Gold: Die Luft wird dünner
09:01 Uhr | Björn Heidkamp (Kagels Trading)
Der abgebildete Chart zeigt die historische Kursentwicklung des Gold Futures von 1995 bis heute, bei Kursen von 4.094,20 USD/Unze. Ein Notierungsstab bildet die Kursschwankungen des Gold Futures für ein Quartal ab.
Langfristiger Aufwärtstrend intakt
Der Gold Future befindet sich aus der langfristigen Perspektive des Quartalscharts seit März 2024 in einem deutlichen Aufwärtstrend.
Nach zwei aufeinander folgenden "Break-away-Gaps" im September und Oktober beschleunigte sich die Aufwärtsbewegung nochmals. Am 20. Oktober wurde die aktuelle Bestmarke bei 4.372,30 in den Chart geschrieben.
Seit dem vierten Quartal 2023 hat der Gold Future keine Korrektur auf dem Quartalschart gemacht. Jedes Folge-Quartal hat demnach ein höheres Hoch und ein höheres Tief ausgebildet. In Zahlen hat Gold um fast 140% zulegen können.
Zunahme der Volatilität im Oktober
Im Oktober hat sich die Handelspanne des Goldes mit 529,50 US$ nochmals stark ausgeweitet. Trotz der ohnehin nicht niedrigen Dynamik der Vormonate lässt sich im Monat Oktober mindestens die größte Volatilität der letzten sieben Monate beobachten. Mit einem Schlusskurs im unteren Drittel des Notierungsstabes lässt sich ein erstes Warnsignal auf einen ermüdeten Trend ausmachen.
Korrektur auf dem Wochenchart
Im Zeitraum von Mitte August bis Mitte Oktober legten die Kurse des gelben Edelmetalls um mehr als 1.000 US$ zu. Die Dynamik dieser Bewegung hat den kurzfristigen Trend aus technischer Sicht überreizt. Ein solch schneller Anstieg muss oftmals erst einmal verdaut, sprich konsolidiert werden, was offenbar gerade entweder über den Faktor Zeit und einer Konsolidierung oder über eine Kurskorrektur geschieht.
Dadurch ist es ausgehend von dem bisherigen Allzeithoch am 20. Oktober bis 28. Oktober zu einem ersten kurzen dynamischen Rücksetzer bis auf 3.919,20 gekommen.
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts wurde der übergeordnete primäre Aufwärtstrend durch diese Korrektur unterbrochen.
In der abgelaufenen Börsenwoche hat Gold mit einer Aufwärtsnotierungslücke eröffnet. Die darauffolgenden Kursgewinne wurden zum Wochenschluss wieder abverkauft, so dass der dritte negative Umkehrstab in Folge auf dem Wochenchart entstanden ist. Insbesondere die schnellen Richtungswechsel mit vielen Notierungslücken auf dem kurzfristigen Tageschart deuten auf eine Unentschlossenheit der Marktteilnehmer.
"Two Legs, Ten Bars"
Nicht selten verlaufen Korrekturen oder Konsolidierungen nach einem derartig starken Aufwärtstrend mit acht Aufwärtswochen in Folge in bestimmten Schemata ab. In der Regel kommt es mindesten zu zwei "Abwärtsbeinen" (two legs) und zehn Notierungsstäben (ten bars), während der Haupttrend pausiert. Bezogen auf den aktuellen Goldchart wurde das erste Abwärtsbein durch die Korrektur von 4.372,30 auf 3.919,20 ausgebildet. Erst Kurse über der bestehenden Bestmarke würden den übergeordneten Aufwärtstrend wieder bestätigen.
Gold weiter saisonal positiv
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Rohstoffe, Währungen, Aktien und Indizes statistische Durchschnittswerte berechnen.
Unter der Betrachtungsweise dieser geglätteten Zyklen-Analyse aus den vergangenen 20 Jahren war im Zeitraum von Anfang Oktober bis Anfang Dezember statistische Stärke zu beobachten, ehe sich im Chart in den ersten beiden Dezemberwochen eine klar sichtbare Korrektur beobachten lässt.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Quartalscharts befindet sich der Gold Future in einem etablierten Aufwärtstrend. Langfristig ist nichts wahrscheinlicher als eine Fortsetzung dieser Aufwärtsbewegung, insbesondere nach einem Rücksetzer oder einer entsprechenden Konsolidierung.
Aus der mittelfristigen Sichtweise des Wochencharts wurde der übergeordnete Aufwärtstrend unterbrochen. Dynamische Richtungswechsel deuten auf unentschlossene Investoren hin. Weder Bullen, noch Bären können sich aktuell klar durchsetzen. Nach einer technisch überhitzten Aufwärtsbewegung dürften viele Marktteilnehmer ohnehin eher bereit sein, aufgelaufene Gewinne zu realisieren oder aber ihre Gewinnrealisierungsstops näher am Markt zu platzieren. Dadurch steigt das Risiko einer ausgedehnten Konsolidierung oder einer Fortsetzung der aktuellen Korrektur.
Bei Kursen unter 3.919 ist ein weiteres Absinken in Richtung 20 Wochen-Linie (aktuell steigend bei 3.690) und dem 61,8%igen Fibonacci-Korrekturlevel bei 3.750 (Aufwärtsbewegung von Mitte August bis Mitte Oktober) möglich. Aktuell wäre bei diesem Szenario lediglich von einer gesunden mittelfristigen Gegenbewegung im primären Aufwärtstrend auszugehen.
Kurse unter der seit Mai 2025 bestehenden eingezeichneten Aufwärtstrendlinie bei etwa 3.520 (steigende Tendenz) würden die mittelfristigen Aussichten nochmals verschlechtern. Mit den Unterstützungen bei 3.300, 3.250 und 3.120 ist der Gold Future nach unten vorerst gut abgesichert.
Steigt der Gold Future über 4.243, dürften die Bestmarken um 4.372,30 nochmals in Angriff genommen werden. Deutliche Kurssteigerungen darüber sind aus Sicht der Gesamtgemengelage aktuell ohne eine Fortsetzung der Korrektur oder einer zeitlich ausgedehnten Konsolidierung unwahrscheinlicher als das erstgenannte Szenario.
© Björn Heidkamp
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