiebilanzen, hatten 2025 die verbrauchssenkenden Faktoren einen stärkeren Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Energieverbrauchs als die verbrauchserhöhenden Einflussgrößen.
Schwache Chemiekonjunktur reduziert Bedarf an Mineralölprodukten
Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2025 insgesamt um 2,2 Prozent auf 3.767 PJ (128,5 Mio. t SKE). Für den Rückgang waren die um mehr als 3 Prozent gesunkenen Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sowie die Rückgänge bei Flüssiggas und sonstigen Produkten verantwortlich. Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg dagegen um knapp 1 Prozent und beim Dieselkraftstoff gab es ein Plus von gut 1 Prozent. Der Absatz von Flugkraftstoff erhöhte sich um mehr als 4 Prozent und der Absatz von leichtem Heizöl lag mit 3 Prozent im Plus.
Mehr Erdgas für Raumwärme und Kraftwerke
Der Erdgasverbrauch verzeichnete 2025 ein Plus von 3,6 Prozent und stieg auf 2.841 PJ (96,6 Mio. t SKE). Das Verbrauchsniveau liegt damit weiterhin deutlich unter dem zehnjährigen Mittel. Im Raumwärmemarkt kam es infolge der kühleren Witterung zu einem kräftigen Anstieg des Verbrauchs. Die Industrie verringerte die Nachfrage nach einem deutlichen Anstieg im ersten Quartal im Jahresverlauf wieder. Ungünstige Witterungsbedingungen für die Windstromerzeugung von Januar bis April führten zu einem Mehreinsatz von Gaskraftwerken und ließen die Stromerzeugung aus Erdgas um gut 4 Prozent ansteigen. Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas nahm um fast 8 Prozent zu.
Steinkohle steigert und Braunkohle vermindert Lieferungen an Kraftwerke
Der Verbrauch von Steinkohle ging 2025 insgesamt um gut 2 Prozent auf 754 PJ (25,7 Mio. t SKE) zurück. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete zwar einen Zuwachs um rund 10 Prozent, der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich dagegen um etwa 9 Prozent.
Der Verbrauch von Braunkohle verzeichnete 2025 eine Abnahme um mehr als 6 Prozent auf 756 PJ (25,8 Mio. t SKE). Die Inländische Produktion verringerte sich um knapp 7 Prozent . Die Lieferungen an Kraftwerke der öffentlichen Stromversorgung sanken um etwa 6 Prozent. Der Betrieb der verbliebenen Braunkohlenkraftwerke war 2025 erneut durch eine hohe Flexibilität des Anlagenbetriebs geprägt.
Stromimporte sind gesunken
2025 wurden 18,3 Mrd. kWh (66 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Die Exporte stiegen um gut 6 Prozent, die Importe gingen gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent zurück. Damit blieb Deutschland 2025 Nettoimporteur beim Strom, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als 2024. Importüberschüsse sind ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt. Höhere Stromimporte bedeuten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch weisen sie auf inländische Knappheiten hin.
Zuwächse bei Strom aus Erneuerbaren nur durch Sonne
Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2025 insgesamt um 3,6 Prozent auf 2.170 PJ (74,0 Mio. t SKE). Die kältere Witterung führte zu einem Anstieg des Verbrauchs erneuerbarer Energien im Wärmemarkt. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nahm insgesamt um 0,9 Prozent zu. Der Anstieg ist ausschließlich auf die Steigerung der Solarstromproduktion um mehr als 18 Prozent zurückzuführen. Die Stromerzeugung aus Wind verminderte sich dagegen um mehr als 4 Prozent und die der Wasserkraftwerke um mehr als 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mehr Erneuerbare und Erdgas im Energiemix
Im nationalen Energieträgermix konnten die erneuerbaren Energien sowie das Erdgas ihre Anteile im abgelaufenen Jahr ausweiten. Der Erdgasanteil stieg auf 26,9 (Vorjahr: 26,0) Prozent. Die Erneuerbaren erreichten einen Anteil von 20,6 (Vorjahr: 19,8) Prozent. Das Mineralöl verlor leicht und deckte 2025 insgesamt 35,7 (Vorjahr: 36,5) Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland. Bei Stein- und Braunkohle kam es erneut zu einem Anteilsverlust auf jeweils rund 7 Prozent.
CO₂-Emissionen sinken leicht
Die strukturellen Veränderungen des Energieverbrauchs sowie der stagnierende bis leicht fallende Verbrauch führen nach Einschätzung der AG Energiebilanzen 2025 zu einer Reduktion der energiebedingten CO₂-Emissionen in Höhe von gut 6 Millionen Tonnen (Mio. t). Das entspricht einer Minderung von mehr 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Energieverbrauch 2025 stagniert
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2025 in Deutschland
Veränderungen in Prozent - Gesamt 10.553 PJ oder 360,1 Mio. t SKE
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Leichte Veränderungen im Energiemix
Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2025
gesamt 10.553 PJ oder 360,1 Mio. t SKE, Anteile in Prozent (Vorjahr in Klammern)

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
in Deutschland 2000-2025 in Petajoule (PJ)

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Die aktuelle Ausgabe des Quartalsberichts der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ist jetzt abrufbar: "Energieverbrauch in Deutschland - Daten für das 1.-4. Quartal 2012"
© Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde 1971 in Essen von sieben Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und drei auf dem Gebiet der energiewirtschaftlichen Forschung tätigen Instituten gegründet. 2004 erfolgte eine Umgründung in einen Verein. (www.ag-energiebilanzen.de).